Europa

I kubAerzte Kalabrien23.08.2022: 500 Ärzt*innen aus Kuba sollen der süditalienischen Region Kalabrien helfen, vorübergehend die chronischen Personalprobleme im öffentlichen Gesundheitssystem zu beheben. Der Präsident Kalabriens, Roberto Occhiuto von Berlusconis rechter Forza Italia, hat ein Abkommen mit der kubanischen Regierung für die Entsendung von Ärzten zur Unterstützung der Krankenhäuser in Kalabrien unterzeichnet.

 

Angesichts von Pensionierungen, Privatisierungen und Suspendierungen von Nichtgeimpften herrscht in den italienischen Krankenhäusern ein Ärztemangel. Das  von der kubanischen Botschaft und der kubanischen Ärztegesellschaft unterzeichnete Kooperationsabkommen mit unbestimmter Dauer soll Kalabriens Gesundheitssystem helfen, bis zur Einstellung von neuen Ärzt*innen über die Runden zu kommen. Das Abkommen sieht vor, dass Kuba 500 Fachkräfte zur Verfügung stellt, die je nach Bedarf nach Kalabrien entsandt werden sollen. Im September sollen die ersten etwa 33 Ärzt*innen eintreffen, die bereits Italienisch sprechen. Kubanische Ärzt*Innen waren bereits während der Pandemie in der Lombardei zum Einsatz gekommen. (siehe kommunisten.de: Italien verabschiedet cubanische Mediziner*innen)

"Wir haben dasselbe getan, was die nördlichen Regionen in einem anderen Notfall getan haben. Und wir werden dieses System so lange nutzen, bis die freien Stellen in den Krankenhäusern besetzt werden können", sagte Occhiuto und beteuert: "Niemand hier will italienische oder kalabresische Ärzte verdrängen. Im Gegenteil, wir sind bereit, sie einzustellen, und zwar auf unbestimmte Zeit. Aber in unserem Land und insbesondere in Kalabrien sind wir derzeit mit konkreten Schwierigkeit konfrontiert, Ärzte zu finden und einzustellen.“

Die Ärztegewerkschaft kritisiert die Initiative der Region Kalabrien. Laut Cosmo De Matteis von der Italienischen Ärztegewerkschaft (SMI) seien kubanische Ärzte nicht die Lösung des Problems. "Ohne den kubanischen Ärzten, die international zu den besten der Welt gehören, etwas absprechen zu wollen, ist es fraglich, ob es wirklich notwendig ist, den Atlantik zu überqueren, um Italiener zu behandeln und ob nicht eine landesinterne Lösung hätte gefunden werden können. Die strukturellen Probleme des kalabresischen Gesundheitswesens müssen angegangen werden, um den gesundheitlichen Bedürfnissen der Bürger gerecht zu werden“, sagte er.

Laut Gesundheitsstaatssekretär Pierpaolo Sileri müsse der öffentliche Gesundheitsdienst für Ärzt*innen und Angehörige der Gesundheitsberufe wieder attraktiver werden. Viele medizinische Fachkräfte würden nach ihrem Studienabschluss ins Ausland gehen oder in der Privatwirtschaft arbeiten. Viele würden das öffentliche Gesundheitssystem im Alter von 50 Jahren verlassen. Niedrige Gehälter, Personalmangel und folglich schwerere Arbeitsschichten seien Ursache dieser Situation. In einigen medizinischen Bereichen wie der Notaufnahme und Notfallabteilungen sei die Lage besonders kritisch.

In den letzten 3 Jahren hat Italiens Gesundheitsdienst durch Pensionierungen, Todesfälle, aber auch freiwillige Austritte aus dem öffentlichen Gesundheitswesen fast 21.000 Fachärzt*innen verloren. Von 2019 bis 2021 schieden 8.000 Mediziner*innen vor der Pensionierung aus dem Gesundheitssystem aus, davon 2.886 im Jahr 2021. Dazu gehören auch Impfgegner*innen, die sich der seit Mai 2021 geltenden Impfpflicht widersetzten und ihre Stelle verlassen haben oder aus dem Dienst entfernt wurden. So wurden im Dezember letzten Jahres 281 ungeimpfte kalabrische Ärzt*innen von den Gesundheitsbehörden bei der Arbeit "überrascht" und sind bis heute vom Dienst suspendiert. Dies erscheint umso absurder, als das Gesetz, das eine Pflichtimpfung gegen "Covid" vorschreibt, voraussichtlich in einigen Monaten ausläuft.

 

SOS, SIE BITTEN DIE KUBANISCHEN KOMMUNISTEN UM HILFE

von Giorgio Cremaschi, Potere al Popolo

Und so hat der rechte Flügel der Regierung in Kalabrien ein Abkommen mit der kubanischen Regierung geschlossen, um 500 Ärzte zur Rettung des kollabierenden regionalen Gesundheitsdienstes zu bekommen.

Wenn Meloni, Berlusconi und Salvini ihre antikommunistischen Kundgebungen abhalten und die höchsten Werte des westlichen Kapitalismus preisen, sollten Sie daran denken, dass sie kubanische Ärzte um Hilfe gebeten haben.

Wenn Letta (Vorsitzender der Demokratischen Partei PD) und Co. von Loyalität gegenüber der NATO und den USA sprechen, sollten Sie daran denken, dass Kuba seit 60 Jahren unter einer illegalen und kriminellen Blockade des Westens leidet und trotzdem eine so fortschrittliche Gesundheitsversorgung entwickelt hat, dass es einem G7-Land hilft.

Und schließlich, wenn die PD und die Lega wieder eine differenzierte Autonomie fordern, erinnern Sie sie an das Desaster der 20 verschiedenen regionalen Gesundheitssysteme, von denen jedes einzelne das Gesundheitswesen zunehmend privatisiert hat.

Italien ist eines der reichsten Länder der Welt, aber seine herrschenden Klassen haben eine seiner wertvollsten Errungenschaften zerstört: das öffentliche Gesundheitswesen.

Und nun kommen Ärzte aus einem Land, das arm ist und diskriminiert wird, aber verhältnismäßig mehr für Gesundheit und Bildung ausgibt als wir, um uns zu helfen, wie sie es schon bei so vielen Ländern der so genannten Dritten Welt getan haben. So wie sie während der Pandemie mit unserer reichsten Region, der Lombardei, verfahren sind, kommen sie nun der ärmsten Region, Kalabrien, zu Hilfe.

Dies ist der Beweis dafür, dass wir in einem ungerechten und falschen System leben, das grundlegend geändert werden muss, mit taumelnden Führungsschichten, die gemeinsam den westlichen Kapitalismus und die NATO preisen, aber dann, wenn es wirklich schief läuft, SOS um Hilfe an die kubanischen Kommunisten schicken müssen.