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23.02.2023: israelische Armee richtet Massaker in Nablus an: 11 Tote und über 100 Verletzte ++ israelischen Truppen gewähren Sanitätern keinen Zugang zu Verletzten ++ Mord vor laufender Kamera ++ Autonomiebehörde unter Druck ++ Hamas kündigt Vergeltung an ++ Bomben auf Gaza

Mindestens 150 israelische Soldaten in Dutzenden von gepanzerten Fahrzeugen fielen am Mittwochvormittag (22.2.) in die dicht besiedelte Altstadt von Nablus in den palästinensischen Autonomiegebieten ein. Innerhalb von vier Stunden tötete die israelische Armee 10 Palästinenser und verletzte mehr als 100 Menschen, 82 davon mit scharfer Munition - einige von ihnen lebensgefährlich. Am Abend starb ein 66-jähriger Palästinenser im Krankenhaus von Nablus an den Folgen der Verletzungen. Drei Journalisten, die über den brutalen Angriff der Besatzungsarmee berichteten, wurden durch scharfe Munition leicht verletzt. Es handelte sich um einen der tödlichsten Angriffe der israelischen Besatzungsmacht im Westjordanland seit dem Massenaufstand der Palästinenser (Intifada) von 2000-2005. Die Razzia erfolgte knapp einen Monat nach der Tötung von 10 Palästinensern bei einer ähnlichen Razzia im 41 km entfernten Flüchtlingslager Dschenin.

Unter den Toten befinden sich ein 16-jähriger Junge und zwei Männer im Alter von 71 und 66 Jahren. Einer der Ermordeten war auf dem Weg zum Standesamt, um seine Hochzeit anzumelden.

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Das Massaker ereignete sich nach der vor wenigen Tagen von den Vereinigten Staaten vermittelten Vereinbarung, in der die Regierung Biden die Israelis und die Palästinenser angeblich verpflichtete, einseitige Schritte zu vermeiden. Offenbar gelten diese Verpflichtungen nur für die Palästinenser.

Das ursprüngliche Ziel der israelischen Spezialeinheiten war es, Hussam Aslim und Mohammad Al Junaidi von der Gruppe "Höhle der Löwen" zu verhaften oder zu "eliminieren". Nach Angaben des israelischen Militärsprechers seien sie für die Tötung des Soldaten Ido Baruch verantwortlich, der Anfang Oktober vergangenen Jahres erschossen worden war. Die Besatzungstruppen umstellten das Haus, in dem sich die beiden mit einem anderen jungen Mann versteckt hielten, und forderten sie auf, sich zu ergeben. Im Zuge des folgenden Feuergefechts feuerte die israelische Armee eine Panzerabwehrrakete auf das Haus. Die drei Insassen waren sofort tot. Ihre leblosen Körper wurden einige Stunden später aus den Trümmern geborgen, aus denen stundenlang eine Rauchsäule aufstieg.

Gleichzeitig drangen israelische Streitkräfte in großer Zahl in die Altstadt und das Stadtzentrum ein, verteilten sich und schossen wahllos auf Palästinenser in der Umgebung. In der ganzen Stadt kam es zu Zusammenstößen, als einheimische Jugendliche auf die Straßen strömten, um sich mit Steinen gegen die eindringenden Militärkräfte zu wehren. Die härtesten Zusammenstöße und das Massaker fanden im Viertel Al Sheikh statt, das in Rauch von brennenden Reifen und Tränengas gehüllt war.

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Unterstützt und geführt von Drohnen und Hubschraubern, töteten Scharfschützen der Armee sieben Menschen. Nach Angaben der israelischen Behörden handelte es sich um "Terroristen", darunter der 71-jährige Adnan Bi'ara, der von einer Kugel getroffen wurde, als er vor einer Bäckerei stand, um Brot zu kaufen. Ein in den sozialen Medien verbreitetes Video zeigt seinen leblosen Körper auf dem Boden mitten auf der Straße. Er verblutete. Sanitäter waren vor Ort, konnten Adnan aber nicht retten, weil ihnen die israelischen Truppen den Zugang verwehrten.

Palestina Nablus 2023 02 22 Adnan Biara Palestina Nablus 2023 02 22 7
https://twitter.com/i/status/1628374417616019456

https://twitter.com/i/status/1628375735499988993

Zahlreiche Menschen wurden verletzt, als ein gepanzertes Fahrzeug in eine Menschengruppe fuhr.

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https://twitter.com/i/status/1628317222522306560

In den Krankenhäusern von Nablus - Rafidia, Al Arabi, Al Najah und Al Ittihad - herrschte den ganzen Tag über Ausnahmezustand, da innerhalb von zwei Stunden mehr als einhundert durch Kugeln verwundete und durch Tränengas verletzte Menschen eintrafen. Die Rettungsdienste berichteten, dass die Soldaten die Krankenwagen daran hinderten, die Verwundeten zu erreichen.

Palestina Nablus 2023 02 22 4

"Die Blockade palästinensischer Krankenwagen und die Verzögerung der medizinischen Versorgung sind eine eklatante Verletzung des Völkerrechts. In den letzten Monaten hat die zunehmende israelische Gewalt im Westjordanland Dutzende von Menschenleben gefordert. Allein im Januar wurden 35 Palästinenser getötet, darunter 8 Kinder, und 288 wurden verletzt.
Der breitere Kontext ist klar: eine rassistische, rechtsextreme Regierung, die die jüdische Vorherrschaft und staatliche Gewalt fördert und darauf abzielt, das Westjordanland zu annektieren und die Apartheid zu verstärken. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, diese organisierten und gezielten Angriffe zu verurteilen und die anhaltenden Morde zu beenden."

Israelische Ärzte für Menschenrechte (PHRI)
https://twitter.com/PHRIsrael/status/1628450876871385091

 

Die israelischen Streitkräfte verließen Nablus erst nach mehreren Stunden unter einem Steinregen, der von Hunderten palästinensischer Jugendlicher geworfen wurde.

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Niemand kann vorhersagen, was in den kommenden Tagen geschehen wird. Die Stimmung ist auch aufgeheizt, weil seit Jahresbeginn 65 Palästinenser*innen durch israelische Soldaten oder Siedler getötet wurden, darunter 13 Kinder -- bislang das tödlichste Jahr seit 2000. Erst am Dienstag starb der 16-jährige Montaser Shawa (Foto), der vor zwei Wochen beim Sturm des Flüchtlingslagers Balata durch israelische Soldaten verletzt worden war.

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14. Febr. 2023: Mord vor laufender Kamera.
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https://twitter.com/i/status/1625450711742914561
Die Besatzungssoldaten sagen diesem palästinensischen Jugendlichen: "Geh voran, geh weiter, hab keine Angst." Unsicher setzt der junge Mann seinen Weg fort .. und dann wird er von hinten erschossen.

 

In einer Atmosphäre der zweiten Intifada haben alle palästinensischen politischen Kräfte, einschließlich der Fatah-Bewegung des Präsidenten der Autonomiebehörde, Abu Mazen, einen Generalstreik ausgerufen, um zu trauern und zum Widerstand gegen die Besatzung aufzurufen.

Autonomiebehörde unter Druck

Die Autonomiebehörde und ihr Präsident stehen unter großem Druck. Vor einigen Tagen zog sie ihren Resolutionsentwurf zur Verurteilung der israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten aus dem UN-Sicherheitsrat zurück. Eine Entscheidung, die für die meisten Palästinenser unverständlich ist und das sowieso geringe Ansehen der Autonomiebehörde noch weiter untergräbt.

Außerdem wurde Anfang der Woche bekannt, dass die Autonomiebehörde den Plan des us-amerikanischen Generals Mike Fenzel, Koordinator für Sicherheitsangelegenheiten an der US-Botschaft in Tel Aviv, zur Wiederherstellung der Kontrolle der palästinensischen Sicherheitsdienste über Dschenin und Nablus im Prinzip akzeptieren würde. Er sieht insbesondere die Ausbildung von 5.000 Spezialagenten in Jordanien unter us-amerikanischer Aufsicht vor, um bewaffnete Zellen in den beiden Städten und ihren Flüchtlingslagern zu eliminieren.

Ursprünglich hatte Abu Mazen das Abkommen abgelehnt, weil es Verpflichtungen und Aufgaben vorsieht, die nur von der Autonomiebehörde verlangt werden, ohne jegliche Verpflichtung für Israel.

Hamas kündigt Reaktionen an

Abu Obeida, der Sprecher der Ezzedin Al Qassam Brigaden, des bewaffneten Flügels der islamischen Bewegung Hamas, warnte unmittelbar nach dem Massaker aus Gaza, dass "die Geduld des Widerstands zu Ende geht" und deutete an, dass seine Organisation mit militärischen Aktionen und Raketenabschüssen gegen Israel reagieren könnte. Ähnliche Warnungen kamen von Dschihad Islami und anderen palästinensischen Gruppierungen.

Die "Höhle der Löwen", eine Gruppe junger palästinensischer Kämpfer, die sich nicht auf eine politische Kraft beruft, rief in einer Erklärung "all diejenigen, die nicht tatenlos zusehen und ein Werkzeug im Dienste der (israelischen) Besatzung sein wollen, dazu auf, Nablus zu verteidigen".

Israel bombardierte am heutigen Donnerstag (23.2.) den von der Hamas regierten Gazastreifen, nachdem palästinensische Kämpfer in der Nacht mehrere Raketen aus der belagerten Küstenenklave abgefeuert hatten. Bei den Angriffen am frühen Donnerstag stiegen schwarze Rauchschwaden nördlich von Gaza-Stadt auf.

Palestina Gaza 2023 02 23


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Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

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