05.04.2015: Unter dem Motto "Die Waffen nieder" fand am Samstag der traditionelle Ostermarsch für Frieden in Berlin statt. Etwa 1500 demonstrierten vom Bahnhof Friedrichstrasse zum Schlossplatz, vorbei an der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach einem friedlichen Dialog mit Russland, gegen die Wiederbelebung der alten Feindbilder und gegen die Militarisierung der Politik durch die Bundesregierung. Ein weiteres Thema war der Beschluss der Regierung, bewaffnete Drohnen für die Bundeswehr anzuschaffen.
Die Auftaktkundgebung in Berlin war mit Bedacht auf den Vorplatz am Bahnhof Friedrichstraße gelegt worden. Hier ist der erste Showroom der Bundeswehr, um Jugendliche als Soldaten anzuwerben. Dazu Monty Schädel (DFG-VK) in seiner Rede:
„Hier von diesem unscheinbaren Ort in der Mitte der Metropole Berlin geht der Krieg aus. Dabei meine ich nicht die Lobby-, Regierungs- und Parlamentsgebäude hier in der Nähe, in denen die Kriegseinsätze der Bundeswehr und die Rüstungsdeals geplant und beschlossen werden. Ich meine den kleinen unscheinbaren Showroom der Bundeswehr hier am Platz.
Dieser „Karrieretreff“ der Bundeswehr, in dem der „Erstkontakt“ der Bundeswehr mit Menschen stattfindet, die die Bundeswehr für ihr mörderisches Handwerk gewinnen will, ist einer der sichtbaren Orte der Konzeption, die die Bundesregierung in der Koalitionsvereinbarung von CDU/CSU und SPD bereits als „Attraktivitätsoffensive für die Bundeswehr“ bezeichnet. Mit Strategie - und viel Geld - soll das Bild von der Bundeswehr im Allgemeinen und den Soldaten und Soldatinnen im Speziellen, in der Öffentlichkeit „attraktiver“ werden. Man könnte es auch als Werbekampagne für einen „Mordstruppe mit einem tödlichen Handwerk“ bezeichnen. - Als ob so etwas „attraktiv“ für Menschen sein könnte, die mit ihrem Nachbarn und allen anderen Menschen in Frieden leben wollen? Es muss doch immer wieder klar gesagt werden: Soldaten und Soldatinnen sind Mörder/Mörderinnen. Die hauptsächliche Bestimmung wozu Soldaten und Soldatinnen da sind und wozu sie ausgebildet sind ist das töten! Da ist nichts „attraktiv“ dran! - Hier an dieser Stelle sollen Menschen dafür geworben werden, die weltweit stattfindenden Kriege am Laufen zu halten und das Soldatsein als Normal darzustellen.“
Gegenüber vom Showroom der Bundeswehr steht das Mahnmal für die Kinder, die in der Nazi-Zeit vom Bahnhof Friedrichstrasse in die Konzentrationslager geschickt wurden. Deshalb war es nur konsequent, wenn Monty Schädel seine Rede mit dem Hinweis beendete:
„Setzen wir unseren Protest gegen die Kriege auf der Welt, für den Austritt aus und die Abschaffung der NATO, gegen den Waffenhandel und gegen die Drohneneinsätze aktiv fort. Verbinden wir dieses mit dem Kampf gegen die Militarisierung im Innern der Gesellschaft. Achten wir dabei aber auch immer darauf, wer dieses noch mit uns tut. Entscheiden muss sein, dass der Konsens der Antikriegs- und Friedensbewegung bestand hat. - Niemals nie mit Rassisten und Nazis gemeinsam, denn deren „Frieden“ ist nicht unser Frieden, und immer solidarisch mit Menschen die unsere Hilfe benötigen!“
Mit dem Ostermarsch an der Urananreicherungsanlage in Gronau begannen am Karfreitag die nordrhein-westfälischen Ostermärsche. Die Gronauer Uranfabrik ist bundesweit einzigartig, produziert in großen Mengen Atommüll und wird mit der sogenannten Zentrifugentechnik betrieben, die auch zur Produktion von Uran für Atomwaffen genutzt werden kann. Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) sowie weitere Organisationen fordern generell die sofortige Stilllegung der Gronauer Uranfabrik. Insgesamt 55 Initiativen, Verbände und Parteigliederungen haben zur Teilnahme an dem Ostermarsch aufgerufen, der mit einer Auftaktkundgebung um "drei vor zwölf" (11.57 Uhr) vor dem Haupttor der Urananreicherungsanlage begann. Nach dem Auftakt führte der eigentliche Ostermarsch um die Anlage herum und endete an der Marienkapelle (Kaiserstiege) mit einer Abschlußkundgebung. Dort befindet sich in der Nähe auch die neue Atommüll-Lagerhalle, in der 60.000 Tonnen radioaktives Uranoxid dauerhaft eingelagert werden sollen. Auch gegen diese Atommüllpläne richtete sich der Ostermarsch.
Am Ostersamstag begann dann in Duisburg der dreitägige Rhein-Ruhr-Ostermarsch. Bis Ostermontag führt der Ostermarsch Ruhr, einer der bundesweit größten, über Essen, Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne nach Bochum und Dortmund. Auf der letzten Etappe in der Dortmunder Innenstadt wird an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 70 Jahren erinnert, anschließend geht der dreitägige Ostermarsch mit einem Friedensfest zu Ende.
Text/Fotos: mami
Redetexte des Ostermarsches 2015 auf der Seite vom Netzwerk Friedenskooperative