Aus Bewegungen und Parteien

Frauenstreik CH 19 06 14 117.06.2019: In den letzten zwei Jahren sind feministische Forderungen auf der ganzen Welt lauter geworden. «Ni una Menos / Ni una di Meno» in Argentinien / Brasilien und Italien, die «Women’s Marches» in den USA oder der Black Protest in Polen sind nur einige Beispiele davon. Im Spanischen Staat haben am 8. März 2019 landesweit Frauen gestreikt und gezeigt, was es heißt, wenn Frauen sich dafür entscheiden, die bezahlte und unbezahlte Arbeit nicht mehr zu erledigen. Am selben Abend sind Millionen Frauen und solidarische Männer auf die Straßen gegangen.

 

Am vergangenen Freitag (14.6.) haben in der ganzen Schweiz Frauen die Arbeit niedergelegt, die Hausarbeit verweigert, sind den Schulen ferngeblieben, haben in allen gesellschaftlichen Bereichen Streikaktivitäten organisiert. Knapp 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik in der Schweiz im Jahr 1991 war dies der zweite umfassende Frauenstreik. Der Frauenkongress des SGB (Schweizerischer Gewerkschaftsbund) hatte im Januar 2018 entschieden, für den 14. Juni 2019 zum Frauenstreik aufzurufen.

Und so versammelten sich am Freitag im ganzen Land Hunderttausende Frauen, um für ihre Anliegen zu demonstrieren. Die Frauen und ihre Arbeit sichtbar machen, darum geht es beim Frauenstreik.

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"Yes we Care" steht auf Schildern. Die Gewerkschaften fordern eine generelle Reduktion der bezahlten Arbeitszeit bei gleichem Lohn, längeren Mutterschutz und "Abe mit de Boni, ufe mit de Kita-Löön!", wie Frauen skandieren. (Runter mit den Boni, rauf mit den Kita-Löhnen). Mit den Losungen "Hopp, hopp, hopp, Pflegenotstand stopp!", "Fight for your right, Umkleidezeit!" oder "Mir sind guet, mir sind fit, mir wänd Gsundheit statt Profit!" demonstrieren die streikenden Frauen aus den Krankenhäusern. Mit Einkaufswagen blockieren die Frauen die Trams, so dass der Verkehr teilweise zum Erliegen kommt.

"Es gibt eine lange Reihe von Frauen, die vor uns gekämpft haben, und es liegt viel Arbeit vor uns. Wir müssen für gleiche Bezahlung, gerechte Verteilung der Pflegearbeit, Abtreibungsrechte, Nulltoleranz gegenüber häuslicher Gewalt und mehr kämpfe. Und vor allem: Wir müssen das Patriarchat zerschlagen!"
Rahel Lüthy, 43 aus dem ländlichen Dorf Bennwil, die mit ihrer 13-jährigen Tochter Filipa zum Protest am Freitag nach Basel ging. (Quelle: NYT)

Frauenstreik Schweiz Lohngleichheit
Unsere Forderungen für den Frauen*streik 2019   


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Warum Frauen* in der Schweiz streiken

 

Die Organisatorinnen sprechen von der größten politischen Demonstration der neueren schweizerischen Geschichte. Insgesamt waren mehrere Hunderttausend Menschen auf der Straße. Auf Twitter nannte das Frauen*streik-Kollektiv Zürich die Zahl von 160.000 Teilnehmerinnen alleine an der Demonstration in Zürich. In Bern waren es 100.000, in Basel 40.000 und 50.000 in Lausanne. Die Kundgebungen hätten in allen großen Städten "historische" Dimensionen erreicht, heißt es beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).

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Frauen*streik: Rückblick auf einen historischen Tag

übernommen von sozialismus.ch

Am Freitag, 14.6.2019 haben in der ganzen Schweiz hundertausende Frauen zum zweiten Mal in der Geschichte gestreikt. Gründe dafür gibt es tausende – die patriarchale und kapitalistische Gesellschaft produziert sie tagtäglich von Neuem. Für die Linke in der Schweiz war der vergangene Freitag ein wahrhaft historischer Tag. Denn seit Jahrzehnten kam es hierzulande – im Land der politischen und sozialen Stabilität – nicht mehr zu einer solch erfolgreichen sozialen Mobilisierung.
von BFS Zürich

Ein aussergewöhnlicher Tag

Was am 14.6.2019 – dem Frauen*streiktag – in der Schweiz passierte, ist in vielerlei Hinsichten aussergewöhnlich. Aussergewöhnlich deshalb, weil es in den letzten Jahren in diesem von Arbeitsfrieden und Konkordanz geprägten Land kaum zu grösseren sozialen Bewegungen gekommen ist. Gleichzeitig können wir rund um die Schweiz einen besorgniserregenden Aufstieg rechtsextremer Parteien beobachten – wie die Europawahlen Ende Mai 2019 erneut bestätigten. In quasi allen europäischen Ländern (und darüber hinaus) sind rassistische, antisoziale und frauenfeindliche Parteien und Organisationen auf dem Vorschmarsch. In Italien, Ungarn und eventuell bald auch wieder in Österreich sitzen sie bereits in der Regierung und eine Kehrtwende ist bis auf weiteres nicht abzusehen. Viele dieser Parteien beziehen sich offen auf die Schweizerische Volkspartei (SVP) als Vorbild, welche in der Schweiz schon seit Jahren die stärkste Partei ist. Insofern liegt die Schweiz neben der Rückständigkeit bezüglich Gleichstellung auch in Sachen starke rechte Parteien weit vorne.

Just in dieser historischen Situation erlebt die Schweiz eine der stärksten sozialen Mobilisierungen ihrer neueren Geschichte. Nur selten zuvor – auch nicht beim Frauenstreik 1991 – war eine soziale Bewegung derart stark in der (weiblichen) Gesellschaft verankert, wie die aktuelle Streikbewegung. Der Frauen*streik leistet einen unschätzbaren Beitrag dazu, dass sich nicht nur der politische und mediale Diskurs nach links verschiebt. Er trägt auch das Potenzial in sich, das reale Kräfteverhältnis in einem der stabilsten Ländern der Welt nachhaltig zu verändern und zu einer längerfristigen Selbstorganisierung von lohnabhängigen Frauen beizutragen.

Der hiesige Frauen*streik war seit Beginn eingebettet in den weltweiten Aufschwung feministischer Kämpfe. Die argentinischen und polnischen Feministinnen*, die Women’s Marches in den USA, die Bewegung «Ni una di meno» in Italien und vor allem die millionenstarken Frauen*streiks im Spanischen Staat 2018 und 2019 – sie alle üben einen direkten Einfluss auf die feministische Bewegungen in der Schweiz. Und diese Internationalität ist auch ihre grosse Stärke: Zu wissen, dass die Frauen in der Schweiz – im Gegensatz zum Frauenstreik 1991 – nicht alleine und losgelöst vom Rest der Welt streiken, stärkt die Bewegung enorm und kann für ihre weitere Entwicklung noch von entscheidender Bedeutung sein.

Der Streik in Zahlen

Seit Monaten haben sich in der Schweiz dutzende lokale und regionale Frauen*streik-Kollektive auf den Streik vorbereitet. Anders als 1991 gab es keine zentrale Führung der Streikvorbereitungen. Stattdessen wurde die Hauptarbeit lokal in den Kollektiven geleistet und auf nationaler Ebene die unterschiedlichen Vorhaben koordiniert.

In den Wochen vor dem Streik wurde erstmals erkennbar, dass die Mobilisierung wirklich gross werden könnte. Dass sie so gross werden würde, damit hat aber niemand gerechnet. Weit über eine halbe Million Menschen haben sich am Streiktag beteiligt. Alleine an den zentralen Demonstrationen in den verschiedenen Städten und Orten waren fast eine halbe Million Menschen, überwiegend Frauen*. Dabei erlebten viele grössere Städte die massivsten Demonstrationen ihrer neueren Geschichte:

Zürich 160’000 Brig 500 St.Gallen 6’000
Bern 100’000 Sion 12’000 Luzern 10’000
Basel 40’000 Schwyz 500 Biel 3’000
Baden 500 Friboug 12’000 Winterthur 5’000
Aarau 3’500 Zug 500 Lausanne 50’000
Olten 500 Schaffhausen 2’000     Delémont 4’000
Solothurn 2’000 Glarus 200 Genf 50’000
Neuenburg 5’000      Chur 1’000 Bellinzona 10’000
     
Total   478’200


Aktionen den ganzen Tag

Die Karte auf 1406.ch zeigt die unglaubliche Vielfalt und Breite an Streikaktivitäten, die am 14. Juni stattfanden. In allen grösseren Städten und dutzenden kleineren Ortschaften gab es Arbeitsniederlegungen und verlängerte Pausen, Streikmittage, Stadtrundgänge, Vorträge, Versammlungen, Blockaden und am Abend Demonstrationen.

In Zürich beispielsweise begann der Streiktag bereits kurz nach Mitternacht. Mit einem Autokorso durch die Zürcher Innenstadt wurde der Frauen*streik «eingehupt». Über den Mittag kam es dann unter anderem zu einer Besetzung des wichtigen Verkehrsknotenpunktes am Central unter dem Motto: «Wenn Frau* will, steht alles still. Und sie will». Am Nachmittag rief die Betreuer*innengruppe «Trotzphase» zum Streiktreffen auf der Bäckeranlage auf. Hunderte Frauen* folgten dem Aufruf und machten klar, dass sie die Geringschätzung der Sorgearbeit, die schlechte Bezahlung und die prekären Arbeitsbedingungen, Unterbesetzungen und hohe Belastungen in der Kinderbetreuung nicht mehr länger tolerieren werden. Am Nachmittag solidarisierten ich Frauen mit politisch gefangenen Frauen* in der Schweiz und international und umschlossen das Bezirksgefängnis mit einem 400 Meter langen Transparent.

Um 15.24 Uhr – einem von zwei zentralen Momenten des Tages – verliessen überall in der Stadt Frauen* ihre bezahlte oder unbezahlte Arbeit und strömten auf die Strassen und Plätze. Beeindruckend, wie sich die Stadt mit violett gekleideten Frauen füllte. Die Polizei war ab der schieren Menge der teilnehmenden Frauen* und den immer wieder entstehenden spontanen Demonstrationszügen und Aktionen komplett überfordert. Gegen 17 Uhr strömten dann zehtausende Frauen* Richtung Limmatquai, das aus allen Nähten platzte. Als sich die zentrale Demonstration dann in Bewegung setzte war bald klar: Das muss eine der grössten Demonstrationen sein, die Zürich je gesehen hat.

Anschliessend wurde auf dem Helvetiaplatz bis in die Nacht hinein Reden gehalten, gefeiert und gesungen. Auch in anderen Städten und Kantonen fanden 24 Stunden lang verschiedenste Aktionen, Demonstrationen und Streiks statt. Die Städte wurden teilweise lahmgelegt und überall waren Streikfahnen und Transparente zu sehen. Wir werden in den kommenden Wochen noch ausführlichere Berichte über den Streiktag und dessen schweiweite Durchführung veröffentlichen.

Über den 14. Juni hinaus

Die feministischen Kollektive in der ganzen Schweiz sagen schon seit Monaten, dass der 14. Juni 2019 nicht das Ende, sondern der Startschuss einer breiten feministischen Vernetzung in der Schweiz und darüber hinaus sein wird. Zusammen mit der Klimastreikbewegung erlebt die Schweiz zur Zeit einen Aufschwung sozialer Bewegungen, die von hundertausenden Aktivist*innen getragen wird und in ihrer selbstorganisierten Form einzigartig ist. Es ist das erste Mal seit Langem, dass die antikapitalistische, feministische und ökologische Linke einen Grund hat, sich auf die kommenden Monate zu freuen.

Quelle: https://sozialismus.ch/artikel/2019/frauenstreik-rueckblick-auf-einen-historischen-tag

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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