Aus Bewegungen und Parteien

Kiel Kreuzfahrtschiff120.06.2019: Rund 50 Klimaaktivist*innen hinderten den us-amerikanischen Kreuzfahrer "Zuiderdam" in Kiel sechs Stunden lang am Auslaufen indem sich Aktivist*innen auf die "Nase" des Schiffes und die Festmacherleinen setzten und weitere es mit zahlreichen Schlauchbooten blockierten.

 

Von den zahlreichen Schaulustigen an Kiels Flaniermeile gab es dafür reichlich Zuspruch. Auf eine solche Aktion sei man in der Landeshauptstadt nicht gefasst gewesen, sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) – deshalb habe es Stunden gedauert, bis Wasserschutzpolizei und Polizeispezialkräfte vor Ort gewesen seien, um den Weg für die Weiterfahrt des Kreuzfahrschiff freizumachen. Kurz vor 22 Uhr am Abend des Pfingstsonntags hatte die Polizei es schließlich doch noch geschafft, alle Aktivist*innen aus dem Wasser zu entfernen. Aber erst, nachdem sie viele Nachschubboote angekarrt hatte. Nach 7 Stunden Blockade und fast 6 Stunden Verzögerung legte die "Zuiderdam" schließlich ab.

Die Zelte zur provisorischen Kreuzfahrtabfertigung wurden dann kurzerhand zur Gefangenensammelstelle umfunktioniert.

Kreuzfahrt killt Klima

Kreuzfahrtschiffe stehen wegen der von ihnen verursachten hohen Luftverschmutzung und dem hohen Energieverbrauch schon seit Langem in der Kritik. "Wir lassen nicht mehr zu, dass Pazifikstaaten im Meer versinken, weil Urlauber*innen im Pool liegen und währenddessen von Stadt zu Stadt fahren wollen", heißt es in dem Flugblatt der Aktivistengruppe "Smash Cruiseshit". "Kreuzfahrtschiffe tragen durch den Ausstoß von Treibhausgasen erheblich zur Klimakrise bei.
Bei Fahrten in die Arktis lagern sich Rußpartikel auf dem Eis ab, wodurch das Eis noch schneller schmilzt. Doch nicht nur dadurch tragen Kreuzfahrtschiffe zur Zerstörung ihrer Zielorte bei, auch durch das Zerstören von Korallenriffen und durch Abgase in den Hafenstädten. In den Fjorden Norwegens, in denen die Abgase nicht abziehen können, ist das besonders stark sichtbar."

Kiel Kreuzfahrtschiff3   Kiel Kreuzfahrtschiff4

 

"Wir haben in den letzten Jahren immer wieder Flyer verteilt, auch hier am Terminal. Der Seehafen Kiel hat aber stets versucht, unsere Versammlungsfreiheit auf jede erdenkliche Art einzuschränken und zu verhindern, dass wir uns an Passagier*innen wenden", erklärt die Aktivistin Johanna. "Nun sind wir eben auf diese Art unübersehbar und machen deutlich: Wir werden den Betrieb und erst recht einen weiteren Ausbau von Kreuzfahrten nicht tolerieren."

Malte Siegert vom Naturschutzbund (Nabu) lobte die Aktivisten: "Der Fall sorgt international für die Aufmerksamkeit, die in der Klimaschutz-Diskussion auch notwendig ist." Bislang sei die Kreuzfahrt "unter dem Radar der Öffentlichkeit" geblieben. Das müsse sich ändern, ist der Leiter des Fachbereichs Umweltpolitik des Nabu überzeugt. "Wenn sich 2000 Menschen ins Auto oder ins Flugzeug setzen, dann werden weniger Stickoxide freigesetzt, als wenn sie Schiff fahren", erklärte Siegert.

Eine Aussage, die Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum in Geesthacht bestätigt: "Mit knapp drei Kilogramm Stickoxid pro Passagier emittiert ein Schiff auf der 700 Kilometer langen Fahrt von Kiel nach Oslo mehr als sechs Mal so viel wie ein Flugzeug und mehr als acht Mal so viel wie ein Auto." Anders sieht es beim CO2-Ausstoß aus: Hier würden Auto und Schiff gleichauf liegen.

  


47 Luxusliner pusten mehr Dreck in die Luft als 260 Millionen Autos

In einer Studie des Brüsseler Thinktanks Transport & Environment wird die Carnival Corporation als der grösste europäische Umweltsünder identifiziert. 203 Kreuzfahrtschiffe wurden untersucht, die 2017 diverse europäische Häfen angelaufen hatten.

Fazit: Insgesamt stiessen die Ozeanriesen in Europa rund 62 Kilotonnen Schwefeloxide aus. Hinzu kamen 155 Kilotonnen Stickoxide, 10 Kilotonnen Feinstaub und 10,2 Kilotonnen CO2.

Die 47 Luxusliner von Carnival samt Unternehmenstöchtern stiessen mit rund 30 Kilotonnen zehnmal mehr Schadstoffe aus als alle 260 Millionen europäischen Autos zusammengenommen.

Quelle: Tagesanzeiger, 16.6.2019: 47 Luxusliner pusten mehr Dreck in die Luft als 260 Millionen Autos

   

 

Boombranche Kreuzfahrt-Tourismus

Der Kreuzfahrt-Tourismus ist seit Jahren eine Boom-Branche und das Wachstum wird eher von der Kapazität der Schiffe als von der Nachfrage begrenzt. Im vergangenen Jahr buchten 2,23 Millionen Reisende aus Deutschland eine Kreuzfahrt, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit stieg die Zahl der Kreuzfahrt-Passagiere um 6,7 Prozent auf 28,52 Millionen. 2019 werden voraussichtlich 30 Millionen Menschen weltweit eine Kreuzfahrt unternehmen. Kein noch so kleiner Pazifik-Archipel, keine noch so weit entfernte Bucht in der Arktis ist vor ihnen sicher.

Und die Branche wächst und wächst: Die Auftragsbücher der Werften sind voll, der Trend geht zu Riesenschiffen für mehr als 4.000 Passagiere. Doch der Boom hat gravierende Konsequenzen: Durch die Verklappung von Abfällen und giftigen Abwässern tragen die Kreuzfahrtschiffe zur Ausbreitung von "Todeszonen" in den Meeren bei. Ihre Abgase schädigen Mensch und Umwelt. Und die Anlaufhäfen ersticken an der Flut von Tagestouristen.

Allein in Kiel sind im vergangenen Jahr etwa 160 Kreuzfahrtschiffe ausgelaufen – und für die kommenden Jahre ist ein weiteres dickes Plus anvisiert. Deshalb auch der Bau eines weiteren Abfertigungsterminals. Dabei hat Stadtverordnung Kiel erst vor einigen Wochen offiziell den "Klimanotstand" ausgerufen, der die Verwaltung der Landeshauptstadt verpflichte, unverzüglich konkrete Maßnahmen in Sachen Klimaschutz in die Wege zu leiten.

Eine dieser Kieler Bemühung ist diese: In der Landeshauptstadt können einige Fähren (nach Schweden / Norwegen) mit Landstrom versorgt werden, damit die Dieselmotoren während der Liegezeiten abgeschaltet werden können. Verpflichtend ist das nicht - den Reedern ist der Landstrom zu teuer. Egal ob an Land, mit oder ohne Landstromanschluss oder auf See: Die natürlichen Ressourcen, welche die Kreuzfahrt-Branche verbraucht, sind gewaltig und mit den Klimaschutzzielen nicht vereinbar. Auch Flüssiggas (LNG) als Energielieferant für Kreuzfahrtschiffe, das einige Reedereien in Zukunft einsetzen wollen, kann keine Lösung sein, da diese fossile Ressource bei der Förderung (Fracking) und beim Transport (Methan-Schlupf) inakzeptable Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat.

"Wenn es die Gesellschaft mit dem 1,5 Grad-Ziel ernst meint, werden wir in den nächsten Jahren einen drastischen Rückbau der Kreuzschifffahrt in Kiel benötigen. Lasst uns mit den noch existierenden Kreuzfahrtschiffen doch lieber die Seenotrettung im Mittelmeer unterstützen", schlugen die Aktivist*innen in Kiel vor.

Kiel Kreuzfahrtschiff1   Kiel Kreuzfahrtschiff2

 

Am Pfingstwochenende gab es auch in Venedig Proteste gegen die Kreuzfahrschiff-Industrie: Dort gingen 5.000 Menschen auf die Straße.

txt: gst

Ein Buch zum Thema

Buch Wahnsinn KreuzfahrtWolfgang Meyer-Hentrich
"Wahnsinn Kreuzfahrt – Gefahr für Natur und Mensch"

Verlag: Ch. Links Verlag
Bestellnummer: 978-3-96289-031-5
Preis: 20 Euro €

Vorgestellt von Ulf Kalkreuth beim NDR:
https://www.ndr.de/kultur/buch/Eine-Abrechnung-mit-dem-Wahnsinn-Kreuzfahrt,kreuzfahrt680.html

 

Wir sprechen über Palästina

Gazakrieg Grafik Totoe 2024 04 07

mit Rihm Miriam Hamdan von "Palästina spricht"

Wir unterhalten uns über den israelischen Vernichtungskrieg, die Rolle Deutschlands (am 8. und 9. April findet beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag die Anhörung über die Klage Nicaraguas gegen Deutschland wegen Beihilfe zum Völkermord statt), die Situation in Gaza und dem Westjordanland und den "Tag danach".

Onlineveranstaltung der marxistischen linken
Donnerstag, 18. April, 19 Uhr

https://us02web.zoom.us/j/82064720080
Meeting-ID: 820 6472 0080


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Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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