Meinungen

Noam Chomsky09.04.2020: 09.04.2020: Noam Chomsky im Gespräch mit Srećko Horvat von DiEM25 TV ++ Chomsky ist der Meinung, dass die Corona-Krise eine erste Krise mit ersthaften gesundheitlichen Konsequenzen ist ++ Sie ist allerdings nur temporär, während die Menschheit von zwei weiteren ernsteren Krisen bedroht wird: Atomkrieg und Erderwärmung ++ Nach Ende der Krise beständen zwei Möglichkeiten: Entweder totalitäre, brutale Staaten oder ein radikaler Umbau der Gesellschaft mit humaneren Bedingungen.

Noam Chomsky, ein bekannter 91-jähriger amerikanischer Linguist und politischer Analytiker, hat aus Arizona, wo er sich in Selbstisolation befindet, mit Srećko Horvat von DiEM25 TV gesprochen. Chomsky ist der Meinung, dass die Corona-Krise eine erste Krise mit ersthaften gesundheitlichen Konsequenzen ist. Sie ist allerdings nur temporär, während die Menschheit von zwei weiteren ernsteren Krisen bedroht wird: Atomkrieg und Erderwärmung. In seiner Analyse hebt er hervor, dass diese Bedrohungen durch neoliberale Politik verstärkt würden und, dass nach Ende der Krise zwei Möglichkeiten beständen: Entweder totalitäre, brutale Staaten oder ein radikaler Umbau der Gesellschaft mit humaneren Bedingungen.

Laut Chomsky ist es schockierend, dass in dieser schwierigen Zeit Donald Trump, den er als "Soziopath und Trottel" bezeichnet, in der Führungsposition ist. "Das Coronavirus ist eine ernst zu nehmende Bedrohung, aber es sollte daran erinnert werden, dass es sehr viel größere Bedrohungen gibt, die schlimmer sind als alles, was in der Geschichte der Menschheit bisher passiert ist: Eine ist die wachsende Gefahr eines Atomkriegs, die Andere, die immer grösser werdende Bedrohung durch die Erderwärmung. Das Coronavirus ist schlimm und hat erschreckende Auswirkungen, aber die Menschheit wird sich davon erholen. Wenn wir die anderen Bedrohungen jedoch nicht überwinden können, ist es vorbei."

Die Macht der USA ist überwältigend. Es ist das einzige Land, dem alle folgen müssen, wenn sie Sanktionen gegen Staaten wie den Iran oder Kuba verhängen. Auch Europa würde dem Meister folgen, argumentiert Chomsky. Länder leiden unter den US-Sanktionen, aber nichtsdestotrotz "sei es eines der ironischsten Elemente der aktuellen Viruskrise, dass Kuba Europa hilft. Deutschland kann Griechenland nicht helfen, aber Kuba kann den europäischen Ländern helfen." Zählt man den Tod tausender Immigranten und Flüchtlinge im Mittelmeer hinzu, so ist die Krise der westlichen Zivilisation zu diesem Zeitpunkt nach Chomskys Meinung verheerend.

Die heutige Rhetorik, die sich auf Krieg bezieht, ist Chomskys Meinung nach von Bedeutung. Um mit der Krise umzugehen, sei eine Art Kriegsmobilisierung nötig, beispielsweise wie die der USA während des 2. Weltkriegs, die das Land in eine weitaus größere Verschuldung führte, die US-Produktion aber vervierfachte und zu Wohlstand führte. Wir bräuchten diese Mentalität jetzt, um diese kurzfristige Krise zu überwinden, mit der vor allem reichere Länder sich befassen sollten. In der zivilisierten Welt sollten reiche Länder Bedürftigen helfen, statt diese zu erwürgen. "Die Corona-Krise könnte Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, was für eine Art Welt wir wollen."

Chomsky glaubt, dass diese Krise aus einem kolossalen Marktversagen resultiert und neoliberale Politik dieses sozio-ökonomische Problem verschärft habt. "Es war schon eine Weile über bekannt, dass Pandemien wie diese ausbrechen könnten – es war nachvollziehbar, dass es wahrscheinlich eine Corona-Pandemie mit geringfügigen Modifikationen der SARS-Epidemie geben würde." Man hätte an Impfstoffen arbeiten können, um einen Schutz für eine potentielle Corona-Pandemie zu entwickeln, und mit kleineren Modifikationen könnten wir heute bereits Impfstoffe haben. Für "private Tyrannen wie Big Pharma", in welche Regierungen nicht eingreifen können, ist es rentabler, neue Körpercremes herzustellen, als Impfstoffe zu entwickeln, die die Menschen vor "totaler Zerstörung" schützen. Die Bedrohung durch Polio endete mit der "Salk-Impfung", die eine Regierungsinstitution patentfrei entwickelt hat und die für alle verfügbar war. "Das hätte dieses Mal passieren können, aber die neoliberale Seuche blockierte es."

Die Information war da, aber wir haben ihr keine Aufmerksamkeit geschenkt.

"Im Oktober 2019 gab es in den USA eine große Simulation einer möglichen Pandemie dieser Art, aber es wurde daraufhin nichts unternommen. Wir haben die Informationen nicht beachtet. Am 31. Dezember informierte China die Weltgesundheitsorganisation über Lungenentzündung und eine Woche später identifizierten einige chinesische Wissenschaftler diese als Coronavirus und gaben die Informationen an den Rest der Welt weiter. Die Länder in der Region – China, Südkorea, Taiwan – begannen etwas zu tun und es schien so, als wäre zumindest die erste Welle eingedämmt worden. In Europa ist dies zum Teil auch passiert. Deutschland, das gerade rechtzeitig gehandelt hat, verfügt über ein zuverlässiges Krankenhaussystem und konnte im Eigeninteresse handeln, ohne anderen zu helfen, aber zumindest für sich selbst eine angemessene Eindämmung bewirken. Andere Länder haben die Situation einfach ignoriert, am schlimmsten waren das Vereinigte Königreich und vor allem die Vereinigen Staaten von Amerika."

Wenn wir diese Krise irgendwie überwunden haben, gibt es eine Bandbreite von Optionen von dem Aufbau sehr autoritärer, brutaler Staaten bis hin zum radikalen Umbau der Gesellschaft zu einer humaneren Lebensform, in der menschliche Bedürfnisse über privatem Profit stehen.

"Es besteht die Möglichkeit, dass Menschen sich organisieren und einsetzen, wie es viele bereits tun und eine viel bessere Welt schaffen, die sich den massiven Problemen stellen wird, die uns auf dem Weg begegnen – das Problem des Atomkriegs, welches näher scheint als jemals zuvor und den Problemen von Umweltkatastrophen, von denen die Menschheit sich nicht wieder erholen würde. Es ist nicht mehr weit entfernt, wenn wir nicht entschlossen handeln."

"Es ist ein kritischer Moment der Menschheitsgeschichte, nicht nur wegen des Coronavirus, welches uns ein Bewusstsein der tiefverankerten Probleme der Welt bewusst machen sollte, denn diese grundlegenden, fehlerhaften Merkmale unseres sozioökonomischen Systems müssen sich ändern, um eine überlebensfähige Zukunft zu ermöglichen. Diese Krise kann ein Warnsignal und eine Lektion sein, mit der wir umgehen lernen müssen, um eine Explosion zu verhindern. Aber wenn man über die Wurzeln und wie diese Wurzeln zu noch mehr Krisen führen werden, nachdenkt, weiß man: Es gibt schlimmere als diese."

Zu der Quarantänesituation, mit der heute mehr als 2 Milliarden Menschen auf dem Planeten konfrontiert sind, weist Chomsky darauf hin, dass eine Form der sozialen Isolation seit Jahren besteht und sie sehr schädlich ist.

"Wir sind jetzt in einer Situation der echten sozialen Isolation. Diese muss überwunden werden, indem soziale Bindungen wieder hergestellt werden, auf welche Art auch immer und den Menschen in Not nach Möglichkeit geholfen wird. Wir müssen mit ihnen Kontakt aufnehmen, Organisationen aufbauen, Analyse erweitern. Wie zuvor muss man funktionsfähig und operativ werden, Zukunftspläne schmieden, Menschen im Internetzeitalter zusammenbringen und gemeinsam nach Lösungen für die Probleme finden, mit denen wir konfrontiert sind und an ihnen arbeiten – das ist machbar. Dafür ist jetzt keine persönliche Angesicht-zu-Angesicht-Kommunikation notwendig, die für Menschen generell essentiell ist. Aber wir müssen für eine Weile darauf verzichten.

Noam Chomsky schließt mit den Worten:

"Findet andere Wege und macht weiter, erweitert und vertieft die bestehenden Aktionen. Wir können das schaffen! Es wird nicht leicht werden, aber Menschen haben auch in der Vergangenheit Probleme lösen können."

Quelle: Der Artikel wurde am 31.3.2020 auf der Internetseite von »PRESSENZA – Eine internationale Nachrichtenagentur« veröffentlicht und von dort übernommen; (CC BY 4.0)
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Lisa-Marie Fritsche vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt.

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