Wirtschaft

VW Wolfsburg15.10.2021: Tesla setzt neue Maßstäbe für Produktivität ++ VW-Konzernchef Diess fordert höhere Produktivität für Konkurrenzkampf mit Tesla  ++ Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen bei VW, um die Kosten für den Übergang zum Elektroauto zu senken

 

Der Zukunftsplan von VW-Konzernchef Diess dreht sich um das "Projekt Trinity". Unter diesem Namen entwickelt VW eine volldigitale E-Limousine mit VW-eigenem Software-Betriebssystem und weitreichenden Autonom-Fähigkeiten, bei dessen Herstellung die Entwickler aber auch auf massive Vereinfachung setzen. Ab 2026 soll diese neue Autogeneration von den Bändern laufen, die eine einschneidende Verringerung der Komplexität mit weniger Arbeitsschritten und damit weniger Arbeitsplätzen mit sich bringt.

Jetzt skizzierte der VW-Vorstandsvorsitzende vor dem Aufsichtsrat einen Stellenabbau bei der Kernmarke VW in Höhe von 30.000 Jobs im Rahmen der Transformation in Richtung Elektromobilität und Software. Dies sei notwendig, "um die Kosten für den Übergang zum Elektroauto zu senken und mit Tesla konkurrieren zu können".

Auch VW-Sprecher Michael Manske ist der Meinung, dass der Konzern das Problem der "geringen Wettbewerbsfähigkeit des Werks Wolfsburg angesichts des Eintritts neuer Wettbewerber in den Markt für Elektroautos" lösen muss. Mit anderen Worten: VW, das zu 20 % dem Land Niedersachsen gehört, will mit Tesla (das in der Forschung und Entwicklung von Elektromotoren weiter ist) vor allem durch den Abbau von Arbeitsplätzen konkurrieren, statt sich auf massive Investitionen in neue Technologien zu konzentrieren.

Der Vorstoß von Diess setzt den am 14. März angekündigten Plan fort, mit dem 5.000 Arbeitsplätze vernichtet wurden - "sozialverträglich" durch Altersteilzeit ab dem Jahrgang 1964 und neuen Programmen für einen Vorruhestand. Damals war es das erklärte Ziel von VW, die Produktionskosten bis 2023 um 5 % zu senken, doch heute reicht dies laut Vorstand "aufgrund der Beschleunigung der Elektrifizierung des Automobils und der wachsenden Konkurrenz durch Tesla, das in Deutschland neue Produktionsstandards gesetzt hat", nicht mehr aus. Insbesondere ist es für VW unmöglich, die Montagezeit seines "ID-3"-Modells, die derzeit bei 30 Stunden liegt, mit den 10 Stunden zu vergleichen, die angeblich Tesla für den Bau des "Model 3", seines direkten Konkurrenten, benötigt.

Genau dieser letzte Aspekt löst den Alarm in Wolfsburg aus, nachdem Elon Musk die neue "Gigafactory" in Grünheide (einem Ort mit 7.800 Einwohnern im Umland von Berlin) in Rekordzeit und bisher sogar ohne endgültige Baugenehmigung hochzieht. Elon Musk, mit einem Vermögen von 162 Mrd. Dollar drittreichster Mensch der Welt, bekommt von der Bundesregierung 1,14 Milliarden Euro Steuergelder für den Bau der Mega-Fabrik in Brandenburg. Der US-Konkurrent will im Endausbau jährlich etwa 500.000 E-Autos produzieren. Das sind bis zu 10.000 Autos pro Woche und das Doppelte der maximalen Kapazität aller deutschen Hersteller zusammen. Hinzu kommt, dass Musk für den Bau von 500.000 Fahrzeugen nur 10.000 Arbeiter*innen beschäftigt, während VW 25.000 Beschäftigte für 700.000 Autos benötigt.

Wettbewerb nach unten.

Am Ende werden es die Arbeiter*innen und Angestellten in Deutschland sein, die den Preis für die Herausforderung mit Tesla zahlen - sowohl die Beschäftigten beim notorischen Gewerkschaftsfeind Musk wie auch bei VW, obwohl der Umsatz von VW im Jahr 2020 222,8 Milliarden Euro betrug und alle Marken des Konzerns - vom spanischen Seat bis zu den italienischen Lamborghini und Ducati, die zur Audi-Tochter gehören - ein Wachstum aufweisen, das sich auch nach "Dieselgate" nicht verlangsamt hat.

VW versucht, "mögliche Entlassungen" im Namen des "Trinity"-Projekts" zu rechtfertigen, das "das Werk Wolfsburg im Jahr 2025 revolutionieren und langfristig Arbeitsplätze sichern wird". So die Konzernpropaganda.


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