16.09.2013:Über 300 Bad Kreuznacher riefen „Haut ab“, als am Samstag 6 bis 8 Nazis von der NPD über Schleichwege kommend mit polizeilichem Geleitschutz auf dem Holzmarkt in der Bad Kreuznacher Neustadt vorfuhren. Per Lautsprecher wollten sie ihre Tiraden über eine angebliche „Asylantenflut“ an den Mann und die Frau bringen in der Hoffnung, damit am 22. September die Stimmen einiger Hohlköpfe zu bekommen. Die braune Hetze ging im Konzert Hunderter IGM-Trillerpfeifen und Sprechchören wie „Nazis raus“ unter.
Dass die NPD-Wahlkampftruppe an dem Tag neben Mainz, Koblenz und einigen kleineren Städten auch die Stadt an der Nahe heimsuchen wollte, wurde erst am Mittwochabend bekannt, - zumindest der Öffentlichkeit. Hauptsächlich per eMail und facebook informierten Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, der VVN-BdA und sozialen Bewegungen über den geplanten NPD-Aufzug und riefen zur Gegendemonstration auf, angemeldet vom Netzwerk am Turm, in dem sich Gruppen und Gruppierungen zusammengefunden haben, die an den Themenbereichen Gerechtigkeit, Frieden, Umwelt und Antifaschismus arbeiten.
Ein Beteiligter schilderte es auf facebook so:
„Schon 1/2 Stunde bevor die Braunen kamen, zählte ich 180 Antifaschistinnen und Antifaschisten, und es wurden immer mehr. 300 waren es mindestens, eher mehr. Gegen 6 - 8 Nazis.
Und ein breiter Querschnitt durch die Bevölkerung stellte sich der braunen Sch.... entgegen. Gewerkschafter mit Fahnen vom DGB und ver.di, mit Trillerpfeifen von der IGM, auch der örtliche Vorsitzende des Beamtenbunds, Kirchenleute und Atheisten, Mitglieder von CDU, DKP, Grünen, LINKE, Piraten und SPD (bewusst hier in alphabetischer Reihenfolge), Kommunal auch von der Fairen Liste, Junge und Alte, Eingeborene und Eingewanderte bevölkerten Kreuznachs Neustadt. Zudem "Autonome", VVN-BdA und attac, die Netzwerker vom Turm. Sollte ich jemanden übersehen haben, dann ergänzt die Aufzählung.
Keine Chance für die 6 bis 8 Nazis, aber auch nicht für jene, die uns so gerne in angeblich "Gewaltbereite" und "Friedliche", "Besonnene" und "Chaoten" aufspalten wollen.
Da gab es nur uns und die!
Bad Kreuznach zeigte mal wieder Gesicht gegen Rechts!“
Neben Stadtratsmitgliedern von SPD, LINKE, Grünen und Fairer Liste beteiligte sich auch der SPD-Landtagsabgeordnete Carsten Pörksen an der Gegenkundgebung. Die Anführerin der CDU im Land, Julia Klöckner, die nur 300 m vom Holzmarkt entfernt wohnt, wurde (zumindest vom Autor dieses Berichts) nicht gesehen.
So wie die NPDler kamen, mussten sie wieder weg, unter Polizeischutz durch eine Feuerwehrzufahrt, weil die Ausfahrten vom Holzmarkt mittlerweile von demonstrierenden Bürgerinnen und Bürgern blockiert waren. Ausländerpfarrer Siggi Pick vom Netzwerk am Turm schloss die Gegenkundgebung mit einem Dank an alle, die gekommen waren, und der Ansage, dass sich Bad Kreuznach auch künftig gegen Nazis querstellen wird.
Text/Fotos: Volker Metzroth