Ein Bericht vom diesjährigen Volksstimmefest der KPÖ in Wien
16.09.2014: Die österreichische Tageszeitung "Der Standard" schreibt über das Volksstimmefest "Es ist das gallische Dorf im Wiener Veranstaltungskalender - und dabei einer der letzten verbliebenen Beweise, dass Haltung beim Feiern durchaus mehr zu bedeuten hat als die Beschreibung der Körperstellung an der Schank.“ Unter dem Motto „Wir feiern anders! Links & solidarisch“ fand am 30./31. August das diesjährige Volksstimmefest der KPÖ im Wiener Zentrum nahe dem Prater statt, ein Fest mit einer langen Tradition, das es seit 1946 gibt.
Von besonderem Interesse war eine Diskussionsrunde, auf der über die Erfahrungen der KPÖ mit der Wahl-Allianz „EUROPA ANDERS“ debattiert wurde. Dieses Bündnis von KPÖ, den Piraten, der Partei Der Wandel und Unabhängigen trat zu den Europaparlamentswahlen im Mai dieses Jahres an und hatte vor allem in Wien eine beachtliche wahlpolitische Zustimmung von 4 Prozent erhalten. Deshalb wurde u.a. vor dem Hintergrund der im nächsten Jahr anstehenden Wahlen zu den Gemeinderäten in Wien über die Frage diskutiert, wie es weitergehen kann und soll.
Aber es wurde natürlich nicht nur diskutiert. Wie jedes Jahr ergab sich das besondere Flair dieses Festes aus der Vielfalt des Dargebotenen, der Verbindung von zahlreichen kulturellen Darbietungen wie Lesungen und Live-Musik - mehr als 18 Bands spielten auf 3 Bühnen – mit einem umfangreichen kulinarischen Angebot, einem breiten Kinderprogramm, sportlichen Vergleichskämpfen im Judo, im Beachvolleyball oder Schach u.v.m. Darüber hinaus ist es immer wieder beeindruckend wie viele, z.T. mit recht unterschiedlichem ideologischem Ansatz versehene soziale Bewegungen, NGOs, Gewerkschaften, Parteien, Soli-Gruppen, Zeitschriften, Kulturinitiativen auf der Jesuitenwiese die Möglichkeit nutzen, sich zu präsentieren, mit den Besuchern und untereinander ins Gespräch zu kommen, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam zu feiern. Das gilt auch für die KPÖ selbst, die an mehreren Ständen ihre aktuellen politischen Initiativen und die Arbeit der einzelnen Bezirke vorstellte. Dabei gab es zwei Schwerpunkte: das Zentrum Arbeitswelt GLB (Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB) und der Frauenpunkt.
Da die KPÖ Mitglied der Europäischen Linkspartei (EL) ist und ihr die Mitarbeit hierbei sehr wichtig ist, gibt es seit einigen Jahren auf dem Festplatz die Einrichtung eines EL-Dorfes. Hier sind zum einen die Stände der ausländischen Parteien, dieses Jahr u.a. DIE LINKE, die von der KPÖ Wien traditionell eingeladene DKP München und die tschechische SDS, zusammengefasst und zum anderen werden unter dem Dach von transform! europe , einem Netzwerk von mehr als zwanzig linken europäischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Diskussionsrunden vor allem zu europapolitischen Fragen durchgeführt.
Auch wenn es das Wetter dieses Mal nicht besonders gut mit den Veranstaltern meinte, ist es ihnen auch dieses Jahr gelungen, das Konzept eines Volksfestes erfolgreich umzusetzen und es wiederum zu einem Anziehungspunkt für mehrere zehntausend Besucher, weit über das traditionelle linke Spektrum hinausgehend, zu machen.
Und nicht nur nebenbei angemerkt: inzwischen hat es das Volksstimmefest auch zu einer zentralen Rolle in einem Roman geschafft. „Jesuitenwiese. Ein leicht revolutionärer Poproman“ heißt das Buch, verfasst von mehreren Wiener Autor_innen und ist pünktlich zum diesjährigen Fest erschienen.
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