21.04.2015: Der 1929 geborene Werner Tübke war einer der populärsten Künstler der DDR. Nicht zuletzt sein gigantisches Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen machte ihn zu einem der größten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts überhaupt. Im Schloss Voigtsberg in Oelsnitz (Sachsen) sind seit Ende März mehr als einhundert seiner Werke zu sehen: Skizzen, Originalzeichnungen, Aquarelle, Grafiken und Fotos des Mitbegründers - zusammen mit Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Heinz Zander - der sogenannten Leipziger Schule. Die Ausstellung "Meister im Detail" gibt einen Querschnitt seines künstlerischen Schaffens.
Ulrich Hachulla, der einst bei Werner Tübke an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte, hob bei der Ausstellungs-Eröffnung unter anderem die Detailtreue in den Werken seines Lehrers hervor, sein überbordendes Wissen und die Fähigkeit, Dinge zu vermitteln. Dabei waren dessen zahlreiche Rückbezüge insbesondere auf die Renaissance-Malerei in der DDR nicht unumstritten. In den 60er Jahren verarbeitete Tübke in mehreren Gemälden das Grauen der Nazi-Herrschaft, insbesondere deren ungenügende Aufarbeitung in der BRD; Anfang der siebziger thematisierte er den Putsch in Chile.
Als Voraussetzung für jedes größere Werk verstand Tübke einen stufenweisen zeichnerischen Prozess, mit Detailstudien oder auch experimentellen Skizzen zur Gesamtkomposition. So sind in der Oelsnitzer Sonderschau auch Vorstudien und Skizzen für das opulente Bauernkriegs-Panorama zu sehen - anschauliche Belege für die akademisch-akribische Arbeitsweise des Meisters. Mit diesem Monumentalwerk von 14 Metern Höhe und 120 Metern Umfang - offizieller Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ - war Tübke vom DDR-Kulturministerium beauftragt worden.
Auch einige wenige Vorstudien zu seinem bedeutenden Ölgemälde „Studie zu Arbeiterklasse und Intelligenz“ aus den Jahren 1970 bis 1973, das heute im Hauptgebäude der Universität Leipzig zu bewundern ist, gehören zu dieser bemerkenswerten Ausstellung. Darüber hinaus finden sich eher unbekannte Zeichnungen, Aquarelle und Lithografien, nicht zuletzt von seinen zahlreichen Reisen. Vor allem Italien hatte es ihm angetan, wo er die Renaissance- und Barock-Malerei studierte und mit seiner dortigen Einzelausstellung internationale Anerkennung erfuhr. Er starb 2004.
Ergänzt wird die Oelsnitzer Schau durch eine Video-Koproduktion diverser TV-Sender aus dem Jahr 1991: „Vom Abenteuer der Bildfindung“. Wie sieht Werner Tübke selbst rückblickend sein Wirken in der DDR, wird er darin gefragt. „Keine Abstriche“ wolle er machen, so seine Antwort; er habe „nichts zu bereuen“. Er habe einfach gemalt, was er darstellen wollte. Und so brachte der handwerkliche Perfektionist mit scheinbar lässiger Hand und unverwechselbarem Pinselstrich kleine und große Kunstwerke hervor, die eines gemeinsam haben: Darin ist „Der Mensch das Maß aller Dinge“ , wie der Titel seines Polyptychons im jetzt demontierten und entsorgten Palast der Republik in Berlin lautete. Sein Werk wird bleiben.
Text: Eva Petermann Fotos: Randolph Oechslein
Die Ausstellung wird bis zum 21. Juni gezeigt und ist von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen sind bei den Museen Schloß Voigtsberg unter Telefon 037421-729484 oder