Internationales

12.12.2025: Peking veröffentlicht sein erstes "Policy Paper" seit zehn Jahren. Und nimmt dabei den "Hinterhof der USA" ins Visier. ++ enge wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen ++ China präsentiert sich als Alternative zum US-Modell und als Führer des globalen Südens in einer multipolaren Welt

"Lateinamerika und die Karibik sind niemandes Hinterhof", sagte Wang Yi, Außenminister Pekings, im Mai letzten Jahres auf dem China-Celac-Gipfel. Dieses Konzept wurde in Chinas neuem Policy Paper über die Länder der Region bekräftigt, dem ersten seit 2016, das vielleicht nicht zufällig wenige Tage nach der Veröffentlichung der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde.[1]

Während Washington die Monroe-Doktrin mit Trump'schen Zügen wiederbelebt, verspricht Peking Hilfe "ohne politische Bedingungen" und präsentiert sich als solidarischer Partner, der keine Bedingungen stellt. Das neue Grundsatzpapier definiert die Beziehung als "gemeinsames Voranschreiten als Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft" und als "leuchtendes Beispiel für die Süd-Süd-Zusammenarbeit".

Das Papier befasst sich mit der fortgesetzten Win-Win-Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Staaten in allen Bereichen. Es betont, dass Chinas Ansatz nicht darauf abzielt, Dritte außerhalb Lateinamerikas (einschließlich der USA) auszuschließen, aber dass China auch nicht tolerieren wird, dass Dritte versuchen, China von der Zusammenarbeit mit Lateinamerika auszuschließen.

"Die Beziehungen zwischen China und Lateinamerika und der Karibik richten sich nicht gegen Dritte, schließen Dritte nicht aus, noch unterliegen sie einer Unterwerfung durch Dritte. Sie entsprechen den grundlegenden Interessen beider Seiten und dem Trend unserer Zeit, der von Weltfrieden, Entwicklung, Zusammenarbeit und Win-Win-Situationen geprägt ist."

Dies ist eine politisch-rhetorische Herausforderung für das Weiße Haus. Die Darstellung der Hilfe als frei von Auflagen ist ein diplomatischer Schachzug, der darauf abzielt, lateinamerikanische und karibische Regierungen anzulocken, die nach Alternativen zu den traditionellen Finanzierungs- und Kooperationsmodellen suchen, die oft mit politischen oder wirtschaftlichen Auflagen seitens der USA verbunden sind.

Bezeichnenderweise geschieht dies zu einem Zeitpunkt, da die USA ihre Nachbarschaft wieder in den Mittelpunkt ihres strategischen Interesses rücken, indem sie gegen Maduros Venezuela vorgehen und Einfluss auf den Wahlprozess in Honduras nehmen.

Im Mittelpunkt des Pekinger Dokuments steht ein Projekt mit fünf Säulen:

  • politische Solidarität,
  • wirtschaftliche Entwicklung,
  • kulturelle und bildungspolitische Zusammenarbeit,
  • Friedens- und Sicherheitsinitiativen sowie die
  • Festigung der Beziehungen zwischen den Völkern.

Es handelt sich nicht nur um einen Plan für wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern um eine ideologische Struktur, die China als verantwortungsbewusste Macht, als Alternative zum US-Modell und als Führer des globalen Südens in einer multipolaren Welt präsentiert.

Es kann davon ausgegangen werden, dass diese "Einladung zur Zusammenarbeit", die auf Gleichberechtigung, Respekt und gegenseitigem Nutzen basiert, von den Menschen in den LAC-Ländern begrüßt werden wird. Eine britische Umfrage aus diesem Jahr hat gezeigt, dass sich die öffentliche Meinung gegenüber China in Lateinamerika und der Karibik rapide verbessert.

Im Einzelnen beabsichtigt Peking, neue Freihandelsabkommen und Projekte in den Bereichen Energiewende, Infrastruktur, verarbeitende Industrie, Landwirtschaft, neue Technologien und Luft- und Raumfahrt zu fördern. Nach den verschiedenen Abkommen über den Abbau von Lithium in Bolivien richtet sich das Augenmerk auch auf Bodenschätze. Es ist auch von einer Währungszusammenarbeit die Rede, mit dem Ziel, die Verwendung nationaler Währungen anstelle des Dollars im Handels- und Finanzverkehr zu fördern. In den letzten Monaten hat Xi Jinping Kredite in Höhe von 9,2 Milliarden Dollar für die CELAC-Länder angekündigt, mit Kreditlinien in Yuan.

Von der Anpassung der Produktionskapazitäten und Ausrüstung Chinas an die Bedürfnisse der Länder der Region bis hin zur Förderung der Entwicklung und Demonstration moderner landwirtschaftlicher Technologien; von der Stärkung der Zusammenarbeit bei der Suche und Rückführung verlorener Kulturdenkmäler bis hin zur Einladung von Wissenschaftlern aus Lateinamerika und der Karibik an Bord chinesischer Forschungsschiffe für gemeinsame Polarexpeditionen – die Liste umfasst sowohl "grundlegende" Infrastrukturprojekte, die die Entwicklung Lateinamerikas und der Karibik unterstützen, als auch "herzliche" Programme in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen und kultureller Austausch.

Die Zusammenarbeit zwischen China und Lateinamerika/Karibik wird derzeit umfassend verbessert, um eine tiefere Integration der Industrie- und Lieferketten, gemeinsame wissenschaftliche und technologische Innovationen und eine inklusive Teilhabe an den Vorteilen für das Wohlergehen der Menschen zu erreichen. Diese Zusammenarbeit entspricht nicht nur dem dringenden Bedürfnis der Länder Lateinamerikas und der Karibik, den Weg zur Modernisierung zu erkunden, sondern zeigt auch Chinas Engagement für eine gemeinsame Entwicklung mit der Region.

Es mangelt auch nicht an politischeren Aspekten, wie dem Vorschlag für ein "Friedensprogramm”, das gemeinsame Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung, Katastrophenbewältigung sowie regionalen und globalen Sicherheit vorsieht.

Im Wesentlichen spiegelt das Strategiepapier den Willen Pekings wider, die bilateralen Beziehungen über die traditionellen Handelsbeziehungen hinaus zu stärken, und zwar im größeren Rahmen der Förderung einer multipolaren internationalen Ordnung, die der erneuerten Monroe-Doktrin entgegengesetzt ist.

China und die Länder Lateinamerikas und der Karibik rücken einander immer näher. Seit 2000 ist der Handel zwischen China und Lateinamerika von 12 auf über 500 Milliarden Dollar gestiegen. China ist heute der wichtigste Handelspartner Brasiliens, Chiles, Perus und Uruguays und der zweitwichtigste Handelspartner Lateinamerikas insgesamt.

Die Rückkehr von Trump hat neue Geschäfte bisher eher gefördert als behindert.

Zu den jüngsten Entwicklungen zählen die Einführung von Direktflügen zwischen China und Argentinien, ein Anstieg des Handels zwischen China und Lateinamerika und der Karibik um 5,35 Milliarden Yuan (rund 757,4 Millionen US-Dollar). Im Juli wurde mit Brasilien eine Vereinbarung über den Bau der Biozeanischen Eisenbahn unterzeichnet. Das Projekt soll die Logistiklandschaft des Amazonasgebiets verändern, indem es den Hafen von Ilheus am Atlantik mit dem peruanischen Mega-Hub Chancay am Pazifik verbindet, der 2024 mit chinesischen Mitteln während eines Besuchs von Xi in Lima eingeweiht wurde. (siehe kommunisten.de, 19.11.2024: Von Chancay nach Shanghai: Neues chinesisch-peruanisches Seidenstraßen-Projekt wird Drehscheibe und Torhafen für Südamerika)

Ein erster Test für die chinesischen Pläne ist die Beschlagnahmung des venezolanischen Öltankers durch die USA. Peking hat sich gegen das ausgesprochen, was Venezuela einen "dreisten Raubüberfall" durch die USA und eine "Verletzung der Souveränität” nennt.

https://youtu.be/Tx3cvdSwdjg
Mit diesen Akten der Piraterie soll die sogenannte "Schattenflotte" getroffen werden, die Öl aus Venezuela nach China und Kuba transportiert.
Peking ist der größte Abnehmer von Rohöl aus Venezuela und dem Iran.

 

China ist übrigens der größte Abnehmer von venezolanischem Öl und hat mit Krediten und Investitionen eingegriffen, um die Liquiditätskrise von Maduro abzufedern, der 2023 mit Xi ein Dokument über eine strategische Partnerschaft unterzeichnet hat und von Peking auch Ausrüstung zur Bekämpfung von Unruhen und andere militärische Systeme kauft.


Anmerkungen

[1] vollständiger Text in Global Times, 10.12.2025: China's Policy Paper on Latin America and the Caribbean
https://www.globaltimes.cn/page/202512/1350190.shtml

Wir werden in unsere Heimat zurückkehren

Palestina Wir werden zurüückkehren

Viva Palästina

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Nach einer längeren Unterbrechung konnten die Genoss:innen der Jugendorganisation der Palästinensischen Volkspartei (PPP) ihre Solidaritätsarbeit in Gaza wieder aufnehmen

Gaza Soliaktion 2024 12 09 5
zum Text hier
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