28.10.2023: Nach 41 Tagen Streik "grundsätzliche Einigung" ++ Shawn Fain, Präsident der Gewerkschaft der Automobilarbeiter UAW: "Wir haben Dinge erreicht, die niemand für möglich gehalten hat."
Ford und die Gewerkschaft United Automobile Workers (Uaw) haben sich am Mittwochabend (25.10.) nach 41 Tagen Streik auf eine "grundsätzliche Einigung" über die Verlängerung des Tarifvertrags für die Beschäftigten des Automobilkonzerns in den Vereinigten Staaten geeinigt.
Am Dienstag (24. 10.) hat die United Auto Workers (UAW) hat den Druck auf die Detroiter Automobilhersteller erhöht, indem sie an aufeinander folgenden Tagen 6.800 Stellantis-Beschäftigte aus dem größten und profitabelsten Montagewerk des Unternehmens in Sterling Heights (Michigan) und 5.000 Mitglieder der Local 276 im GM-Montagewerk in Arlington (Texas) in den Streik geführt hat. Jetzt werden acht Montagewerke zusammen mit den Beschäftigten von 38 Zulieferbetrieben bestreikt. Durch diese beiden Arbeitsniederlegungen stieg die Zahl der streikenden UAW-Mitglieder, die bei Ford, GM und Stellantis (ehemals Fiat/Chrysler/Jeep/Peugeot) arbeiten, auf mehr als 45.000.
"Unsere Fähigkeit, durchzuhalten, die Unternehmen wirtschaftlich zu treffen, unsere Arbeitskraft zurückzuhalten. Das ist unser Druckmittel. Das ist unser Weg zum Sieg", twitterte UAW-Präsident Shawn Fain, nachdem die Beschäftigten in den beiden Betrieben die Arbeit niederlegten.
"Wir haben Dinge erreicht, die niemand für möglich gehalten hat."
Shawn Fain, Präsident der Gewerkschaft UAW.
Am Mittwochabend gaben Gewerkschaftspräsident Shawn Fain und UAW-Vizepräsident Chuck Browning die Einigung in einem Video bekannt.
Dieses vorläufige Abkommen gibt den Ford-Beschäftigten eine 25-prozentige Lohnerhöhung über viereinhalb Jahre, was mehr als die kombinierten Lohnerhöhungen von 23% in den Jahren 2001-22 ausmachten, so Chuck Browning. "Und die UAW-Mitglieder bei Ford werden in den nächsten viereinhalb Jahren mehr allgemeine Lohnerhöhungen erhalten als in den letzten 22 Jahren zusammen."
Zusätzlich zur Lohnerhöhung gibt es eine sofortige Prämie in Höhe von 11% zusätzlich zur Gehaltserhöhung sowie umfangreiche Leistungen des Unternehmens, insbesondere die Wiedereinführung der Lebenshaltungskostenanpassung (COLA), die die Detroit Three 2009 abgeschafft hatten. Die Anpassungen an die Lebenshaltungskosten sind neben den Lohnerhöhungen die größte Komponente in dem vorläufigen Pakt.
Das Grundgehalt plus die COLAs würden während der Laufzeit des Pakts eine Erhöhung von 33% ergeben, was nicht weit von der ursprünglichen Forderung der Gewerkschaft entfernt ist. Einige der Erhöhungen werden sogar noch höher ausfallen: 68% bei den Einstiegsgehältern, und einige Beschäftigte des Ford-Achsenwerks in Sterling Heights werden bis zu 85% erhalten, so Browning.
Die größte Erhöhung erhalten die befristet Beschäftigten und Leiharbeiter:innen, die nun nach drei und nicht nach acht Jahren in eine reguläre Vollzeitbeschäftigung übernommen werden sollen. Etwa 3% der Ford-Beschäftigten sind Zeitarbeiter:innen, verglichen mit 12% bei Stellantis und 5-10% bei GM, je nach Arbeit in einem bestimmten Werk, wie Automotive News berechnet. "Seit Jahrzehnten werden die Zeitarbeiter missbraucht und ausgebeutet. Einige bekommen Lohnerhöhungen von über 100%", sagt Chuck Browning in dem Video.
Die Gewerkschaft hat sich das Recht erkämpft, gegen Werksschließungen zu streiken und damit den Exodus von Autofabriken aus den USA und Kanada in weniger regulierte und schlechter bezahlte Länder wie Mexiko zu verlangsamen, wenn nicht gar zu stoppen, der durch das inzwischen gescheiterte Nordamerikanische Freihandelsabkommen ermöglicht wurde. "Das bedeutet, dass sie [Ford] nicht weiterhin Gemeinden zerstören und Werke schließen können, ohne dass dies Konsequenzen hat", so Fain.
"Sie haben 50 % mehr auf den Tisch gelegt als zu Beginn des Streiks", sagte UAW-Präsident Shawn Fain. "Ford wusste, was auf sie zukommen würde, und hat sich deshalb geeinigt", so Fain. Wenn es zu keiner Einigung gekommen wäre, hätte die UAW die Beschäftigten des riesigen River Rouge-Komplex von Ford in Dearborn, Michigan, zum Streik aufgerufen.
Einige Punkte blieben bei der Präsentation von Fain-Browning unerwähnt. Eines davon war die Forderung der Gewerkschaft nach mehr Zeit für die Familie in Form von 32-Stunden-Wochen bei 40-Stunden-Löhnen, und weniger obligatorischen Überstunden.
Die Vereinbarung muss noch von den Arbeiter:innen in einer Abstimmung in den kommenden Wochen ratifiziert werden. In der Zwischenzeit werden die Ford-Beschäftigten, die die Arbeit niedergelegt haben, an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.
Die vorläufige Einigung bei Ford erhöht den Druck auf GM und Stellantis, sich zu einigen, sagte Fain. "Das Letzte, was sie wollen, ist, dass Ford seine Kapazitäten wieder voll ausschöpft, während sie herumtrödeln und hinterherhinken", kommentierte er. Die beiden Verweigerer werden nicht zulassen wollen, dass Ford-Fahrzeuge die einzigen sind, die wieder auf den Markt kommen.