Europa

15.01.2016: Chalkidiki, eine Halbinsel südöstlich von Thessaloniki, könnte ein Traum für den kanadischen Bergbaukonzern Eldorado Gold sein. Bis zu 250 Tonnen Gold liegen in der Erde, Marktwert knapp neun Milliarden Euro. Doch Chalkidiki wird zum Alptraum für Eldorado. Denn die Bevölkerung wehrt sich seit langem vehement gegen den Goldabbau, seit einem Jahr mit Unterstützung durch die Regierung. Jetzt will Eldorado seine Investitionspläne auf Eis legen. Die Regierung habe eine "konfrontative Haltung", klagt Eldorado-Boss Paul Wright.

Am Montag (11.1.) hat das kanadische Bergbauunternehmen Eldorado Gold bekanntgegeben, dass es seine Investitionspläne in Griechenland auf Eis legen wird. Die "konfrontative Haltung“ seitens der Regierung habe Eldorado zu diesem Schritt bewogen, erklärte Eldorado-Boss Paul Wright gegenüber der Presse. Die Tsipras-Regierung spiele "ein makabres politisches Spiel auf dem Rücken der Investitionen", so Wright. Die SYRIZA-Regierung habe Lizenzen annulliert oder deren Ausstellung verzögert, klagt der Konzern.

Nun hat Eldorado der Regierung in Athen eine Frist bis Ende März gesetzt: Sollte die Regierung bis dahin die notwendigen Lizenzen ausstellen, werde man die Arbeit wieder aufnehmen. Ansonsten werde der Konzern "im Lichte des Investitionsklimas" in Griechenland seine Aktivitäten einstellen. Immerhin habe Eldorado Gold seit 2012 auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki 2.000 Arbeitsplätze geschaffen und 700 Millionen US-Dollar investiert – im Vertrauen auf die Zusagen früherer Regierungen und mehrerer Urteile des obersten Verfassungsgerichts, sagt der Konzern. In den Bergwerken würden weitere Arbeitsplätze entstehen und so dem Land helfen, die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Umweltminister Panos Skourletis erklärte am darauffolgenden Tag, dass sich die Regierung nicht erpressen lasse. Man handle unter Berücksichtigung des Umweltschutzes und der Verteidigung des öffentlichen Interesses. Der Bergbaukonzern sei den Behörden Unterlagen schuldig geblieben, habe außerhalb der vorgesehenen Flächen gebaut und Auflagen missachtet.

Widerstand gegen Umweltzerstörung
Eldorado Gold ist in Griechenland vor allem im Osten der Chalkidki – eine Halbinsel südöstlich von Thessaloniki - in den Gegenden Skouries, Olympiada und bei Stratoni tätig. Die Bewohner sind über den Goldabbau in der Region geteilter Meinung. Bewohner touristischer Orte in Strandnähe stellen sich entschlossen gegen die Gewinnung des Edelmetalls. Sie fürchten irreparable Umweltschäden. Bereits jetzt haben die Bulldozer Vorarbeit für die geplante 140 Meter hohe Staumauer geleistet. Das gesamte Tal soll zu einer gigantischen Deponie werden, aufgefüllt mit dem, was vom Kupfer- und Goldbergbau übrig bleibt: rund 140 Millionen Tonnen zermahlenem, mit Chemikalien behandeltem Abraum. Eine dickflüssige Masse von der Konsistenz von Haferbrei. "Unser Gold ist die schöne Natur, die die Touristen anzieht", sagen die Gegner der Goldmine. Gerade in den wirtschaftsschwächeren Regionen abseits der großen Städte sei der Tourismus - der von einer intakten Natur profitiert - die wichtigste Stütze Griechenlands. Frühere Betreiber der bestehenden Minen haben auf die Natur keine Rücksicht genommen. Die Konzerne setzten hochgiftiges Zyanid und Schwermetalle ein. Noch immer türmt sich eine gigantische Deponie aus verseuchten Rückständen von damals.

Mit diesen Erfahrungen haben die Einwohner die Bauarbeiten auch mit militanten Aktionen behindert. Der Staat und der Konzern antworteten mit Gewalt. Nachdem die Sicherheitsleute der Minen zu zaghaft mit den Demonstranten umgegangen waren, wurde die Bewachung der Anlagen an die als Privatarmee bekannte Gesellschaft "Blackwater“ übergeben. Am 7. März 2013 stürmten Antiterror- und Polizei-Einheiten das Dorf Ierissos, das Zentrum des Widerstands. Augenzeugen zufolge warfen sie Dutzende Tränengasgranaten in die Menge, eine Schule musste deshalb evakuiert werden. Dutzende Menschen wurden verhaftet und unter teils zweifelhaften Umständen verhört. Skouries wurde zum nationalen Fanal. Und SYRIZA gewann Sympathien von Menschen, die sonst mit ihren Ideen wenig am Hut hatten, denn SYRIZA hatte sich lange vor dem Wahlsieg auf der Seite der Umweltschützer offensiv gegen den Abbau von Gold auf der Chalkidiki gestellt.

Minenarbeiter für Goldabbau
Die Menschen in der Bergregion und die Beschäftigten in den Minen sind hingegen für die Ausweitung des Goldabbaus. Wenn die Pläne von Eldorado Gold aufgehen würden, so wird argumentiert, könnten einige Tausend Arbeitsplätze entstehen und Griechenland würde zum größten Goldproduzenten Europas. Mehrmals haben Tausende Bergarbeiter in Athen gegen die SYRIZA-Regierung protestiert und den Ausbau der Goldförderung verlangt. Nach dem Wahlsieg im Januar 2015 hatte die Tsipras-Regierung nämlich das Großvorhaben erst einmal auf Eis gelegt.

Hellas Gold - eine Geschichte der Korruption
Die Geschichte von Hellas Gold bzw. Eldorado Gold ist eine Geschichte von Skandalen. Im Jahr 2003 verramschte die damalige PASOK-Regierung ohne öffentliche Ausschreibung und gegen läppische elf Millionen Euro die Cassandra-Minen mitsamt allen Schürfrechten für mehr als 300 Quadratkilometer an Hellas Gold, ein Unternehmen, das nur drei Tage zuvor gegründet worden war. 95 Prozent der neuen Firma lagen bei der kanadischen Muttergesellschaft Eldorado. Der Staat verzichtete auf normalerweise mit solchen Verkäufen einhergehende Steuern – und auf die im Rohstoffgeschäft üblichen Förderabgaben. Wenig später schätzten unabhängige Prüfer den Marktwert des Pakets auf mehr als 400 Millionen Euro.

Großer Profiteur war die Familie eines Oligarchen, dessen Firmenimperium Aktor einen Anteil von fünf Prozent an der Hellas-Gold-Muttergesellschaft hielt – die schließlich 2011 für satte 1,8 Milliarden Euro an Eldorado Gold verkauft wurde. Der hohe Preis war auch das Resultat einer politischen Entscheidung: Kurz zuvor hatte die sozialdemokratische Regierung die Ausbeutung von Skouries gestattet.

Die Geschichte stank so zum Himmel, dass sich die EU-Kommission einschaltete und den Konzern verdonnerte, dem Staat 15,34 Millionen Euro nachzuzahlen: wegen einer wettbewerbsrechtlich verbotenen Beihilfe. Dagegen legte nicht nur das Unternehmen Berufung vor Gericht ein, sondern auch die Papandreou-Regierung. Sie war zwar fast pleite, wollte das Geld aber partout nicht haben.

Nun könnte der Ausflug der Kanadier nach Griechenland zu Ende gehen. Ein kostspieliges Abenteuer. Denn 30-40% des Wertes des Konzerns stecken in den griechischen Anlagen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Der Börsenwert ist denn auch um 70% seit Antritt der SYRIZA-Regierung auf ein Zehnjahrestief abgestürzt.


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Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

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