Der Kommentar

28.06.2011: Das UZ-Pressefest fand in einer außerordentlich bewegten Zeit statt. Vor wenigen Monaten explodierten im Atomkraftwerk Fukushima mehrere Reaktoren. Die Folgen des bisher größten atomaren Unfalls für die gesamte Menschheit ist noch nicht abzusehen. Und weitere unseren Planet Erde bedrohende atomare Katastrophen können uns noch bevorstehen. So ist zur Zeit in der USA im Bundesstaat Nebraska das Atomkraftwerk Fort Calhoun von den steigenden Wassermassen des Missouri eingeschlossen. Und 160 Kilometer flussabwärts muss der Missouri nur um 75 Zentimeter steigen, dann würde das in Betrieb stehende Cooper-Atomkraftwerk überflutet. Die Freisetzung von radioaktiven Stoffen in den Missouri ist nicht ausgeschlossen.

Nach wie vor ist die wohl größte Finanz- und Wirtschaftskrise, die der Kapitalismus bisher hervorgebracht hat, noch nicht vorüber. Die Folgen sind wachsende Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger in dieser Welt. Damit geht einher der steigende Reichtum und protzender Luxus einiger Weniger. Banken und Finanzzocker wurden mit Staatsgeldern gerettet und ihre Gewinne steigen wieder rasant. Zahlen muss dies der überwiegende Teil der Bevölkerung, die abhängig Beschäftigten, die Arbeitslosen und Rentner.

Wir erlebten – auch als Auswirkung dieser kapitalistischen Krise – die bemerkenswerten Aufstände der Bevölkerung in Nordafrika. Wir sind Zeugen der bewundernswerten Massenproteste der Empörten, der Jugend in Portugal, Spanien, Italien und Griechenland, die mit Hilfe der neuen sozialen Netzwerke Widerstand organisieren und neue Protestformen entwickeln um ihre unhaltbare soziale Lage zu verändern.

Und in unserem Land beteiligen wir uns an den zigtausend Menschen umfassenden Demonstrationen der Anti-AKW-Bewegung, den Demonstrationen der Stuttgart-21-Gegner, der Demonstration der Alstom-Beschäftigten gegen Arbeitsplatzvernichtung und Lohnkürzungen, dem Streik der Drucker, Journalisten und der Versicherungsangestellten und dem Streik der vielen Frauen und einiger Männer im Einzelhandel, die mit großartigen Aktionen für höhere Löhne und gegen die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen kämpfen.

Diese Aufstände und Proteste, diese Streiks geben Mut für weitere Kämpfe gegen Sozial- und Demokratieabbau. Doch nach wie vor finden diese Kämpfe noch zu vereinzelt statt. Deshalb ist es Zeit, den Widerstand europaweit zu verstärken und besser zu vernetzen.

Auf dem UZ-Pressefest haben wir auch darüber diskutiert und auch über die nächsten notwendigen Schritte des gemeinsamen Handels der Linken gegen Sozial- und Demokratieabbau.

Wir wollten mit dem UZ-Pressefest u. a. einen Beitrag leisten, die sozialen und demokratischen Bewegungen in unserem Land zu stärken. Wir meinen, dass uns dies mit dem erfolgreichen Fest der Solidarität ein Schritt weit gelungen ist.

Wolfgang Teuber, UZ-Chefredakteur (Vorabdruck aus der UZ vom 01.07.11)