01.05.2014: Seit Wochen kommen die Belegschaften des Kraftwerksanlagenbauers ALSTOM in den deutschen Standorten nicht zur Ruhe. Zunächst ging es um die beabsichtigte Schließung des Kesselbaustandortes Neumark, die Halbierung des Kesselingenieurstandortes Stuttgart, den massiven Personalabbau in den Standorten Bexbach (Schaufelfabrik), Mainz-Kastell (CO2-Abscheidungstechnik) und des konzerninternen IT-Bereichs sowie um den Verkauf der der gesamten Sparte Wärmetauscher.
Vor Ostern verdichteten sich die Anzeichen für eine Verlagerung der Gasturbinenproduktion aus den Fabriken in Birr (Schweiz) und in Mannheim nach Chattanooga (Tennessee). Aus diesem Grund machten die Kollegen des Mannheimer Standortes vom 15.-17.April von ihrem Recht Gebrauch, sich beim Betriebsrat zu informieren und forderten die Geschäftsleitung auf, Stellung zu beziehen.
Da der Andrang der Kollegen so groß wurde, wurde die Information durch den Betriebsrat unter freiem Himmel am Tor 8 durchgeführt. Dadurch war es der Fabrikleitung nicht möglich, erste Bauteile zweier großer Gasturbinen, deren Fertigung und Endmontage für Mannheim zugesagt waren, auswärts bearbeiten zu lassen und sie von dort zur Endmontage nach Chattanooga zu versenden. Die Bauteile wurden von Betriebsräten und Vertrauensleuten auch über Ostern rund um die Uhr bewacht und sind immer noch im Werk. (Foto von dem bewachten Tor 8 des Werkes Mannheim-Käfertal)
Kurz nach Ostern verdichteten sich die Anzeichen dafür, dass der weltweit größte amerikanische Turbinenhersteller General Electric (GE) mit dem Hauptaktionär von ALSTOM, Bouygues, über die Übernahme des angeschlagenen ALSTOM-Konzerns verhandelt. Siemens bietet mit. Siemens will die Kraftwerkssparte von ALSTOM übernehmen und dafür die eigene ICE- und Lokomotivfertigung an ALSTOM abtreten. Die letztere Variante wird von den Regierungen in Frankreich und Deutschland bevorzugt.
Egal welche Variante eintreten wird: die beiden ALSTOM-Gasturbinenfabriken in Mannheim und Birr sind von einer Schließung bedroht, da sowohl GE als auch Siemens über eine bessere und preisgünstigere Gasturbinenbaureihe und über genügend eigene Fertigungskapazität verfügen. Die IGM hatte für den 29.April zu einem Aktionstag an deutschen ALSTOM-Standorten aufgerufen. Da geht es um Beschäftigungs- und Besitzstandsicherung und Erhalt der Tarifbindung.
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