25.02.2013: Die rund 200 Beschäftigten der Firma Neupack Verpackungen GmbH & Co KG, mit Niederlassungen in Hamburg-Stellingen und Rothenburg/Wümme, produzieren Verpackungen für Lebensmittel. Seit dem 1.November bestreiken sie die Unternehmensteile in Hamburg-Stellingen und Rotenburg a.d. Wümme. Streikziele sind ein Tarifvertrag und höhere Löhne. Für die DKP hält Rudi Christian die Verbindung zu den Streikenden. Fast jeden Tag ist er im Streikzelt vor dem Betrieb zu finden. So auch am letzten Sonntag. Für EimsbüttlerROT, der Zeitung der DKP für Eimsbüttel und Umgebung schrieb er folgenden Artikel:
Der Krüger-Clan als Drachentöter
im erbitterten Ringen mit der Gewerkschaft IGBCE und dem Betriebsrat. So sehen es die Eigentümer Krüger in ihren Medienauftritten. Dabei bedienen sie sich mittlerweile einer Medienagentur und eines Beraters, der sich auf die Bekämpfung von Betriebsräten spezialisiert hat.
Die Wirklichkeit sieht so aus:
Löhne weit unter dem branchenüblichen Niveau, unterschiedlichste Bezahlung für gleiche Arbeit, Willkür bei der Zumessung von Urlaubszeit, Urlaubsgeld oder Sonderzahlungen, und oft viele Jahre keine Lohnerhöhung. Das hat die Firma bisher expandieren lassen und den Krügers großen privaten Reichtum ermöglicht mit mehrstöckigen Villen an Elbe und Alster. Verhältnisse also, wie sie unsere Vorstellung gern mit„vorindustriellen Zeiten“ verbindet. Ein grober Fehler. Die Vorstellungen des Krüger-Clans orientieren sich „am letzten Modeschrei“ aus der EU-Kommission.
Der Einsatz polnischer Leiharbeiter als Streikbrecher
Bereits im Dezember kam es zum Einsatz polnischer Streikbrecher. Als ob diese Provokation nicht reicht, werden diese nicht nur besser bezahlt als die eigenen Leute, sie werden auch auf Kosten des Unternehmens verpflegt, untergebracht und zur Arbeit gefahren. Die Streikenden machen die bittere Erfahrung, dass mit Einführung der sogenannten „Arbeitnehmerfreizügigkeit“ auch europaweiter Streikbruch möglich wurde.
Streik mit neuen Schikanen beantwortet
Der Streik brachte den Krügerclan bisher nicht zum Einlenken, geschweige denn zu zivilerem Verhalten. Im Gegenteil. Früher mußten regelmässig „Leistungsmängel“ oder Krankzeiten für Leistungskürzungen herhalten. Jetzt werden Löhne mit beliebiger Begründung einbehalten und ein juristischer Kleinkrieg gegen die Streikenden entfacht. Unter fadenscheinigen Behauptungen wurde eine Vielzahl fristlose Kündigungen und Abmahnungen gegen den Betriebsratsvorsitzenden und Streikteilnehmer ausgesprochen. Zwischendrin hagelt es Strafanzeigen wegen nichtigster Vorkommnisse. Auch gegen Streikunterstützer.Streikbrecher werden zu Falschbeschuldigungen animiert.Mehrfach wurde Beschädigung von Firmeneigentum angezeigt, obwohl angeheuerte Wachdienste jeden Schritt der Streiken-den überwachen.
Nach 14 Wochen Streik verweigert der Unternehmer immer noch Verhandlungen.
Nun versucht die Gewerkschaft IGBC den Druck durch wechselnde Streikunterbrechung, sogenannten Flexi-Streik zu erhöhen. Mittlerweile dauert der Streik bald vier Monate.Die Streikenden beweisen große Standhaftigkeit und erhielten jetzt Verstärkung. Weitere zwei Kollegen schlossen sich ihnen an. („Mir fallen 500 Kilogramm von den Schultern“, so einer der Beiden.)
Die Kolleginnen und Kollegen der Firma Neupack streiken, - ob gewollt oder nicht - , heute auch stellvertretend für viele andere Kolleginnen und Kollegen, die hinter der Fassade bürgerlicher Wohl-anständigkeit traktiert, von „ehrbaren Hamburger Kaufleuten“ ausgenutzt, gegeneinander ausgespielt und mit Hungerlöhnen abgefertigt werden. Umso stärker ist das Signal, dass sie jetzt seit vielen Wo-chen in Nässe und Kälte setzen. Und sie erhalten Unterstützung. Aus Hamburg und allen Teilen der Republik. Auch durch ein Ünterstützer-Komitee aus Rentnern, Arbeitslosen, jungen Mitgliedern der Linken und Kollegen anderer Betriebe, Delegationen von Gewerkschaftern und durch Schulklassen, die die Streikjurte aufsuchen. Das wollen sie nutzen. Nicht nur für sich selbst und ihr aktuelles Anlie-gen, den Tarifvertrag. Gegenwärtig versuchen Streikende und Unterstützer auch eine Initiative für ein gesetzliches Verbot von Streikbruch zu initiieren. Wir meinen, allein dafür gebührt Ihnen unser aller Dank.
Wer die Streikenden ermutigen will, sollte sie am Streikzelt, Dörriesweg 15/ Stellingen aufsuchen. U.a. zu erreichen von der S-Bahn Stellingen, ca. 500m.
Bilder unten: Rudi Christian im Gespräch mit Markus vom Soli-Kreis Neupack
Fotos: mami