05.08.2014: Ein wackeres Bündnis aus Friedensaktivisten und Kriegsgegnern trat am 1. August auf dem Stachus in München an, den Lügen und Halbwahrheiten der Mainstream-Presse umfassende Information entgegenzusetzen. Mit kompetenten Redebeiträgen, Musik vom „Roten Wecker“ und einer Fülle von Info-Material gelang ein notwendiges Stück Aufklärung in Zeiten von Kriegsgeschrei und uniformierter Hetze gegen Russland. Es wurde nicht nur von einem ausdauernden "Stammpublikum", sondern auch von zahlreichen interessierten Passanten dankbar angenommen.
Die Kundgebung unter dem Motto "Stoppt den Griff nach der Ukraine – Keine Komplizenschaft mit Faschisten", veranstaltet vom Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus wurde unterstützt vom Münchner Friedensbündnis, der DFG-VK, der Partei Die Linke und der DKP, der SDAJ, dem AK gegen Rechts von ver.di und dem AK Friedliche Schule in der GEW.
Es herrschte ein "Kaiserwetter" wie zu Beginn des Ersten Weltkrieges, als wollte es das Kulminieren der heißen Juli-Krise von 1914 noch einmal vor Augen führen. Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn als Farce, stellte Karl Marx fest. Wir erleben sie gerade als Reminiszenz an die Ukraine-Politik der damaligen Reichswehr-Führung 1914: Die wollte einen Vasallenstaat installieren, um das Zarenreich zu schwächen. Ein Vierteljahrhundert später errichtete die faschistische Wehrmacht ihr "Reichskommissariat Ukraine", um die Sowjetunion zu zerschlagen.
Pünktlich zum 100. "Jubiläum" der Entfesselung des Ersten Weltkriegs, der maßgeblich vom Deutschen Kaiserreich entfesselt worden war, wird wieder gezündelt und gedroht, als hätte es die verheerenden Weltbrände nie gegeben, als könne man bedenkenlos einen neuerlichen Kalten Krieg entfachen und ohne Risiko eine erneute Aufrüstungsspirale lostreten, den traditionellen deutschen "Drang nach Osten" unter der Fahne der EU-Erweiterung ungestört weiter betreiben und als globale Ost-West-Konfrontation wiederbeleben.
Dazu scheint jedes Mittel recht. Die Bundesregierung protegiert eine von Faschisten durchsetzte Regierung, die vom blutigen Euro-Maidan ins Amt geputscht wurde. Steinmeier hatte dazu maßgeblich beigetragen, die rechtsextremistische und antisemitische Swoboda-Partei salonfähig zu machen, indem er sie als Partner bei den offiziellen Verhandlungen mit der Opposition akzeptierte.
Die deutsche Außenpolitik befeuert den Konflikt nach Kräften, zwar nicht ganz so blindwütig und rücksichtslos wie die USA, doch mindestens ebenso zielstrebig, um die Ukraine gegen Russland in Stellung zu bringen, sie assoziativ an die EU anzubinden und letztlich in die NATO einzufügen. Ein gefährliches Spiel mit unkalkulierbaren Folgen, und das nicht nur wirtschaftlich und energiepolitisch betrachtet.
Der Anlass für die Kundgebung war brandaktuell. Die verschiedenen Redebeiträge erhellten sowohl die Historie als auch das aktuelle Geschehen in und um die Ukraine. Angefangen von der Beleuchtung der Absichten und Ziele des Imperialismus (Claus Schreer, Foto) reichte die Bandbreite der Redebeiträge, moderiert von Wolfgang Blaschka, bis hin zu Aktionsvorschlägen aus dem Münchner Friedensbündnis (Franz Iberl) und der DFG-VK (Tommy Rödl ). Dagmar Henn (ehemalige Abgeordntete der Linken im Münchner Stadtrat) berichtete kompetent über die Kriegsführung der Söldnertruppen aus Kiew in der Ostukraine, sowie über die langjährigen Verbindungen ukrainisch-faschistischer Organisationen nach Bayern und München. Inge Knöckel referierte die Medienkritik in der Ukraine-Berichterstattung von Eckart Spoo, die er vor dem ARD-Hauptstadtstudio in Berlin vorgetragen hatte.
Den optischen Leckerbissen bot der "Bundesprediger" in Talar und Maske, der die Frage auf der Tafel eines kleinen Mädchens "Was lernen wir aus dem 1. August 1914?" damit beantwortet: "Der Russe ist unser Feind".
Darin waren sich alle auf dem Platz einig: Man muss nicht "Putin-Versteher" sein, um die gefährliche russlandfeindliche Politik des Westens zu durchschauen und dagegen Stellung zu beziehen.
Text: Wolfgang Blaschka Fotos: Claus Schreer
Im Anhang die Rede von Claus Schreer