01.11.2024: Ein Joint Venture der französischen Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF) mit dem russischen Staatskonzern Rosatom plant in Lingen Brennelemente russischer Bauart herzustellen. Dagegen haben am Samstag (26.10.) erneut Atomkraftgegner demonstriert. Sie sehen ein Sicherheitsrisiko.
Am 26.10.2024 gingen in Lingen wieder Atomkraftgegner auf die Straße und forderten, das die geplante Produktionserweiterung der Brennelementefabrik gestoppt wird.
In Lingen werden seit mehr als vier Jahrzehnten Brennelemente für Atomkraftwerke in Europa hergestellt. Die Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF), eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des französischen Atomkonzerns Framatome, will dort künftig auch Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke sowjetischer Bauart herstellen.
Um diese Pläne umzusetzen braucht ANF/Framatome das russische Know-how, die russischen Maschinen und Lizenzen sowie das russische Uran. Deshalb will der französische ANF-Mutterkonzern Framatome eine Kooperation mit einer Tochterfirma des russischen Staatsatomkonzerns Rosatom eingehen.
Seit mehr als drei Jahre plant der russische Atomkonzern Rosatom den Einstieg in die Lingener Brennelementefabrik. Seitdem gibt es immer wieder Protest dagegen. Die Ausweitung der Produktion wird die Gefahr für die Bevölkerung in der Region steigern, weil es mehr Transporte mit Uranhexafluorid und Brennelementen geben wird.
Die Behauptung das durch die Produktionserweiterung die osteuropäischen Kraftwerksbetriebe unabhängiger von Russland werden bezweifeln die Atomkraftgegner. Außerdem wäre es auch besser, so meinen sie, in Osteuropa die Energiewende voranzutreiben.
Der Ausbau der Brennelementefabrik wird den Atomausstieg konterkarieren, heißt es in dem Demonstrationsaufruf. Da es sich bis jetzt sowieso nur um einen Teilausstieg handelt, wird gefordert, die Brennelementefabrik und die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau stillzulegen.
In den Redebeiträgen wurde auch immer wieder darauf eingegangen, dass es Framatome gleichgültig ist, dass Rosatom direkt der russischen Regierung unterstellt ist. Somit ist der Konzern aktiv am Krieg in der Ukraine beteiligt. Er verwaltet zum Beispiel das Atomkraftwerk in Saporischschja und ist für den militärischen Teil der Atomnutzung zuständig. Daher haben viele Atomkraftgegener die Befürchtung, dass durch das Joint Venture die Gefahr von Sabotage, Spionage und Desinformation wachsen wird. Auch aus diesem Grund wollen sie den Einstieg von Rosatom in jeder Form verhindern, denn ein „Kreml Konzern“ dürfe in keiner Weise Zugriff auf derart brisante nukleare Infrastruktur bekommen.
Rund 11.000 Atomkraftgegner haben Einwendungen gegen den Antrag auf eine Änderung der Betriebserlaubnis eingelegt. Das niedersächsische Umweltministerium hat hierzu am 20. November einen Erörterungstermin in den Lingener Emslandhallen angesetzt.
Das Ziel der örtlichen Bürgerinitiativen, des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und anderer Organisationen lautet: Keine Produkterweiterung bei der Brennelementefabrik in Lingen, stattdessen sofortige Stilllegung der ganzen Anlage in Lingen und der Urananreicherungsanlage in Gronau.
Die zuständige Atomaufsicht in Niedersachsen unter Umweltminister Christian Meyer (Grüne) , könnte die bisher für die Brennelementefabrik erteilten Genehmigungen aufheben.
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