Im Interview

alt13.06.2010: Die brutale Militäraktion der israelischen Marine mit der Ermordung von 9 Aktivisten auf dem Hauptschiff 'Mavi Marmara' der Freiheits-Flotte am 31. Mai hat in aller Welt heftigste Proteste ausgelöst. Der Forderung nach dem Ende der Gaza-Blockade hat das Ereignis neue und erweiterte Öffentlichkeit und zusätzlich Druck verliehen. Immer mehr Menschen distanzieren sich von der Politik Israels gegenüber der palästinensischen Nation im Gaza-Streifen, im Westjordanland und in Ostjerusalem. Zwei Beispiele aus der letzten Woche seien hier hervorgehoben. So konnte zum Ersten am 11.6. eine israel-kritische Anzeige in der Süddeutschen Zeitung erscheinen (siehe Anlage), die so vor einem Jahr noch keine Chance hatte. Zum zweiten gab der weltberühmte Dirigent und Pianist Daniel Barenboim in "Die Zeit" ein Interview, das wirklich bemerkenswert ist und etwas bisher Einmaliges darstellt.

Daniel Barenboim ist derzeit Generalmusikdirektor der Staatsoper in Berlin. Er wurde 1942 in Argentinien geboren, lebt derzeit in Berlin und besitzt neben der deutschen und argentinischen auch die israelische und die palästinensische Staatsbürgerschaft. Er hat in aller Welt als Musiker Triumphe gefeiert. Seit vielen Jahren hat er sich für die Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern eingesetzt. Besonders bekannt wurde sein 'West-östlicher Divan Orchester', welches er zusammen mit dem palästinensischen Humanisten Edward Said 1999 gründete. Immer wieder gibt er mit diesem Orchester, aber auch allein Konzerte im Westjordanland. Im September 2005 verweigerte Barenboim Dafna Arad, einem Reporter des Radios der israelischen Streitkräfte ein Interview, weil er die Uniform des Reporters als Geschmacklosigkeit und Affront gegenüber anwesenden Palästinenser ansah. Limor Livnat, der damalige Minister für Ausbildung hat ihn daraufhin als "wirklichen Judenhasser" und "wirklichen Antisemiten" bezeichnet. Sein jetziges Interview wird ihm sicherlich gleiche Kritik aus den erweiterten Kreisen der deutschen Zionisten rund um die "Achse des Guten" einbringen. Wir betrachten es dagegen als Ausdruck tiefer Menschlichkeit und eines klaren Blicks für die Wirklichkeit des Nahen Ostens. Und ohne noch weiter etwas daraus zu zitieren oder zusammenzufassen, empfehlen wir einfach, es hier im Original zu lesen.

Text: hth  /  Foto: Wiki