Der Kommentar

ptb iambrussels 22031623.03.2016: Der Vorsitzende der belgischen Partei der Arbeit, Peter Mertens, hat am Tag nach den terroristischen Anschlägen in Brüssel den folgenden Text auf der Internetseite der Partei veröffentlicht:

Den ganzen Tag über hat mein Telefon geklingelt, mit Nachrichten meiner Freunde, die mitteilten, „in Sicherheit“ zu sein. Und jedes Mal stand die Welt still. Sie hätten mein Neffe in Brüssel sein können, mein Freund aus Borgerhout, der Gepäckarbeiter am Flughafen ist, die Journalisten von „Solidaire“, meine Genossen Straßenbahnfahrer bei der STIB.

 

Ich höre, dass ein Flughafenmitarbeiter immer noch vermisst wird, und ich teile die Hoffnung seiner Familie und seiner Kollegen. Wie viele davon gibt es noch? Ich höre von einem Freund, dass Arbeiter von Avia Partner und G4s schwer verletzt sind, wie so  viele andere. Ich höre von den Toten. Es ist unwirklich. Am Morgen ein Küsschen für die Kinder und dann zur Arbeit gehen. Aber Mama oder Papa kommen am Abend nicht mehr zurück. Alle unsere Gedanken müssen bei diese Familien und ihre Lieben sein. Lücken wurden gerissen und man kann sie nicht wieder auffüllen. Leben ausgelöscht durch fanatische Barbaren. Es gibt keine Entschuldigung für diesen Terrorismus. Es gibt keine Entschuldigung für diese Feiglinge, die unser Zusammenleben zerstören wollen, indem sie Bomben in unsere U-Bahnen und unsere Flughäfen setzen. Keine Entschuldigung. Sie werden uns nicht kaputt kriegen.

Die Terroristen von IS wollen ihre Weltsicht aufzwingen: gegenseitigen Hass, eine zunehmende Zweitracht aller gegen alle, Militarisierung und neue Kriege. Aber sie kriegen uns nicht kaputt. Nicht mit Terror und nicht mit Hass. Das ist es, was ich aus dem ergreifenden Zeugnis von Alphonse Youla heraushöre, einem „schwarzen“ Gepäckarbeiter, der sechs oder sieben Personen im Alptraum von Zaventem seine Hilfe bot. Das ist auch das, was ich aus den dutzenden von Botschaften im Hashtag #ikwilhelpen („ich will helfen“) ersehe, von Menschen, die Fahrzeug anbieten, um aus Brüssel weg zu kommen, oder einen Schlafplatz, um in Brüssel zu übernachten, von Menschen, die Blut spenden, von Taxis und Hotels, die eine Fahrt oder eine Nacht gratis anbieten. Ein sich wehrendes Land.

Tun wir das weiter: helfen, wo wir können. Das tun auch die hunderte Menschen, die heute Abend am Brüsseler Börsenplatz zusammenkommen, und bei Hussein, dem irakischen Musiker, der auf dem Börsenplatz ein Lied von der Hoffnung singt. Das finde ich auch in dieser liebevollen Botschaft wieder, die ich von dem Autor Eric Smaling aus den Niederlanden bekommen habe: „Ein fester Arm um die verletzte Schulter meines geliebten südlichen Nachbarn“. Oder in der Botschaft des ehemaligen Studentenführers Gabriel Nadeau-Dubois aus Quebec: „Meine belgischen Freunde und Genossen, ich übermittle euch meine volle Solidarität und wünsche euch allen Mut der Welt in diesen dunklen Momenten“.

Die kommende Zeit wird noch viele Fragen aufwerfen. Und viele Antworten verlangen, auf verschiedenen Ebenen, ohne dem IS in die Falle zu gehen. Heute ist es die Zeit, in Brüssel zu sein. Und einen Augenblick still zu stehen. #JeSuisBruxelles #IkBenBrussel („Ich bin Brüssel“).

Quelle: ptb               Übersetzung: Georg Polikeit