Analysen

03.12.2025: SIPRI: In den 2020er Jahren mehr bewaffnete Konflikte als in den vorangegangenen drei Jahrzehnten ++ Atomare Aufrüstung und neues Wettrüsten ++ Rekordumsätze für die weltweit größten Rüstungsunternehmen ++ Allein die vier größten deutschen Rüstungskonzerne steigerten ihre Einnahmen um mehr als ein Drittel.

 

Am 16. Juni hatte das Friedensforschungsinstitut SIPRI seinen jährliche Bericht zur Bewertung der Lage in den Bereichen Rüstung, Abrüstung und internationale Sicherheit veröffentlicht. Zu den wichtigsten Ergebnissen des SIPRI-Jahrbuchs 2025 gehört, dass sich in einer Zeit, in der die Rüstungskontrollregime stark geschwächt sind, ein gefährliches neues nukleares Wettrüsten abzeichnet, da fast alle neun Atomwaffenstaaten im Jahr 2024 intensive Programme zur Modernisierung ihrer Nuklearwaffen fortsetzen, bestehende Waffen aufrüsten und neuere Versionen hinzufügen.

Im Jahr 2024 habe sich die " globale Lage in Bezug auf bewaffnete Konflikte weiter verschlechtert", heißt es in dem Bericht. "In den 2020er Jahren gab es bislang mehr bewaffnete Konflikte als in den vorangegangenen drei Jahrzehnten, mit mehr Kriegstoten und einer Zunahme der Vertreibung von Menschen. Die Konfrontation zwischen den Großmächten hat wieder ein Ausmaß erreicht, wie es seit dem Ende des Kalten Krieges 1989–91 nicht mehr zu beobachten war, einschließlich der Artikulation nuklearer Drohungen."

Insbesondere sorgt sich SIPRI, dass die "einzelnen regionalen Konflikte als auch die Spannungen in Ostasien das Potenzial bergen, sich zu einem größeren regionalen Krieg auszuweiten oder mit anderen Konflikten zu einem globalen Konflikt zu verschmelzen. Obwohl dies Ende 2024 noch unwahrscheinlich schien, zeigt die Verhärtung und Konsolidierung der Allianzen, die im Laufe des Jahres weltweit stattfand, dass das Risiko steigt".

Atomare Aufrüstung und neues Wettrüsten

Gleichzeitig setzen die neun Atomwaffenstaaten – die Vereinigten Staaten, die Russische Föderation, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) und Israel – die Modernisierung ihrer Atomwaffenarsenale fort, und einige stationierten im Laufe des Jahres 2024 neue atomar bewaffnete oder atomwaffenfähige Waffensysteme.

Die USA und Russland, die zusammen über fast 90 Prozent aller nuklearen Sprengköpfe verfügen, haben "umfangreiche Programme zur Modernisierung und zum Ersatz ihrer nuklearen Sprengköpfe sowie zur Aufrüstung ihrer Flugzeuge, Raketen, U-Boot-Trägersysteme und ihrer Produktionsanlagen für Atomwaffen aufgelegt", so SIPRI und schlussfolgert: "Es gibt Anzeichen dafür, dass sich ein neues nukleares Wettrüsten anbahnt. Im Vergleich zum letzten Mal dürften die Risiken vielfältiger und schwerwiegender sein. Zu den wichtigsten Konkurrenzpunkten werden technologische Kapazitäten im Cyberspace, im Weltraum und im Ozeanraum gehören. Somit könnte das Wettrüsten eher qualitativer als quantitativer Natur sein."

SIPRI weiter: "Die bilaterale Rüstungskontrolle zwischen Russland und den USA geriet vor einigen Jahren in eine Krise und ist nun fast vollständig zusammengebrochen. … Betrachtet man die Arbeit globaler Institutionen im Hinblick auf die Anforderungen internationaler Stabilität und menschlicher Sicherheit, so wird auf erschreckende Weise deutlich, dass sie derzeit nicht in der Lage sind, Abrüstung zu erreichen, Konflikte zu bewältigen oder die ökologische Krise zu bewältigen. Weder die UNO und ihre verschiedenen Organisationen noch regionale Organisationen wie die Afrikanische Union, noch internationale Finanzinstitutionen wie die Weltbank, noch die Großmächte und ihre Allianzen gehen mit diesen großen, epochalen Herausforderungen gut um."

Rüstungsausgaben haben "Höhepunkt noch nicht erreicht"

SIPR geht in seinem Yearbook 2025 davon aus, die weltweiten Militärausgaben in den letzten zehn Jahren jedes Jahr gestiegen sind und 2024 mit einer Steigerung von 9,4 Prozent 2,7 Billionen US-Dollar überschritten haben, dass sie jedoch "ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben". SIPRI verweist dann darauf, dass die europäischen Staaten Anfang 2025 Pläne für weitere erhebliche Erhöhungen der Militärausgaben angekündigt" haben.

SIPRI 2025 YearbookSIPRI Yearbook 2025, https://www.sipri.org/yearbook/2025

Rekordumsätze für die weltweit größten Rüstungsunternehmen

In seinem neuen Bericht vom 1. Dezember, stellt SIPRI fest, dass die Rüstungsunternehmen vor diesem Hintergrund steigender Spannungen und Aufrüstung Rekordumsätze verzeichnen können. "In den letzten Jahren haben bewaffnete Konflikte weltweit zugenommen und sich die Sicherheitslage verschlechtert, was zu einem beispiellosen Anstieg der Militärausgaben geführt hat."

SIPRI 2025 12 01 Ruestungskonzerne---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
https://www.sipri.org/publications/2025/sipri-fact-sheets/sipri-top-100-arms-producing-and-military-services-companies-2024


"Zwischen 2015 und 2024 stiegen die weltweiten Militärausgaben um 37 Prozent und nahmen in allen fünf geografischen Regionen zu. Der größte Anstieg war in Europa (+83 Prozent) zu verzeichnen, gefolgt von Asien und Ozeanien (+46 Prozent), Amerika (+19 Prozent), dem Nahen Osten (+19 Prozent) und Afrika (+11 Prozent).

Die Vereinigten Staaten hatten mit Abstand die größten Militärausgaben der Welt. Ihre Ausgaben in Höhe von 997 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 waren 3,2-mal so hoch wie die des nächstgrößten, China."

Mehr als 100 Länder hätten 2024 ihre Militärausgaben erhöht, so SIPRI in dem jüngsten Bericht. "Der Großteil des Anstiegs der weltweiten Militärausgaben im Jahr 2024 war jedoch auf die anhaltende militärische Aufrüstung Europas zurückzuführen, die durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine vorangetrieben wurde."

Die weltweite Aufrüstung beschert den Rüstungsunternehmen steigende Verkaufszahlen und Profite. So konnten die weltweit größten Rüstungsunternehmen im vergangenen Jahr einen massiven Umsatzanstieg von 5,9 Prozent aus dem Verkauf von Waffen und militärischen Dienstleistungen verzeichnen, wie aus Bericht hervorgeht. Die Umsätze der 100 größten Waffenhersteller sind im Jahr 2024 auf 679 Milliarden US-Dollar gestiegen, was den höchsten jemals verzeichneten Wert darstellt.

Der Großteil des Anstiegs entfiel auf Unternehmen mit Sitz in Europa und den Vereinigten Staaten. Zu beachten ist, dass US-Unternehmen bedeutende Anteile an vielen der europäischen Rüstungsunternehmen halten.

Etwa 30 der 39 US-Unternehmen in den Top 100 – darunter Lockheed Martin, Northrop Grumman und General Dynamics – verzeichneten Zuwächse.

Ihr Gesamtumsatz stieg um 3,8 Prozent auf 334 Milliarden Dollar. SIPRI stellte jedoch fest, dass "weit verbreitete Verzögerungen und Budgetüberschreitungen weiterhin die Entwicklung und Produktion" wichtiger US-geführter Programme, darunter der F-35-Kampfflugzeuge, beeinträchtigen.

An Platz 1 steht unverändert der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin.

SIPRI 2025 Tabelle top20Die top-20 der 100 größten Rüstungskonzerne
Quelle: The SIPRI Top 100 arms-producing and military services companies in the world, 2024
https://www.sipri.org/visualizations/2025/sipri-top-100-arms-producing-and-military-services-companies-world-2024


Fast alle 26 europäischen Rüstungskonzerne auf der SIPRI-Liste melden Umsatzsteigerungen. Ihr Gesamtumsatz stieg um 13 Prozent auf 151 Milliarden US-Dollar, angetrieben durch den Krieg in der Ukraine und die angebliche Bedrohung durch Russland.

Die vier größten deutschen Konzerne steigerten ihre Einnahmen um mehr als ein Drittel.

SIPRI 2025 deutsche Konzerne


Für die deutschen Unternehmen Rheinmetall, ThyssenKrupp, Hensold und Diehl ging es sogar um 36 Prozent nach oben. "Die vier größten deutschen Rüstungskonzerne haben stark von den laufenden Aufrüstungsprogrammen in Europa profitiert", so SIPRI-Forscher Lorenzo Scarazzato. "Deutschland selbst gehört zu den Ländern, die ihre Militärausgaben erhöhen und mehr für die eigene Armee und auch mehr für die Ukraine beschaffen. Gleiches gilt für andere europäische Staaten, die bei deutschen Unternehmen einkaufen."

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Aktienkurs von Rheinmetall


Rheinmetall ist mit einem Gewinnzuwachs von 46,6 Prozent im Zeitraum 2023-2024 als einzige deutsche Firma vom Platz 26 im Jahr 2023 in die Top-20 der SIPRI-Liste 2024 aufgestiegen.

Besonders große Gewinne verzeichneten die tschechische Czechoslovak Group, deren Umsatz unter anderem dank eines von der Regierung geleiteten Projekts zur Beschaffung von Artilleriegeschossen für die Ukraine um 193 Prozent stieg, und die ukrainische JSC Ukrainian Defence Industry mit einem Plus von 41 Prozent.

Die beiden russischen Unternehmen in der SIPRI-Liste, Rostec auf Platz 7 und United Shipbuilding Corporation abgeschlagen auf Platz 41, verzeichneten trotz Sanktionen, die zu einem Mangel an Komponenten führten, einen Anstieg der Waffenumsätze um 23 Prozent auf insgesamt 31,2 Milliarden US-Dollar.

Auch im Nahen Osten stiegen die Waffenumsätze, und die drei israelischen Unternehmen in der Rangliste verzeichneten einen Anstieg um 16 Prozent auf 16,2 Milliarden US-Dollar.

SIPRI 2025 Zuwachs nach Laendern

Der Völkermord Israels in Gaza hatte “kaum Auswirkungen auf das Interesse an israelischen Waffen“, so SIPRI-Forscherin Zubaida Karim. Viele Länder, darunter Deutschland gaben und geben weiterhin neue Aufträge an israelische Rüstungsunternehmen. (siehe auch kommunisten.de, 2.7.2025: "UN-Bericht: Unternehmen, Universitäten, Fonds... Die Wirtschaft des Völkermords in Gaza")

Der Umsatzrückgang in Asien und Ozeanien um 1,2 Prozent auf 130 Mrd. US-Dollar war vor allem auf einen Rückgang der Einnahmen der acht chinesischen Unternehmen um 10 Prozent zurückzuführen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass im vergangenen Jahr eine Reihe von Großaufträgen verzögert oder storniert worden seien, so SIPRI.

Foto oben: Das von Lockheed Martin und Rheinmetall gemeinsam entwickelte Global Mobile Artillery Rocket System (GMARS) wurde im August 2025 zum ersten Mal auf der White Sands Missile Range in New Mexico abgefeuert. Foto: US-Armee

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Palestina Wir werden zurüückkehren

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Nach einer längeren Unterbrechung konnten die Genoss:innen der Jugendorganisation der Palästinensischen Volkspartei (PPP) ihre Solidaritätsarbeit in Gaza wieder aufnehmen

Gaza Soliaktion 2024 12 09 5
zum Text hier
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