Wirtschaft

25.08.2025: Angesichts weltweit steigender Rüstungsbudgets sind Rüstungsaktien gefragt ++ Thyssenkrupp Marine Systems wird selbstständig und geht an die Börse ++ IGM: Staat soll mit mindestens 25,1 Prozent einsteigen. ++ vom "Deutschen Flottenverein" zum "Maritime Accelerator and Innovation Network" ++ Bundesweite Demonstration am 3. Oktober 2025 in Berlin und in Stuttgart: Nein zu Kriegspolitik und Militarisierung – Ja zu Frieden und Abrüstung

 

Vergleichbar mit dem im Frühjahr vom Deutschen Bundestag beschlossenem Aufrüstungsprogramm bewilligte der Deutsche Reichstag im Juni vor 125 Jahren mit der "Zweiten Flottenvorlage" über eine Milliarde Reichsmark für den Bau von 78 neuen Kriegsschiffen - damals noch gegen die Stimmen der Sozialdemokraten. Kaiser Wilhelm II sah für Deutschland "Weltpolitik als Aufgabe – Weltmacht als Ziel – Flotte als Instrument." Mit dem Bau einer zahlenmäßig großen Schlachtflotte beabsichtigte der damalige Konteradmiral von Tirpitz unter anderem die koloniale Basis Deutschlands erheblich zu erweitern und den ihm angeblich zustehenden "Platz an der Sonne" zu sichern.

Zusätzlich diente der Flottenbau auch als konjunkturbelebendes Mittel. Als 1901 ein Konjunktureinbruch erfolgte, schrieb der Präsident des Flottenvereins einen dringenden Brief an Tirpitz, in der um eine Beschleunigung des Bautempos der Flotte bat, damit "die betreffenden Börsenkurse steigen, viele Werte gerettet und eine Konsolidierung des Marktes eintreten würde."

Wenn auch historische Analogien immer hinken – bei manchen jüngsten marine-politischen Entwicklungen kann einem doch ein gewisser Déjà-vu-Effekt befallen.

TKMS darf jetzt eigenständig die Aktionäre beglücken

Nachdem bereits im Juni die Umbenennung des Unternehmens Thyssenkrupp Marine Systems in die bis dahin in der Branche schon gebräuchliche Kurzform TKMS mit einer großen Drohnen-Licht-Laser-Show über der Kieler Förde gefeiert wurde, haben die ThyssenKrupp-Aktionäre am 8. August nun grünes Licht gegeben, dass sich TKMS selbständig an der Frankfurter Börse aufstellen kann. Für Mitte Oktober ist der Gang aufs Börsen-Parkett geplant.

TKMS noch fehlt das LogoTKMS-Portalkran – noch fehlt das neue Logo
Foto: Guenther Stamer

 

Das neue TKMS-Konstrukt sieht folgendermaßen aus: In einer Dachgesellschaft hält der Mutterkonzern ThyssenKrupp mit 51 Prozent der Anteile die Mehrheit, die restlichen 49 Prozent fallen anteilsmäßig an die bestehenden Aktionäre des Gesamtkonzerns - 10 Prozent davon sichert sich die Essener Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Auf der Hauptversammlung warb die IG Metall für ihre Position, dass der Staat mit mindestens 25,1 Prozent bei der TKMS einsteigt. "Es sei die Aufgabe der Bundesregierung, bei besonders schützenswerten Schlüsseltechnologien wie dem Marineschiffbau auch auf die Aktionärsstruktur von TKMS zu achten," so Stephanie Schmoliner, Geschäftsführerin der IG Metall Kiel-Neumünster, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei TKMS ist. Die Gewerkschaft befürchte, dass nach dem Börsengang ein Aktienpaket in "falsche Hände" geraten könnte (FAZ 9.8.25).

Für den Bund ist eine Beteiligung allerdings vorerst nicht geplant. Eine Sicherheitsvereinbarung sichert jedoch Vorkaufs- und Zustimmungsrechte bei sensiblen Projekten, zudem kann die Bundesregierung ein Aufsichtsratsmitglied benennen. 

TKMS Burkhard Vom Arbeiterfuehrer zum Ruestungsboss

 

Seit Mai 2023 ist Oliver Burkhard seitens des Thyssenkrupp-Vorstandes verantwortlich für die TKMS-Sparte. Dass er einmal für U-Boote und Fregatten zuständig sein würde ergibt sich aus seinem Lebenslauf nicht zwingend. Begann er doch seine berufliche Karriere nach absolviertem BWL-Studium zunächst in der IG Metall, 2007 gelang ihm sogar der Sprung an die Spitze des Bezirks Nordrhein-Westfalen. Doch 2013 hatte er genug von der Gewerkschaftsarbeit und wechselte als Arbeitsdirektor zu Thyssenkrupp. Nun soll er ("Vom Arbeiterführer zum Rüstungsboss" so die FAZ am 8.8.2025) für TKMS die Profite an der Börse versilbern, besser noch vergolden.

Aufträge für 18 Milliarden Euro

Die U-Boot- und Kriegsschiffswerft TKMS gilt als Weltmarktführer für nicht-nuklear betriebene U-Boote und baut zudem Fregatten und Korvetten an den Standorten Kiel, Wismar und im brasilianischen Itajaí. Bis in die 2040er Jahre stehen nach Unternehmerangaben Aufträge im Wert von mehr als 18 Milliarden Euro im Auftragsbuch. Allein in der ersten Hälfte des aktuellen Geschäftsjahres konnten Bestellungen über mehr als 5,5 Milliarden Euro verbucht werden, gut achtmal so viel wie im Vorjahreszeitraum (FAZ 8.8.25).

Grundgedanke der nun erfolgten Neuordnung bei ThyssenKrupp: Angesichts weltweit steigender Rüstungsbudgets sind Rüstungsaktien gefragt. Mit der relativen Eigenständigkeit von TKMS sollen nun bessere Möglichkeiten geschaffen werden, um mehr Kapital zu akquirieren, schnellere Entscheidungen und gezieltere Investitionen zu treffen. Da Rüstungsgeschäfte nicht unbedingt den gängigen Marktgesetzen folgen und politisch reguliert werden, sind die Geschäftsabläufe kompliziert und erfordern, mit viel Geld in Vorleistung zu gehen. Zwischen Angebot, Ausschreibungen, Auftragseingang und Fertigstellung liegen oft Jahre.

Vom "Deutschen Flottenverein" zum "Maritime Accelerator and Innovation Network"

Zur strategischen Umsetzung der ehrgeizigen militärpolitischen Ziele war vor 125 Jahren ein "Deutscher Flottenverein" gegründet worden, zu denen alle kriegswichtigen Schifffahrts- und Handelskonzerne des Reichs gehörten. An der Spitze dieser Vereinigung stand Friedrich Alfred Krupp, seit 1896 auch Eigentümer der Kieler Germania-Werft.

Etwas Ähnliches soll offensichtlich auch jetzt auf den Weg gebracht werden. Nach den Plänen der Bundesregierung soll die Flotte bis 2035 erneuert und deutlich "schlagkräftiger" werden: Mit neuen Fregatten, U-Booten, unbemannten Unterwasserfahrzeugen und Unterwasserdrohnen. Und weil nirgend sonst in Deutschland maritime Forschung und Unternehmen so stark präsent sind wie in Schleswig-Holstein, soll in Kiel ein Innovationszentrum für Marinetechnik – kurz "MAIN" ("Maritime Accelerator and Innovation Network") gegründet werden. Ende September soll der Startschuss von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf einer Veranstaltung von Rüstungsunternehmen erfolgen.

Auf der Internetplattform heißt es zu den Zielen von MAIN:

  • Innovation beschleunigen: MAIN schafft eine agile Plattform für disruptive Technologien und beschleunigt die Entwicklung und Anwendung neuer Lösungen.
  • Brücken bauen: Durch die enge Vernetzung von zivilen und militärischen Forschungsbereichen entsteht ein einzigartiges Innovationsumfeld mit Dual-Use-Potenzialen.
  • Resilienz stärken: MAIN trägt zur gesamtgesellschaftlichen Widerstandsfähigkeit bei, indem es innovative Ansätze zur Krisenbewältigung entwickelt.
  • Wirtschaft fördern: Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Hochschulen und Start-ups entstehen neue Märkte, Arbeitsplätze und Investitionsmöglichkeiten.
  • Maritime Technologieführerschaft ausbauen: Schleswig-Holstein wird als national und international führender Innovationsstandort für maritime Technologien weiterentwickelt.

Logo Maritime Accelerator and Innovation NetworkLogo Maritime Accelerator and Innovation Network


In diesem Zentrum soll also die wehrtechnische Kompetenz von Start-Ups, etablierten Unternehmen, von Forschung und der Bundeswehr gebündelt werden. Eine führende Rolle werden dabei die in Kiel ansässigen Rüstungsbetriebe haben: TKMS, der maritime Arm von Rheinmetall und Anschütz, der Hersteller von Navigationsinstrumenten und Überwachungs- und Kontrollsystemen für Handels- und Kriegsschiffe.

Außerdem sollen für das MAIN kleine und mittlere Unternehmen des zivilen Bereichs neu hinzugewonnen werden, die offen sind für den militärischen Bereich. Die Bundeswehr ist vor Ort mit relevante Behörden wie z.B. der Wehrtechnischen Dienststelle 71, zuständig für Schiffe und Marinewaffen, vertreten. Und auch auf Forschungsseite gibt es für eine Zusammenarbeit im militärischen Bereich viel Offenheit, so die Aussage des Maritime Koordinator des Landes Schleswig-Holstein. Denn an den Hochschulen und Fachhochschulen in Schleswig-Holstein gibt es ohnehin keine Zivilklausel. Zudem plant die Bundesregierung bestehende Hemmnisse, die Dual-Use-Forschung und zivil-militärische Forschungskooperationen erschweren, abzubauen.

Und dann sind in Kiel auch noch das "Institut für Sicherheitspolitik" (ISPK) und das "Institut für Weltwirtschaft" (IfW) ansässig, die seit Jahren "Neue Macht und Neue Verantwortung" – militärisch und politisch für Deutschland anmahnen. War es in der Vergangenheit vor allem das ISPK (das "Krause-Institut"), dass sich als Speerspitze der NATO-Politik gerierte, so steht, seitdem Moritz Schularick Mitte 2023 die Institutsleitung übernommen hat, das IfW dem kaum nach. Es vergeht kaum eine Woche, in dem er nicht in den deutschen "Leitmedien" beklagt, dass "wir aufgrund unserer selbstverschuldeten militärpolitischen Unmündigkeit nicht in der Lage sind, unsere wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen." (FAZ 12.5.2025)

" Kiel...sein Hafen soll nie mehr der Kriegsmarine dienen"

Gegen diese maritime Zeitenwende setzten die zweihundert Teilnehmenden auf der gemeinsam von der Stadt Kiel und der Friedensbewegung anlässlich des 80. Jahrestages der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6.8.25 im Hiroshima-Park durchgeführten Veranstaltung ein kleines Friedens-Segel.

In ihrer Rede sagte Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel (IPPNW):

Mechthild Klingenburg Vogel IPPNW»Ich freue mich, dass die Kieler Ratsversammlung dem ICAN-Städteappell beigetreten ist, der die Bundesregierung auffordert, - endlich - den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterschreiben. Es ist auch anerkennenswert, dass die Stadt jährlich diese Hirohima Veranstaltung mitträgt. Und ich finde, wir können stolz sein, dass die Stadt Kiel Mitglied der "Mayors for-Peace" ist, einer vom Bürgermeister von Hiroshima gegründeten Initiative, die anderen Städten ein Schicksal wie das Hiroshimas ersparen soll. Doch wie verträgt sich der stolze Verweis auf 30 000 Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie oder der Bau von U-Booten, die Abschussvorrichtungen für Atomraketen haben, mit den Selbstverpflichtungen der Mayors-for-Peace Städte? Wie anders klingen da die Worte des ersten Nachkriegsbürgermeisters von Kiel, Andreas Gayk, 1946: "Dort, wo früher für den Krieg produziert worden war, soll nun für den Frieden gearbeitet werden. Kiel soll die Stadt des Friedens werden und sein Hafen nie mehr der Kriegsmarine dienen": Heute ist der Kieler Hafens ein Hauptumschlagsplatz für Truppentransporte nach Osten. Das wird jährlich in großen Manövern geübt. (…) Unsere Zeit wird häufig mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg verglichen. Aber wir sind keine Schlafwandler, es ist noch nicht zu spät, aufzuwachen! Noch können wir aufstehen und uns gegen eine Entwicklung wehren, die nicht zur Friedensfähigkeit, sondern zur Kriegsbereitschaft führt!«

txt: Günther Stamer

 

Nein zu Kriegspolitik und Militarisierung
– Ja zu Frieden und Abrüstung

Bundesweite Demonstration am 3. Oktober 2025 in Berlin und in Stuttgart

Friedensdemo 2025 10 03

Die Initiative „Nie wieder Krieg – die Waffen nieder!“ ruft für den 3. Oktober gemeinsam mit Friedensorganisationen zu einer bundesweiten Demonstration an zwei Orten in Berlin und Stuttgart auf. Gegen die Hochrüstung mit ihren unsozialen Konsequenzen. Gegen die Mittelstreckenwaffen. Gegen die innere Militarisierung. Gegen die Bedrohungslüge. Für die Beendigung aller Kriege – insbesondere in der Ukraine und im Mittleren Osten / Westasien.

Aufruf zur Demo und Infos: https://nie-wieder-krieg.org/

 

Demo Palestina 2025 09 27

Die Kundgebung am 27. September in Berlin könnte die größte pro-palästinensische Demonstration werden, die es in Deutschland je gegeben hat. Wer den politischen Wind drehen und den Genozid in Gaza noch stoppen will, muss am Samstag auf die Straße gehen.
Infos: https://all-eyes-on-gaza.de/


 

Wir werden in unsere Heimat zurückkehren

Palestina Wir werden zurüückkehren

Viva Palästina

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Solidaritätskampagne mit der Palästinensischen Volkspartei für Gaza: 30.000 Euro überwiesen. Die Solidarität geht weiter!

Gaza Soliaktion 2024 12 09 5
zum Text hier
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