28.06.2022: In diesen Tagen sind es 15 Jahre seit Beginn der israelischen Blockade des Gazastreifens ++ Eine ganze Generation junger Palästinenser*innen hat ihr ganzes Leben in diesem Freiluftgefängnis verbracht, ohne etwas anderes zu kennen. ++ Oxfam: Der UN-Generalsekretär muss die sofortige Aufhebung der Blockade des Gazastreifens zu einer Priorität machen ++ Kampagne #OpenUpGaza15 möchte einer Generation, die die Bedeutung dieses Wortes verloren hat, das Wort Hoffnung zurückgeben
In diesen Tagen sind es 15 Jahre seit Beginn der israelischen Blockade des Gazastreifens, und noch immer leben 2,1 Millionen Menschen in einem Gefängnis unter freiem Himmel. Eine ganze Generation junger Palästinenser*innnen, über 800.000, hat ihr ganzes Leben in diesem Freiluftgefängnis verbracht, ohne etwas anderes zu kennen. 63 Prozent der jungen Menschen in Gaza finden keine Arbeit und vier von fünf Mädchen haben keine bezahlte Beschäftigung.
In diesen 15 Jahren hat die internationale Gemeinschaft schätzungsweise 5,7 Milliarden Dollar in Gaza ausgegeben, nur um eine unglaublich widerstandsfähige Bevölkerung unter unmöglichen Bedingungen über Wasser zu halten. "Die humanitäre Hilfe ist längst zu einem Dauereinsatz geworden. Wir sind kollektiv gezwungen, de facto ein Freiluftgefängnis zu unterstützen", sagt Gabriela Bucher, geschäftsführende Direktorin von Oxfam International, anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Blockade.
"Die israelische Kontrolle ist total und geht bis zu einem Niveau, das offen gesagt lächerlich und strafbar ist - wie das Verbot der Ausfuhr von Tomaten aus dem Gazastreifen, es sei denn, ihre grünen Spitzen wurden entfernt, so dass sie nicht frisch gehalten werden können", klagt Bucher die israelischen Behörden an.
In Gaza sind 7 von 10 Menschen zum Überleben auf internationale Hilfe angewiesen
"Wir sind mit einer chronischen Krise konfrontiert, die Organisationen wie Oxfam, die seit Jahren vor Ort tätig sind, dazu zwingt, das bloße Überleben einer erschöpften, aber außerordentlich widerstandsfähigen Bevölkerung zu sichern", sagt Paolo Pezzati Mitarbeiter von Oxfam Italia. Aber inmitten der zahlreichen von Israel auferlegten Beschränkungen für Dienstleistungen und die Mobilität von Ressourcen und Menschen, sei es derzeit sehr schwierig, den Menschen in Gaza Hilfe zu leisten und die Entwicklung zu fördern, beklagt der Oxfam-Aktivist. In diesem Zusammenhang verweist er darauf, dass 97 % des fließenden Wassers in Gaza nicht trinkbar ist und die Stromversorgung auf 12 Stunden pro Tag beschränkt ist.
Paolo Pezzati weiter:
"Sieben von zehn Menschen in Gaza sind derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen, um ihren täglichen Grundbedarf zu decken. Die israelische Kontrolle über den Gazastreifen ist nahezu vollständig und geht in paradoxer Weise und mit Strafmaßnahmen gegen die Bevölkerung vor.
Viele israelische Beschränkungen haben politische, nicht sicherheitspolitische Gründe. Man denke nur an die Vorschriften, die die Erzeuger daran hindern, das zu verkaufen, was sie angebaut haben. Israel verhindert die Ausfuhr von Tomaten, Dattelpaste, Keksen und Chips, hat die Nutzung von 3G- und 4G-Mobiltelefonen verboten, es gibt kein PayPal. Das ist kein Ort, an dem ein junger Menschen aufblühen und sein Glück finden kann."
Blockade beenden
"Wir sind der festen Überzeugung, dass es an der Zeit ist, diese 15 Jahre der Blockade der Geschichte zu überlassen".
Paolo Pezzati, Oxfam
"Wir erwarten vom UN-Generalsekretär persönlich, dass er die sofortige Aufhebung der Blockade des Gazastreifens zu einer Priorität macht", sagt die Oxfam-Direktorin Bucher. Ein verbindlicher Plan für die Aufhebung der Blockade sei dringend erforderlich.
"Die Vereinten Nationen und die Mitgliedstaaten müssen als diplomatische Vermittler auftreten, um diese Blockade jetzt zu beenden", verlang Paolo Pezzati. "Alle Seiten müssen sich zu einem Plan mit klaren Fristen und strengen Berichtsmechanismen verpflichten. Wir sind der festen Überzeugung, dass es an der Zeit ist, diese 15 Jahre der Blockade der Geschichte zu überlassen".
#OpenUpGaza15 möchte einer Generation, die die Bedeutung dieses Wortes verloren hat, das Wort Hoffnung zurückgeben.
Um das Drama in die öffentliche Aufmerksamkeit zu bringen, hat Oxfam die Kampagne #OpenUpGaza15 gestartet, eine Kampagne zur Wiederherstellung der Hoffnung für eine Generation, die Gefahr läuft, diese für immer zu verlieren.
Gabriela Bucher: "Wir müssen verhindern, dass die Tragödie von Gaza weiterhin Jahr für Jahr die Freude und die Hoffnungen der Jugend raubt. Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass die nächste Generation nicht durch die Blockade verloren geht. Über 800.000 junge Palästinenser haben ihr ganzes Leben in Gaza verbracht. Sie haben nichts anderes gekannt."
Die #OpenUpGaza15-Kampagne wird die Geschichten von 15 jungen Menschen erzählen, von den täglichen Entbehrungen, den Hindernissen und den Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, um zu leben und ihre Interessen zu verfolgen.
"Ich interessiere mich leidenschaftlich für Astronomie und möchte studieren, aber ich kann weder Bücher noch ein Teleskop online kaufen, und selbst wenn ich es könnte, würde es wahrscheinlich nie ankommen."
Ahmad Abu Dagga, 15 Jahre
So wie Ahmad Abu Dagga, der mit seinen 15 Jahren sehr gut in den Naturwissenschaften ist, aber befürchtet, dass er die Schule beenden wird, ohne jemals ein Mikroskop gesehen zu haben;
oder wie Alaa Abu Sleih, 23 Jahre alt, der mit einer Behinderung geboren wurde und der, als das Bedienfeld seines Rollstuhls kaputt ging, nicht in der Lage war, ein neues zu bekommen, während die Reifen abgenutzt sind und er nicht weiß, wie er sich fortbewegen soll.
Infos: https://twitter.com/search?q=%23OpenUpGaza15
- Oxfam Factsheet: Right to Live Without a Blockade
The impact of Israeli access and movement restrictions on the Gaza economy
June 2022 - https://twitter.com/oxfamjerusalem
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