20.05.2017: Am Montag tagt Eurogruppe zu Freigabe der Kredittranche an Griechenland ++ Gläubiger immer noch nicht einig ++ EP-Parlamentsfraktionen von SozialdemokratInnen, Grünen und Vereinigter Linken fordern in gemeinsamer Pressekonferenz: keine weiteren Verzögerungen und Schuldenentlastung! ++ Ska Keller: Schäuble muss Obstruktion beeenden!
Auf der Suche nach einer Lösung für Griechenlands Schuldenfrage und angesichts der bevorstehenden Euro-Gruppensitzung am Montag, 22.5., wenden sich die "Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament" (S&D), die "Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke" (GUE/NGL) und die "Fraktion der Grünen / Europäische Freie Allianz" (GREENS/EFA) an die bevorstehende Tagung der Eurogruppe und fordern eine Entscheidung bezüglich der notwendigen mittelfristigen Maßnahmen für die Schuldenentlastung Griechenlands zu treffen. Es sei an der Zeit, "dass die Gläubiger ihre eigenen Pflichten erfüllen und ihrer Verantwortung nachkommen", äußerten die SprecherInnen der drei Fraktionen in Straßburg.
Die Sprecherin der Vereinigten Linken im Europaparlament, Gabi Zimmer (DIE LINKE), sagte, dass sie trotz des grundsätzlichen Optimismus Bedenken habe, dass Herr Schäuble der Euro-Gruppe am 22. Mai weitere Hindernisse in den Weg legen könnte. Diese Bedenken hätten die drei Fraktionen zu der Entscheidung geführt, mit der am Mittwoch vorgestellten Erklärung zu intervenieren und die Umsetzung des Fahrplans für die griechischen Schulden einzufordern, sagte die deutsche Europaabgeordnete. Sie forderte, dass die Memoranden und die Austeritätspolitik schnellstens beendet werden müssen. Die von der Troika aufgezwungenen Maßnahmen hätten dazu geführt, dass viele Menschen in Griechenland in existenziellen Nöten sind und die Gesellschaft gespalten ist. Es sei nicht akzeptabel, so Zimmer, dass in der Europäischen Union gegen eine gewählte Regierung mit einer linken Alternative ein solcher Zwang ausgeübt werde, nur um diese Regierung zum Scheitern zu bringen. "Das politische Konzept von Merkel, Schäuble und Dijsselbloem muss endlich gestoppt werde. Jetzt müssen die Gläubiger endlich ihre Zusagen erfüllen", forderte die Fraktionsvorsitzende der Vereinigten Linken.
Ska Keller, Ko-Vorsitzende der Fraktion der Grünen, erklärte, Griechenland habe geliefert, jetzt sei die Eurogruppe am Zuge. Erstmals seit Jahren habe Griechenland die Chance auf wirtschaftliche Erholung. "Die Eurogruppe steht in der Verantwortung Griechenland auf diesem Weg zu einer nachhaltigen Erholung zu unterstützen", sagte die Grünen-Politikerin. Es sei allgemein bekannt, dass die griechischen Schulden unbezahlbar seien, setzte sie hinzu. Auch der Internationale Währungsfond erkenne, dass es ohne substanzielle Schuldenerleichterung keinen Weg aus der Krise gebe, sagte sie. "Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble muss seine Obstruktionen beenden." Es sei einfach inakzeptabel, dass die notwendige Schuldenerleichterung durch Schäuble und die CDU aus wahlpolitischen Interessen hinsichtlich der Bundestagswahl verhindert werde, sagte Keller (Bündnis90/Die Grünen).
Hier die Erklärung im Wortlaut.
GEMEINSAME ERKLÄRUNG ZUR SITZUNG DER EUROGRUPPE AM 22. MAI UND ZU DEN GRIECHISCHEN SCHULDEN.
Wir fordern die Eurogruppe vom 22. Mai auf, die 2. Überprüfung des griechischen Programms abzuschließen und eine Entscheidung bezüglich der notwendigen mittelfristigen Maßnahmen für die Schuldenentlastung zu treffen. Der im Mai 2016 beschlossene Fahrplan muss eingehalten werden.
Wenn das griechische Parlament am Ende der Woche die erforderlichen Maßnahmen legalisiert, wird Griechenland seinerseits alle Versprechungen und Vereinbarungen erfüllen. Es wäre also an der Zeit, dass die Gläubiger ihre eigenen Pflichten erfüllen und ihrer Verantwortung nachkommen. Sie müssen ihre Meinungsverschiedenheiten dringend beilegen, insbesondere der IWF und spezielle EU-Gläubiger, hinsichtlich der notwendigen mittelfristigen Maßnahmen für den Schuldenerlass, die, wie beschlossen, unmittelbar nach dem Abschluss der 2. Überprüfung umgesetzt werden sollen.
Diese unterschiedlichen Ansichten und die Sparmaßnahmen haben sich als kontraproduktiv erwiesen und haben in der Vergangenheit zu gefährlichen Verzögerungen und Verwirrungen geführt.
In diesem entscheidenden Moment fordern wir vor allem den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble auf, dieses wichtige Thema konstruktiv und vernünftig anzugehen. Es ist höchste Zeit, die politisch motivierten Hindernisse zu überwinden, die einem nachhaltigen finanziellen und eindeutig definierten Fahrplan in Richtung Schuldenerlass bis jetzt in den Weg gelegt worden sind. Konkrete Entscheidungen über Schuldenerlass und Schuldennachhaltigkeit sollten jetzt getroffen werden.
Wir fordern die griechische Regierung zu Reformen auf, die Investitionen und soziale Gerechtigkeit weiter unterstützen, und zu einer guten demokratischen Regierungsführung. Die Reform des griechischen Staates muss fortgesetzt werden, um die Effizienz zu unterstützen und den Klientelismus zu überwinden. Verstärkte Konkurrenzpolitik, um oligopole Strukturen aufzubrechen im Interesse der fairen Märkte sollten weiterhin Prioritäten bleiben, um die griechische Wirtschaft auf einen nachhaltigen Weg der Erholung zu bringen.
Weitere Verzögerungen sollten nicht akzeptiert werden, da sie die neuesten bedeutenden Errungenschaften der griechischen Wirtschaft gefährden, die auf der Grundlage der Opfer des griechischen Volkes und der konkreten Perspektiven für Wirtschaftswachstum erzielt wurden, wie in allen internationalen Wirtschafts- und Finanzeinschätzungen beschrieben einschlägig beschrieben wird. Eine Vereinbarung der Eurogruppe am 22. Mai wird diese positiven Trends festigen und wird Investitionen und Reformen, die sowohl für die Eurozone als auch für Griechenland von Vorteil sind, einen zusätzlichen Anschub geben.
Dies ermöglicht Griechenland den Zugang zum Quantitative Easing Programm der EZB, das für die Liquidität der Wirtschaft und für die positiven Verzeichnungen des Primärüberschusses unbedingt erforderlich ist.
Zusammen mit den Prognosen, die einen Rückgang der Staatsanleihen zeigen, wird Griechenland der Zugang zu den Märkten ermöglicht und der Grund dafür gelegt, dass es die Ära der Memoranden und der Austerität hinter sich lassen kann.
Griechenland hat zum ersten Mal seit Beginn der Krise gut fundierte Perspektiven für die Entwicklung der Wirtschaft. Die Menschen in Griechenland sollten sich auf die Politik des Memorandum-Austritts und auf die Perspektiven konzentrieren und sich nur in Richtung Entwicklung und integratives Wachstum bewegen. Die Eurogruppe hat die Verantwortung, Griechenlands Kurs der nachhaltigen Erholung zu unterstützen.
Unterzeichnende:
- Gianni Pittella, Vrsitzender der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten
- Gabi Zimmer, Vorsitzende der Konföderalen Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke
- Ska Keller, Vorsitzende der Fraktion der Grünen / Europäische Freie Allianz
- Phillippe Lamberts, Fraktion der Grünen / Freie Europäische Allianz.
- Dimitrios Papadimoulis, SYRIZA / Konföderale Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke
Quelle: https://www.greens-efa.eu
Übersetzung der Erklärung aus dem Englischen: Moni Kaki.
siehe auch
- "Hauptproblem Griechenlands ist sein kommunistischer Premierminister"
- Tsipras: Ein "Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten" oder ein "Europa der vielfältigen Möglichkeiten"?
- Rede von Alexis Tsipras am 23. März in Rom
- FAQ „Grexit – Rückkehr zur Drachme“?
- Varoufakis: Auf den Bruch vorbereiten
- Musste Tsakalotos 100mal schreiben: "Dies ist keine 13. Rentenzahlung"?
- Griechenland: Streik gegen IWF und Schäuble
- 2. Parteitag von Syriza: "Die kritischen Fragen"