28.10.2013: Im Rahmen des bundesweiten Arbeitskampfes der Karstadt-Mitarbeiter_innen beteiligten sich am Freitag und Samstag auch zahlreicher Karstadt-Beschäftigte in Schleswig-Holstein an den bundesweiten Streikaktionen, um vor der nächsten Verhandlungsrunde mit der Karstadt-Geschäftsführung Mitte November ihren Forderungen nach dem Abschluss eines Tarifvertrags über Standort- und Beschäftigungssicherung und die Rückkehr in die Tarifbindung Nachdruck zu verleihen.
Zusammengenommen beschäftigt Karstadt derzeit nach Gewerkschaftsangaben rund 900 Mitarbeiter in Schleswig-Holstein und unterhält sieben Häuser an den Standorten Kiel, Flensburg, Lübeck, Norderstedt und Neumünster. Die Gewerkschaft verhandelt seit mehreren Wochen mit der Karstadt-Geschäftsführung über eine Standort- und Beschäftigungssicherung und drängt auf eine Rückkehr des Unternehmens in die Tarifbindung. Im Mai dieses Jahres hatte Karstadt die Tarifbindung aufgekündigt. Die Folge: Die Beschäftigten profitieren damit nicht von künftigen Tariferhöhungen in der Einzelhandelsbranche, der Konzern spart sich millionenschwere Gehaltserhöhungen.
Zuletzt sorgte die mehrheitliche Übernahme der Karstadt-Sport-Häuser durch die österreichische Signa-Holding des Investors Rene Benko für Verunsicherung und stärkte die Angst vor einer Zerschlagung des Konzerns.
„Berggruen und Benko, als Eigentümer, müssen endlich Klartext reden und deutlich machen, wohin die Reise mit Karstadt gehen soll. Sie sollten nicht vergessen, dass ohne das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Karstadt heute nicht mehr existieren würde. Die Beschäftigten haben durch Verzicht bereits mehr als 650 Millionen Euro in das Unternehmen investiert", so ver.di Nord Sprecher Frank Schischefsky. „Nach langen Jahren der Unsicherheit brauchen die Karstädterinnen und Karstädter eine planbare und verlässliche Zukunftsperspektive. Die gibt es mit einem Tarifvertrag über eine Standort- und Beschäftigungssicherung und die Rückkehr in die Tarifbindung des Einzelhandels“.
Bekanntlich ließ sich vor vier Jahren Nicolas Berggruen als Karstadt-Retter feiern, der den insolventen Karstadt-Warenhaus-Konzern nach vollmundigen Ankündigungen und ausgestattet mit satten Steurgeschenken in eine neue Zukunft führen wollte. Heute entpuppt sich der „Visionär“ als ganz ordinäre Finanz-Heuschrecke und Brutalo-Kapitalist. Von Kapitalinvestitionen bis zu 300 Millionen Euro in moderne Warenhäuser war die Rede - doch Berggruen investierte so gut wie keinen einzigen Cent in den Warenhaus-Konzern. Die größten Opfer bei der angeblichen Rettung von Karstadt erbrachte die Belegschaft. VerkäuferInnen und Warenverräumer, die im Monat gerade mal 1500 Euro brutto verdienen, verzichteten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Lohn- und Gehaltserhöhungen, die in der Branche tariflich vereinbart wurden. Statt auf Geld für Modernisierungs-Investitionen komme es auf den „Wandel im Unternehmen selbst“ an, so Berggruen. Dieser Wandel hat seit Sommer 2011 bereits zur Streichung von 2000 Vollzeitstellen geführt.
Text/foto: gst