25.04.2014: Erster Warnstreiktag in Erlangen, es ist der 19. März 2014: Am Mikrofon bei der Kundgebung am Rathausplatz spricht neben vielen anderen auch ein Kollege vom städtischen Theater. Er schildert eindrucksvoll die Arbeitsbedingungen dort, und wie die Erlanger Theaterleitung am Vortag erfolglos versucht hat, die Bühnentechniker von der Teilnahme am Streik abzuhalten.
Die Erlanger Theaterleitung bestreitet nämlich, dass Bühnentechniker, die in Erlangen beschäftigt, überhaupt streiken dürfen.weil sie in den Geltungsbereich des Tarifvertrags „NV Bühne“ (Normalvertrag Bühne) fielen. Sie vertritt diese Auffassung, weil es nach ihrer Meinung bei diesem Arbeitskampf nur um den TVÖD-Bereich geht. Der Tarifvertrag „NV Bühne“ schreibt übrigens nur befristete Arbeitsverträge innerhalb der Theatersaison fest und enthält auch sonst viel schlechtere Konditionen wie der TVÖD.
Was die Theaterleitung allerdings nicht wahrhaben will, ist die Tatsache, dass es einen bundesweiten Warnstreikaufruf von ver.di für Bühnenarbeiter an Theatern gibt, der dies rechtlich widerlegt.
Die Folge des Warnstreiks der Kolleginnen und Kollegen am Theater war an diesem Tag, dass die Premiere eines Theaterstückes am Abend, zu der viele Gäste und Honoratioren eingeladen waren, nicht stattfand.
Was nach dem erfolgreichen Tarifabschluss bleibt, ist weiterhin die unbefriedigende Situation am Erlanger Theater mit teilweise prekären Arbeitsverhältnissen von Beschäftigten, die nach „NV Bühne“ bezahlt werden. Denn die Theaterleitung weigert sichseit geraumer Zeit hartnäckig, diese in den TVÖD überzuleiten und reguläre Arbeitsverhältnisse mit ordentlichen tariflichen Sicherungen zu begründen.
Die Schmuddelecke hinter den Kulissen des städtischen Theaters mit prekären Arbeitsverhältnissen und schlechter tariflicher Absicherung muss endlich ausgekehrt werden.
Text: Werner Lutz ( aus Erlanger Rot, Zeitung der DKP Erlangen) Foto: DKP Erlangen
Zum Tarifergebnis im Öffentlichen Dienst schreibt Werner Lutz In der gleichen Ausgabe
Ein Abschluss mit verpassten Möglichkeiten
Erwartet hatten viele ver.di-Mitglieder nach den Erfahrungen der letzten Jahre tatsächlich kein solches Ergebnis. Durchgesetzt wurde nämlich dieses Mal, dass mit der Anhebung der Löhne um drei Prozent, mindestens aber um 90 Euro ab 1.3.2014 eine klare Stärkung der unteren Lohngruppen erreicht wurde.
Dies geschah allerdings seitens der Arbeitgeber wie immer nicht aus Barmherzigkeit. Im Gegenteil! Bei Lohnrunden kommen diese stattdessen auf alle anderen dummen Gedanken als auf eine Erhöhung der Löhne für die unteren Einkommensgruppen.
Nein, erreicht wurde das Ergebnis durch hunderttausende Kolleginnen und Kollegen, die in zwei großen Warnstreikwellen innerhalb von zwei Wochen im ganzen Land deutlich machten, dass der Öffentliche Dienst höhere Löhne braucht: „Wir sind es wert!“ - Am Donnerstag vor den Verhandlungen trat dabei auch noch das Bodenpersonal des Frankfurter Flughafens in den Streik, 600 Flüge fielen aus.
Vor dem Hintergrund dieser tollen Streiktage kam der Tarifabschluß dann unverhofft schnell, quasi über Nacht. Für viele Kolleginnen und Kollegen, die beim Streik dabei waren, bleibt seitdem ein Grummeln über den Abschluß. Zu recht: es wäre wohl mehr drin gewesen, wenn die Tarifrunde nicht so bald beendet worden wäre. Natürlich hätten die Gewerkschaften dann die Verhandlungen scheitern lassen, eine Urabstimmung vorbereiten und die Streiktaktik für einen längeren Arbeitskampf entwickeln müssen.
Der schale Geschmack nach dem Tarifergebnis bleibt auch, weil das Ende der guten Jahre im Öffentlichen Dienst absehbar ist. Ein höherer Abschluß wäre für die Zukunft eine gute Ausgangsbasis gewesen.
Werner Lutz