12.04.2017: Zwischen dem 9. und 11. April fanden auch dieses Jahr die Gedenkveranstaltungen zur Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald statt. Anwesend waren, neben zahlreichen Besuch*innen, 25 Zeitzeug*innen, die die nationalsozialistischen Verbrechen überlebten. Am 11. April 1945 war das Konzentrationslager Buchenwald befreit worden. Doch es waren nicht nur die anrückenden amerikanischen Alliierten, sondern auch der gut organisierte antifaschistische Widerstand innerhalb des Lagers, welcher die SS-Truppen schlussendlich zum Rückzug zwang.
Das KZ-Buchenwald, welches mit 136 Nebenstellen zu einem der größten Konzentrationslager in Deutschland gehörte, wurde im Juli 1937 auf dem Ettersberg bei Weimar errichtet. Wie alle Konzentrations- und Vernichtungslager diente auch Buchenwald dem Quälen und der systematischen Ermordung von Inhaftierten. So wurde schon wenige Monate nach der Fertigstellung des Lagers „der Bunker“ errichtet, in welchem unter der Leitung und der aktiven Teilnahme von SS-Aufseher Martin Sommer, gefoltert und misshandelt wurde. Später, ab 1942, ging man zudem daran auch medizinische Versuche durchzuführen, in denen Häftlinge gezielt mit Tuberkulose oder Fleckfieber infiziert wurden, um Impfstoffe zu testen. In den acht Jahren des Bestehens wurden 266.000 Menschen nach Buchenwald verschleppt und inhaftiert, 56.000 wurden ermordet. Unter ihnen französische, polnische, sowjetische und ungarische Bürger*innen, sowie Jüdinnen und Juden, Homosexuelle und politische Feinde.
Einheitsfront und Widerstand
Natürlich ist es, wie bereits erwähnt, auch der stetig näher rückenden amerikanischen 3. Armee zu verdanken, dass die SS auf Befehl Heinrich Himmlers am 11. April 1945 das Lager aufgegeben hat und fliehen musste, womit eine Befreiung endlich möglich wurde. Doch maßgeblich dazu beigetragen hatte auch der Widerstandskampf innerhalb des Lagers, organisiert von einer parteiübergreifenden Einheitsfront, bestehend aus Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen und vielen weiteren Antifaschist*innen. So gelang es ihnen nicht nur gezielte Sabotageakte an V2-Raketen durchzuführen, wodurch erreicht wurde, dass knapp 20% dieser Raketen für den Einsatz untauglich gemacht wurden. Sie hielten zudem Waffen und Munition für den ersehnten Tag der Befreiung zurück, um alsdann das Kommando zu übernehmen, und konnten durch das Verstecken von Häftlingen sowie durch offene Befehlsverweigerung eine Gesamtevakuierung des Lagers hinauszögern. Gänzlich vermieden werden konnten die Evakuierungen jedoch nicht. Insbesondere bei den als Evakuierurungsmärschen getarnten Todesmärschen kamen noch in den letzten Tagen vor der Befreiung mehrere tausend Menschen ums Leben.
Nach dem 11. April veröffentlichten eine Reihe von Gefangenengruppen Erklärungen, in welchen sie deutlich festhielten, dass ihr oberstes Ziel darin bestehe, den Faschismus zu bekämpfen und für eine Welt des Friedens einzustehen. Neben dem Buchenwald Manifest und der Entschließung der KP Buchenwald, war eine der bis heute deutlichsten Losungen der Schwur von Buchenwald. Am 19. April 1945, nur acht Tage nach der Befreiung, leisteten dafür 21.000 Überlebende diesen Schwur für die in Konzentrationslagern Ermordeten.
Appell an die folgenden Generationen
Dieser Tage versammelten sich erneut die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald auf Einladung der dortigen Gedenkstätten. Als Internationales Komitee Buchenwald Dora und Kommandos gedachten sie dort gemeinsam mit ihren Angehörigen und zahlreichen Antifaschist*innen dem 72. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers. Bereits am vergangenen Sonntag kamen dazu mehr als 500 Personen auf dem ehemaligen Appellplatz zusammen, unter ihnen die Zeitzeug*innen und Überlebenden Eva Puzstai (Ungarn), Gilberto Salmoni (Italien), Naftali Fürst (Israel) und Günter Pappenheim (Deutschland). Sie alle sind bereits als Kinder oder Jugendliche in Konzentrations-, oder auch Vernichtungslager wie Auschwitz deportiert worden. Sie waren es auch, die am Sonntag ihre Vermächtniserklärungen vortrugen und damit, dem Schwur von Buchenwald treu, den Auftrag an die Anwesenden, insbesondere an die jüngere Generation, stellten, die Verbrechen des deutschen Faschismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, seine Opfer in Erinnerung zu behalten und die neofaschistischen und rassistischen Stimmen und Strukturen, die nichts an Aktualität eingebüßt haben, zu bekämpfen.
Seinen Schluss fand die alljährliche Gedenkfeier am 11. April mit einer Gedenkminute um 15:15, dem Zeitpunkt der Befreiung.
txt: Max van Beveren