Wirtschaft

prinovis 2013 gst 01918.04.2013: Die am Montag begonnenen Verhandlungen über die Abwicklung der Prinovis-Druckerei in Itzehoe und über die Ausgestaltung eines Sozialplans zwischen Geschäftsführung, Gewerkschaft und Betriebsrat begannen mit einem Paukenschlag: Die Großdruckerei soll schon früher als geplant geschlossen werden. Das Bertelsmann/Springer-Unternehmen will schon Ende April 2014 statt wie Anfang des Jahres angekündigt im August die Maschinen ausschalten und die bis zu 1200 Beschäftigten einer ungewissen sozialen und beruflichen Zukunft überlassen. Laut ver.di-Verhandlungsführer Martin Dieckmann plant Prinovis, die Produktion schon ab Januar herunterzufahren. Ende April 2014 soll der Betrieb dann ganz stillgelegt werden.

Mit Trillerpfeifen, Sirenen und Transparenten hatte die Belegschaft unmittelbar vor dem Start der Gespräche noch einmal die Unternehmensführung an ihre Verantwortung erinnert - und der Lärm zeigte  Wirkung. Mitten in der Kundgebung stellte sich die Unternehmensleitung den protestierenden KollegInnen. Überraschend kam Prinovis-Chef Dr. Bertram Stausberg aus dem Gebäude und sprach zu den Mitarbeitern - zum ersten Mal seit Bekanntgabe der Schließung am 6. Februar. Allerdings ohne ihnen substanziell etwas Neues mitzuteilen. Forderungen, die Entscheidung gegen den Standort Itzehoe noch einmal zu überdenken, wies er zurück. "Die Entscheidung steht."

prinovis 230213 Martin Dieckman mami 2134Zu Beginn der Gespräche sagte ver.di-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann gegenüber der Presse: "Es sind nicht irgendwelche Verhandlungen, die heute beginnen. Auch wir haben keine Erfahrungen mit einer Abwicklung in dieser Größenordnung. Es ist - gemessen an der Größe der Region - die größte Schließung einer Druckerei in der Nachkriegszeit". Deshalb werde auch sehr genau auf die Gespräche geschaut. "Bertelsmann muss sich in der Region engagieren", nannte Dieckmann eine Forderung an den Hauptgesellschafter. Es müsse in neue Jobs investiert werden. Und die Gewerkschaft verlange die Einbeziehung der Leiharbeiter in den Sozialplan. Es hänge vom Verhalten der Geschäftsführung ab, ob die Mitarbeiter bereit seien, bis zum Schluss für eine reibungslose Produktion zu sorgen.

"Was wird aus uns?" Die Frage steht über den Seiten des Fotobuchs, für das sich 450 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Druckerei Prinovis abgelichtet haben. Sie wollen damit zeigen, dass hinter jedem der mehr als 1000 Mitarbeiter, die von der Schließung des Standorts betroffen sind, ein Schicksal, eine Existenz steht.  Man werde "mit vielen Aktionen den Druck aufrechterhalten", kündigte Betriebsratsvorsitzender Sven Guericke an. Abfindungen seien wichtig. Aber entscheidend sei, dass keiner in die Arbeitslosigkeit geht. "Geld ist nicht alles, wir brauchen neue Jobs, das ist wichtiger."

Dem schloss sich Bürgermeister Dr. Andreas Koeppen an. Was der Bertelsmann-Konzern in Itzehoe mache, sei "die Zerstörung von Träumen, von Existenzen und der Region". Der Konzern sei milliardenschwer, "aber ohne Verantwortungsbewusstsein für die Region". Koeppens Appell an die Mitarbeiter: "Holt euch, was euch zusteht!"

Über 2.000 Menschen hatten am 23. Februar in Itzehoe gegen die geplante Vernichtung von 1.200 Arbeitsplätzen der mehrheitlich dem Bertelsmann-Konzern gehörenden Prinovis- Großdruckerei demonstriert nachdem Vorstandschef  Stausberg auf der Betriebsversammlung verkündet hatte, dass der Standort Itzehoe vollständig geschlossen werden solle, um dadurch rund 20 Millionen Euro einzusparen.

prinovis 2013 gst 048Prinovis gilt als der größte Tiefdruckkonzern in Europa (Bertelsmann hält 74,9 Prozent, die restlichen 25,1 Prozent liegen bei der Axel Springer AG). Produktionsstandorte der rund 3.800 Beschäftigten sind Itzehoe, Ahrensburg, Dresden, Nürnberg und Liverpool. Der Medienkonzern Bertelsmann (Gruner + Jahr, RTL-Group, Random House, Arvato) wies 2012 einen Konzernumsatz von rund 16 Milliarden Euro (Vorjahr: 15,4 Mrd. Euro) aus. Die Umsatzrendite überstieg erneut die 10-Prozent-Marke. Das Operating EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) betrug wie im Vorjahr ca. 2,2 Milliarden Euro.

Mit der Schließung des Druckortes Itzehoe soll der Profit  weiter in die Höhe schnellen. Den Verlust von 1.200 Arbeitsplätzen, den die Betriebsschließung der modernen Großdruckerei kosten wird, wird billigend in Kauf genommen. Betroffen wären aber nicht nur die Beschäftigten und ihre Familien sondern darüber hinaus viele Lieferanten und Händler in der Stadt Itzehoe. Dem Appell des Itzehoer Bürgermeisters an die KollegInnen: "Holt euch, was euch zusteht!" ist voll und ganz zuzustimmen.

Aus den jüngsten Ankündungen der Konzernleitung über ein früheres Aus der Druckerei kann gemutmaßt werden, dass allem Anschein nach schon Ende des Jahres mit der Demontage des Betriebes begonnen werden könnte; z.B. mit dem Verscherbeln von hochmoderner Technik.  Diese Pläne zu durchkreuzen – mit welchen phantasievollen Aktionen auch immer – wird Teil des betrieblichen und überbetrieblichen Kampfes um den Erhalt der Arbeitsplätze bei Prinovos sein müssen. Ein Erfolg des Kampfes gegen den Bertelsmann-Konzern wird nur möglich werden, wenn die Prinovis-Belegschaften betriebsübergreifend mit den Gewerkschaften im Bündnis mit der Region und ihren politischen und sozialen Akteuren solidarisch in Aktion treten.

Text/Fotos: gst

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