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Hasaka IS Ausbruch 2022 01 20 123.01.2022: IS-Schläferzellen starten Befreiungsversuch von inhaftierten IS-Terroristen ++ Kämpfe zwischen Syrisch Demokratischen Kräften (SDF) und IS dauern an ++ NATO-Mitglied Türkei unterstützt Ausbruchsversuch der IS-Terroristen
* Breaking News, 23.1.2022, 13:45 MEZ: SDF-Generalkommandatur erklärt: Das Gefängnis von Al-Sina'a ist unter der Kontrolle unserer Streitkräfte. In den drei Tagen wurden 175 IS-Kämpfer getötet. 
* update: 23.01.2022, 18:40 Uhr

 

Die Kämpfe zwischen den Syrisch Demokratischen Kräften (SDF) und Terroristen des Islamischen Staates (IS) dauern seit Donnerstagabend in der Umgebung des al-Sina'a-Gefängnisses im Stadtteil Guweiran in der Stadt Hasaka im Nordosten Syriens an, nachdem IS-Kämpfer versucht hatten, in das Gefängnis einzudringen und die gefangenen IS-Terroristen zu befreien. IS-Terroristen benutzten rund 289 Familien im Stadtteil al-Zohour westlich des Gefängnisses als menschliche Schutzschilde, um den Ausbruch abzusichern und den Vormarsch der SDF zu behindern. In dem Gefängnis sind Tausende IS-Terroristen verschiedener Nationalitäten inhaftiert. Es ist eines der Gefängnisse, in denen die SDF etwa 4.000 Ausländer aus rund 50 Ländern festhalten.

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Gegenwärtig durchkämmen die SDF das Stadtviertel, in dem sich das al-Sina'a-Gefängnis befindet, auf der Suche nach geflüchteten IS-Terroristen.

Zur Unterstützung des Ausbruchsversuchs starteten am Freitag Massenangriffe duch IS-Schläferzellen in Nord- und Ostsyrien und im Irak, unterstützt durch Artillerie-, Bomben- und Drohnenangriffen der Türkei. IS-Angriffe erfolgten u.a. in Deir ez Zor, wo sich die größten Ölfelder Syriens befinden. Im Irak griffen IS-Kämpfer am Freitag im Gouvernement Diyala irakische Stützpunkte an, bei dem 11 irakische Soldaten, darunter ein Offizier, getötet wurden.

Das Generalkommando der Inneren Sicherheitskräfte von Nord- und Ostsyrien (Asayish) verhängte am Freitag eine totale Ausgangssperre über die Stadt Hasaka und blockierte die Ein- und Ausfahrt in die Stadt vor dem Hintergrund des Ausbruchsversuchs und der Aktivitäten von IS-Schläferzellen.

Flugzeuge der US-geführten Globalen Koalition führen Luftangriffe gegen IS-Kämpfer in der Umgebung des Gefängnisses durch.

Hasaka IS Ausbruch 2022 01 20 0.jpgDer Oberkommandierende der SDF, Mazloum Abdi, erklärte am Samstag: "Die terroristische IS-Organisation hat die meisten ihrer Schläferzellen mobilisiert, um einen Gefängnisausbruch in der Nähe des Hasakah-Gefängnisses mit Selbstmordattentätern und einen Aufstand von Häftlingen im Gefängnis zu organisieren. Unsere Sicherheitskräfte haben mobilisiert und es gelang ihnen mit Hilfe der Koalition, den Angriff abzuwehren, und das Gebiet um das Gefängnis herum wurde vollständig umzingelt."

 

 

Am Samstagabend (22.1.) teilte das SDF-Medienzentrum mit, dass bisher 17 Kämpfer*innen der SDF und der Asayish bei dem IS-Angriff auf das al-Sina'a-Gefängnis ums Leben gekommen und 22 IS-Terroristen bei den Gefechten am Samstag getötet worden seien. Etwa 110 IS-Kämpfer, denen die Flucht aus dem al-Sina'a-Gefängnis gelungen war, wurden wieder gefangen genommen.Hasaka IS Ausbruch 2022 01 20 2

Die SDF brachten inzwischen trotz türkischer Drohnenangriffe große Verstärkung in das Shaddadi-Gefängnis südlich von Hasakah, wo ebenfalls Tausende IS-Terroristen inhaftiert sind. Es wird erwartet, dass der IS möglicherweise einen Angriff ähnlich dem im al-Sina'a-Gefängnis startet.

  Breaking News, 23.1.2022, 13:45 MEZ:
SDF-Generalkommandatur erklärt: Das Gefängnis von Al-Sina'a ist unter der Kontrolle unserer Streitkräfte. In den drei Tagen wurden 175 IS-Teroristen getötet, 27 SDF-Kämpfer sind als Märtyrer gefallen. 
 

 

Türkei unterstützt Ausbruchsversuch der IS-Terroristen

Während die US-geführte Globale Koalition gegen den IS mit Luftangriffen an der Seite der SDF den Ausbruchsversuch der IS-Terroristen bekämpft, führen das NATO-Mitglied Türkei und seine dschihadistischen Hilfstruppen Angriffen auf zivile Ziele und Einheiten der Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF) durch, um den Ausbruchsversuch der IS-Terroristen zu unterstützen.

Türkische Streitkräfte und ihr angeschlossene dschihadistische Einheiten beschossen mit schweren Waffen die Stadt Ain Issa nördlich von Raqqa in Nordsyrien. Dabei wurden mehrere Zivilist*innen verwundet, einige von ihnen befinden sich in einem kritischen Zustand, zwei verloren bei dem Artilleriebeschuss ihr Leben. Bei Angriffen aum heutigen Sonntag wurden zwei Frauen und zwi Kinder schwer verletzt.. Angriffe erfolgen auch auf die Wasser- und Elektrizitätswerke in der Umgebung der Stadt.

Shengal 2022 01 21In der irakischen Provinz Shengal (Sinjar) wurden durch türkische Drohnenangriffe auf Fahrzeuge zwei Kämpfer der Shengal-Selbstverteidigungseinheiten getötet und zwei weitere verwundet. (Foto links)

In der südlichen Provinz Idlib, die dem russisch-türkischen Waffenstillstandsabkommen vom März 2020 unterliegt, beschossen türkische Streitkräfte und die von der Türkei unterstützten bewaffneten Gruppierungen am Freitag Stellungen der syrischen Regierungstruppen mit Artillerie und Raketen.

Am Sonntag erklärte die SDF, dass die Intensivierung der türkischen Angriffe auf die Gebiete Ain Issa, Tel Tamr und Abu Rasin "kein Zufall" sei. Dies gehe auch aus den Geständnissen einiger Verhafteter hervor, die aus den von der Türkei kontrollierten Gebieten stammen und an den Angriffen beteiligt waren. Die Geständnisse enthüllten die Anwesenheit von Anführern von IS-Schläferzellen in den von der Türkei kontrollierten Gebieten, heißt es in der Erklärung. An dem Angriff waren "mindestens 200 Selbstmordattentäter beteiligt, von denen einige aus den von der Türkei besetzten und verwalteten Gebieten Sere Kaniye (Ras al-Ain) und Tel Abyad kamen, sowie Kämpfer aus dem Irak", heißt es weiter.

USA: Wir stehen weiterhin mit unseren Partnern in der Region zusammen, um den Überresten des IS entgegenzuwirken.

In einer am Samstag veröffentlichten Erklärung lobte das US-Außenministerium die Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF) für ihre rasche Reaktion und ihr anhaltendes Engagement im Kampf gegen die Organisation Islamischer Staat (IS). "Wir sprechen den Familien der bei dem ersten Bombenangriff und den anschließenden Kämpfen verletzten und getöteten Wachleute unser aufrichtiges Beileid aus", heißt es in der Erklärung weiter.

Die Erklärung betonte auch die dringende Notwendigkeit, dass die Herkunftsländer ihre im Nordosten Syriens inhaftierten Staatsangehörigen in ihre Heimat zurückholen, reintegrieren und gegebenenfalls strafrechtlich verfolgen.
Die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens bittet die internationale Gemeinschaft immer wieder um Hilfe und weist darauf hin, dass viele der Gefangenen Ausländer sind und dass die lokale Verwaltung die Last nicht allein tragen kann. Zudem seine die Gefängnisse schlecht zu verteidigen und anfällig für Angriffe.

Selbstverwaltung: Vorfälle zeigen, dass die Beziehungen zwischen der türkischen Regierung und dem IS gut und unzerstörbar sind.

Hasaka IS Ausbruch 2022 01 20 3Der Sprecher der Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES), Loqman Ahme, kritisierte gegenüber North Press die syrische Regierung, die sich an den Angriffen gegen die SDF beteiligt habe, "indem sie für diese terroristischen Schläferzellen Werbung machte und sie als öffentliche Widerstandsgruppen darstellte und sie mit Presse und logistischer Unterstützung versorgte". Sie profitieren auch davon, dass sie in Gebieten, die von den syrischen Regierungstruppen kontrolliert werden, nicht verfolgt werden, ergänzte der offizielle Sprecher der Syrisch Demokratischen Kräfte, Aram Hanna.

Das syrische Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten hat am Samstag den Kampf der SDF und der Globalen Koalition gegen den Ausbruchsversuch der IS-Terroristen aus dem al-Sina'a-Gefängnis als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet und erklärt, dass "die Aktionen der SDF die Vertreibung von Tausenden von Einwohnern von Hasakah verursacht und ihr Leid vergrößert haben".

Loqman Ahme erklärte weiter, dass die Vorfälle außerdem zeigen würden, dass die Beziehungen zwischen der türkischen Regierung und den syrischen Oppositionsgruppen und dem IS gut und unzerstörbar sind".

Er wies darauf hin, dass das Versäumnis der US-geführten globalen Koalition, ihrer Verantwortung in Bezug auf die mit der Türkei unterzeichneten Vereinbarungen nachzukommen und die von ihr begangenen Verstöße gegen die von der Selbstverwaltung kontrollierten Gebiete zu unterbinden, dazu beiträgt, dass es nicht gelungen ist, die IS-Schläferzellen vollständig zu eliminieren.

Er betonte auch die Notwendigkeit, die wirtschaftliche Wiederbelebung der Region zu unterstützen und die von der syrischen Regierung mit Unterstützung Russlands verhängte Politik der wirtschaftlichen Belagerung zu beenden sowie den Grenzübergang al-Ya'rubiyah/Tel Kocher zum Irak zu öffnen.

"Wenn all diese Fragen ignoriert werden, wird ein geeignetes Umfeld geschaffen, in dem ISIS wieder aufleben kann", sagte Loqman Ahme.

Die Zeitung al-Monitor kommentierte ihrerseits: "Fast drei Jahre nachdem der IS seine letzte Hochburg in der syrischen Stadt Baghouz verloren hat, nutzt die Gruppe die Wirtschaftskrise des Landes, um neue Rekruten anzulocken. Der IS bietet armen Syrern, die sich seinen Reihen anschließen wollen, unwiderstehliche Geldsummen an." Gefängnisausbrüche seien aber die beste Gelegenheit für den IS, seine Waffenstärke wiederzuerlangen.

Quellen: North Press Agency, al-Monitor, SDF Media Center