Literatur und Kunst

Logo Z01.06.2016: Die Nr. 106 (Juni 2016) der Zeitschrift Z - Marxistische Erneuerung wird in den nächsten Tagen ausgeliefert. Diese Ausgabe hat den Themenschwerpunkt „Krisenreaktionen in Europa“ mit Beiträgen von Walter Baier (Radikale Rechte in Europa), Gerd Wiegel (AfD in D), Klaus Dräger (Bilanz „Linker Aufbruch in Europa?“), Sebastian Chwala (Nuit Debout) und einem Gespräch zwischen Alexander Charlamenko und Gudrun Havemann (Russland).

 

Außerdem werden Untersuchungen veröffentlicht zu „Weltwirtschaft und Finanzmarktkapitalismus“ von Jörg Goldberg (Weltkonjunktur und Finanzmarktkrise), Dieter Boris (BRICS und neue Weltordnung) und Mohssen Massarrat (Theorie des Finanzmarktkapitalismus).

Weitere Beiträge zu Migration (Dominik Feldmann/John Lütten/Patrick Ölkrug und Max Pichl), zur „Jahrhundertrede“ auf dem XX. Parteitag und zum KPD-Verbot 1956 (Karl-Heinz Gräfe, Hans-Henning Adler), zur Methodik der Streikberichterstattung (Lea Schneidemesser/Juri Kilroy), zu „Heiligen Kühen“ des Marxismus (Georg Fülberth) sowie Fortsetzung der Debatte um Innovationsökonomie (Friedrich Carl/Paul Oehlke) plus Tagungsberichte und Buchbesprechungen

Editorial
Europa existiert seit bald einem Jahrzehnt im Krisenmodus. Alle europäischen Gesellschaften sind geprägt durch neoliberale Deregulierung, Konkurrenzaktivierung, wachsende Sektoren von Armut und Prekarität. Die gesellschaftliche Polarisierung ist mit Entwertungserfahrungen und Abstiegsängsten bis weit in die Mittelschichten verbunden. Dies ist das soziale und psychologische Milieu einer Rechtsentwicklung unter Krisendruck, die wir gegenwärtig in Europa erleben.

Flucht und Migration nach Europa sind in den letzten anderthalb Jahren als zusätzlicher Katalysator dieser Rechtsentwicklung genutzt worden. Die Ergebnisse der Landtagswahlen vom März d. J. oder der jüngsten Präsidentschafts-Wahlen in Österreich sind nur Schlaglichter in diesem Prozess. Demgegenüber hat die Linke Rückschläge zu konstatieren. Diese Fragen behandelt der Themenschwerpunkt „Krisenreaktionen in Europa“.

Walter Baier gibt einen Überblick über die „Radikale Rechte in Europa“. Er unterscheidet zwischen rechtsextremen Parteien, die sich explizit in eine nazistische Tradition stellen, und Rechtsradikalen bzw. Rechtspopulisten, die sich davon abgrenzen. Den Aufstieg der in verschiedenen Fraktionen des EU-Parlaments organisierten Kräfte zeigt er als europäisches Phänomen. Die Behauptung, insbesondere die Arbeiter wählten rechts, weist Baier zurück, vielmehr gewinne die radikale Rechte Zuspruch aus verschiedenen Klassen und Schichten. „Die Ursachen für den Aufstieg der rechtsradikalen Parteien (…) schließen zahlreiche politische und kulturelle Faktoren ein: Neben Krise, Prekarität und Abstiegsangst der Mittelschichten sind es der Verfall der Sozialdemokratie, der, wenn er auf der Linken nicht durch eine glaubwürdige radikale Alternative kompensiert wird, die Enttäuschung über das politische System nur allzu leicht auf die Mühlen der radikalen Rechten leitet.“ (S. 17)

Gerd Wiegel analysiert Aufstieg und Ziele der AfD. In einem ersten geleakten Programmentwurf hatte sich die Partei als ein „Haufen herzloser Konservativer und völkischer Marktradikaler“ entpuppt, der „programmatisch offenbar deutlich neben ihrer frisch bejubelten Wählerklientel“ lag. Die nun beschlossene Fassung „spiegelt die politischen Vorstellungen einer konservativreaktionären, nationalistischen und rechtspopulistischen Partei“ wider. Diese sei bei den zurückliegenden drei Landtagswahlen besonders unter Arbeitern erfolgreich gewesen. „Offensichtlich ist es der AfD gelungen, soziale Ängste und Sorgen mit dem Thema Geflüchtete zu verbinden und die Angst vor einer potenziellen Konkurrenz um die knapp gehaltenen öffentlichen Ressourcen für sich nutzbar zu machen.“ (S. 23)

Der Wahlsieg von Syriza im Januar 2015 hatte bei vielen Linken, insbesondere auch beim politischen Zusammenschluss der Europäischen Linken (EL), die Hoffnung erzeugt, es werde nun in einer Art Dominoeffekt auch in anderen europäischen Ländern zu einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse nach links und damit zu einer Aufweichung der Austeritätspolitik kommen. Klaus Dräger setzt dieser Erwartung eine nüchterne Analyse der Kräfteverhältnisse in der EU und vor allem in Griechenland, Portugal, Irland und Spanien entgegen. Seine Zwischenbilanz: Es ist eine starke Fragmentierung des politischen Spektrums zu verzeichnen, in etlichen Ländern ist die Sozialdemokratie weiter auf dem absteigenden Ast, verbliebene Mitte-Links-Regierungen (Italien, Frankreich) sind auf Austerität und neoliberale Strukturreformen gepolt, rechtspopulistische Parteien, die sich als „antisystemische“ Kräfte profilieren, sind im Aufschwung. Formationen der radikalen Linken in Spanien und Portugal sind zwar erstarkt, aber bei weitem nicht in dem Maß, dass sie eine politische Linkswende durchsetzen könnten. Die Linke wird in weiten Bereichen als Teil des Establishments wahrgenommen. Dräger unterstreicht: Eine ohne Tabus geführte Debatte unter Linken über diese Probleme ist bitter nötig.

Sebastian Chwala untersucht die „Nuit Debout“-Bewegung in Frankreich vor dem Hintergrund des Aufstiegs des Front National und der Krise des Parti Socialiste. Einerseits konstatiert er das stärker werden einer linken politischen Opposition. Andererseits betont er, dass dieser linksoppositionelle Aufbruch bislang keinen parteipolitischen Ausdruck findet.

Der Blick in eine andere Himmelsrichtung zeigt, in welchem Ausmaß im postsowjetischen Russland Putins rechte und religiös fundierte Tendenzen Konjunktur haben. Im Gespräch mit Gudrun Havemann analysiert Alexander Charlamenko die derzeitige ideologische Bedeutung der Religion in Russland. Charlamenko zeichnet nach, wie insbesondere der Kult um den Fürsten Wladimir an konterrevolutionäre russische Traditionen anknüpft und betont, dass diese Zuwendung zur Religion nicht als Ausweis der Stärke des gegenwärtigen russischen Regimes interpretiert werden kann.

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Weltwirtschaft und Finanzmarktkapitalismus:

Die Folgen der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise von 2008 prägen noch immer die globale wirtschaftspolitische Agenda. Vor dem Hintergrund der internationalen Wirtschaftslage im Frühjahr 2016 vertritt Jörg Goldberg die These, dass der klassische Konjunkturzyklus in den entwickelten kapitalistischen Ländern gestört sei. Hauptmerkmal ist die anhaltende Investitionsschwäche und die damit verbundene Aufblähung der Finanzmärkte. Die derzeit herrschende Niedrigzinsphase ist einerseits eine Folge dieser Aufblähung, wirkt aber andererseits verstärkend auf diese zurück.

Der wirtschaftliche Aufstieg der Schwellenländer und deren Emanzipation von der westlichen Dominanz haben neue, globale Akteure auf den Plan gerufen. Dieter Boris schildert die Herausbildung der BRICS-Gruppe und deren Institutionalisierung. Obwohl einige Mitgliedsländer derzeit mit wirtschaftlichen und politischen Krisen zu kämpfen haben, habe die Gruppe sich stabilisiert und beeinflusse die globalen Kräfteverhältnisse. Allerdings ist derzeit noch nicht absehbar, ob dieser Einfluss zur Entwicklung einer gerechteren Weltwirtschaftsordnung beitragen wird.

Mohssen Massarrat setzt sich in Abgrenzung zu Hilferdings Verständnis des Finanzkapitals mit dem Begriff des Finanzmarktkapitalismus (FMK) auseinander, den er als eine spezifische historische Kapitalformation schildert, in der Kapitalakkumulation durch Umverteilung im Vordergrund steht. Der FMK blockiere Reformen im Kapitalismus und damit auch postkapitalistische Perspektiven. Daher sollten antikapitalistische Bewegungen den Kampf gegen die den FMK tragenden Teile des Kapitals in den Vordergrund ihrer Anstrengungen stellen und gesellschaftliche Allianzen bilden, die auch den Mittelstand einbeziehen.

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Kapitalismus und Migration II: In Fortsetzung des Schwerpunkts aus Z 105 (März 2016) bringen wir zwei Beiträge von der diesjährigen „Marxistischen Studienwoche“, die demselben Thema gewidmet war.

Dominik Feldmann, John Lütten und Patrick Ölkrug zeichnen die Verbindungen zwischen den Widersprüchen des kapitalistischen Weltsystems und den regionalen und globalen Migrationsbewegungen nach. Sie liefern aktuelle quantitative und Struktur-Daten, beleuchten die Klassenfrage in Bezug auf die Zukunft der Geflüchteten in Deutschland und ergründen die häufigsten Fluchtursachen.

Maximilian Pichl untersucht die juristische Seite von Migration, Asylpolitik und Grenzregimen auf der europäischen Ebene. Diskutiert wird die Strategie, durch Klagen vor dem europäischen Gerichtshof das „transnationale“ Flüchtlingsrecht über Präzedenzfälle und Musterurteile im Sinne der Menschenrechte mit zu gestalten.

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Weitere Beiträge:

Nicht nur für die Kommunisten, für die Linke insgesamt brachte das Jahr 1956 tiefe Einschnitte. Dies gilt insbesondere für den XX. Parteitag der KPdSU und – in der Bundesrepublik – für das Verbot der KPD. Karl-Heinz Gräfe gibt anhand neuerer, insbesondere russischsprachiger Literatur einen Überblick zur „Jahrhundertrede“ Chruschtschows und zu den Massenrepressalien der Stalinperiode.

In seiner „rechtlich-politischen Nachbetrachtung“ zum KPD-Verbot behandelt Hans-Henning Adler den historischen Kontext des Kalten Krieges und die Entscheidungsbegründung des Bundesverfassungsgerichtes.

Nach den Analysen ausgewählter Streiks in Z 103 (September 2015) wird im vorliegenden Heft ein neues Untersuchungsverfahren („Streikmonitor“) vorgestellt, mit dem in Ergänzung zur bestehenden Berichterstattung verschiedener Institutionen systematisch Informationen über Streiks in der Bundesrepublik gesammelt werden sollen. Lea Schneidemesser und Juri Kilroy erläutern das Verfahren und werten erste Befunde aus. Eine halbjährliche Berichterstattung ist geplant (Förderprojekt der Heinz Jung-Stiftung).

K. H. Tjaden und Margarete Tjaden-Steinhauer haben u.a. in dieser Zeitschrift zahlreiche Beiträge zur Weiterentwicklung historisch-materialistischer Gesellschaftstheorie, publiziert – Anregungen, die Georg Fülberth aus gegebenem Anlass resümiert, womit zur Debatte ermuntert werden soll. Es folgen ein weiterer Diskussionsbeitrag zur Innovationsökonomie sowie die Rubriken „Berichte“ und „Buchbesprechungen“.

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Der Abschluss dieses Heftes wurde überschattet vom Tod unseres Freundes, langjährigen Arbeitskollegen und Genossen Hermann Lenke. Er gehörte seit 1986 zum Mitarbeiterkreis des IMSF und hat nach 1990 in der ihm eigenen unprätentiösen Weise die Z-Arbeit in vielfältiger Weise unterstützt. Wie sehr wir ihm zu Dank verpflichtet sind, werden wir erst in Zukunft ermessen können.

Z 107 (September 2016) wird als Schwerpunktthema die aktuelle Debatte um „Transformation des Kapitalismus“ behandeln.

http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/

Wir sprechen über Palästina

Gazakrieg Grafik Totoe 2024 04 07

mit Rihm Miriam Hamdan von "Palästina spricht"

Wir unterhalten uns über den israelischen Vernichtungskrieg, die Rolle Deutschlands (am 8. und 9. April findet beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag die Anhörung über die Klage Nicaraguas gegen Deutschland wegen Beihilfe zum Völkermord statt), die Situation in Gaza und dem Westjordanland und den "Tag danach".

Onlineveranstaltung der marxistischen linken
Donnerstag, 18. April, 19 Uhr

https://us02web.zoom.us/j/82064720080
Meeting-ID: 820 6472 0080


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Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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