Der Kommentar

07.04.2025: Conrad Schuler zur Zollpolitik von Donald Trump

 

 

 

 

"Trump hat gerade den radikalsten Handelskrieg der modernen Geschichte begonnen – nicht in Davos geplant, nicht von der Wall Street gebilligt und nicht von einem einzigen vernünftigen Ökonomen unterstützt. Aber ausnahmsweise ist er nicht neoliberal."
William Huo, 5.4.2025, https://x.com/wmhuo168/status/1908571743892992357

Trumps erratischer Irrsinn widerspiegelt die Widersprüchlichkeit und Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems. So auch seine globale Kampfansage an das Zoll- und Handelssystem. Nach Trump werden die USA seit Jahrzehnten von den Austauschpartnern – Verbündete inklusive – übervorteilt. Sein Maßstab für diese internationale Abzockerei der USA sind deren Handelsdefizite.

Die USA kaufen seit Jahrzehnten mehr von anderen Nationen, als diese an US-Gütern und US–Dienstleistungen aus den USA beziehen. So hat Deutschland 2024 für 76,4 Milliarden Dollar mehr Güter, und für 3,8 Milliarden Dollar mehr Dienstleistungen in die USA exportiert, als von dort nach Deutschland flossen. Trump setzt nun dieses Defizit ins Verhältnis zum Volumen der Importe und ermittelt daraus das Abzockmaß der übervorteilten USA. Im Fall Deutschland wären das 54 Prozent. Trump nimmt, Grandseigneur, der er ist, nur die Hälfte, also 27 Prozent für die Deutschen. Deutschland kommt in Trumps Steckbrief nicht ausdrücklich vor, für die EU insgesamt hat Trump Zölle von plus 20 Prozent dekretiert.

Das Berechnungsverfahren Trumps ist ökonomisch weithin haltlos. Zunächst einmal hat er den Dienstleistungsbereich nur wenig berücksichtigt, in dem die USA aber in den meisten Ländern Überschüsse erzielen.

Überhaupt nicht berücksichtigt werden Kapitalbewegungen. So fließen aus Deutschland jährlich über 30 Milliarden Dollar in die USA, die dort in Aktien, Banken usw. angelegt sind, und für eventuelle Investitionen oder Kredite vor Ort zur Verfügung stünden. Andererseits fließen über 40 Milliarden Dollar jährlich aus den USA nach Deutschland – also auch hier von den USA aus gesehen: negative Gesamtbilanz – was aber zeigt, dass der Mangel an Investitionen in den USA weniger an dem überbordenden Auslandsangebot an Waren und Gütern, sondern daran liegt, dass die US-Kapitalisten ihr Kapital dort anlegen, wo es am meisten Profit bringt, wie negativ dies für Produktion und Arbeitsplätze im eigenen Land auch ist.

Es fragt sich auch, wieso können die USA seit vielen Jahrzehnten Jahr für Jahr aus dem Ausland Güter beziehen, die hunderte Milliarden Dollar mehr Wert sind als die eigenen Exporte. Sie können dies, weil sie den Dollar bis heute als internationale Währung durchgesetzt haben. Rund zwei Drittel des Welthandels werden in Dollar abgewickelt, die Wall Street in New York beherbergt die Börse, wo das internationale Kapital zusammenfließt.

Der Waren- und Dienstleistungshandel läuft also global in erster Linie in einer Währung ab, deren Wert und Volumen von den USA bestimmt werden. Die ideale Voraussetzung für einen gigantischen Schuldenmacher, der im Zweifel seine Schulden bezahlen kann, indem er die eigene Notenpresse anwirft.

 

China Renminbi an Lononer Boerse 2025 04 04  

6.4.2025

Chinesischer Renminbi fordert US-Dollar heraus
London, das Herz des westlichen Finanzwesens, wird zum Schauplatz für Chinas Währungsoffensive ++ Renminbi überholt US-Dollar bei Chinas grenzüberschreitenden Transaktionen ++ Digitaler Renminbi lässt US-dominiertes SWIFT alt aussehen

 

 

Das hat für die US-Wirtschaft große Vorteile, aber auch einen gravierenden Nachteil. Denn für die Güter, die massenhaft und billig aus dem Ausland bezogen werden, fehlt nun im Inland in wachsendem Maß jeder Produktionsanreiz.

Deindustrialisierung in den Metropolen ist die logische Folge dieser Art Globalisierung, beginnend bei den Sektoren mit geringerer Arbeitsproduktivität, doch ständig "nach oben" um sich greifend.

USA Manufacturing share of USemployment

 

Trump will mit seiner Zollmauer die Produzenten zwingen, wieder in den USA zu produzieren. Das kann kaum gelingen.

In seinem groben Übervorteilungsschema unterstellt Trump, dass die Preise nach der Zollerhöhung sich kaum verändern, die Konsumenten jedenfalls dieselbe Kaufkraft wie zuvor entfalten. Tatsächlich werden die Zölle die Preise der betreffenden Güter erhöhen. Zollerhöhungen von 50 und mehr Prozent können von den Anbietern nicht weggesteckt werden. In der Regel betreffen die Waren Güter des täglichen Bedarfs und die eher schwachen Einkommen der Unter- und Mittelschichten (in den USA gelten rund 20 Prozent der Bevölkerung als arm, ebenso in Deutschland) müssen den erhöhten Warenpreisen ausweichen.

Es wird also einmal zu vermehrter Inflation und zum anderen zum Rückgang des Gesamtangebots kommen, da das Nachfragevolumen durch den gefallenen Geldwert geschmälert ist. Die Trump-Strategie ebnet der kapitalistischen Überakkumulationskrise den weiteren Weg.

Diese Gefahr sehen die professionellen Gesundbeter des Kapitalismus in unseren Hauptmedien auch. Ob SZ, Zeit oder Spiegel, alle verweisen darauf, dass man doch seit David Ricardo wisse, dass nur der unbeschränkte Freihandel zu größtmöglichem Reichtum aller Nationen führe.

Ricardo hatte das Gesetz der komparativen Kosten aufgestellt, wonach sich der allgemeine Wohlstand optimiere, wenn jedes Land sich auf die Produktion der Güter konzentriere, wo es die wenigsten Nachteile habe. Wohlbemerkt, nicht die größten Vorteile, vielmehr die geringsten Nachteile. Wenn England und Portugal Wein und Tuch produzieren, dann wäre es für beide besser, England konzentriere sich auf Tuch und Portugal auf Wein, dann käme für beide mehr heraus, als wenn jeder sich auf beides werfe. Diese Aufteilung sei auch dann besser, wenn ein Land in beiden Bereichen kostengünstiger produzieren könnte. Auf den "komparativen Vorteil" käme es an.

Ricardos Beispiel macht mathematisch als Modell zweier Länder mit zwei Gütern Sinn. Es setzt aber voraus – neben den Fragen der Transportkosten, der Vielzahl von Produkten und internationalen Anbietern u.ä. – dass die betreffenden Länder in einem solidarischen Verhältnis zueinander stehen. Zu Ricardos Zeiten (18 Jahrhundert) fungierte die Theorie als Legitimation des Kolonialismus des British Empire: Hier, in England, brummt der Industriekapitalismus, dort – in den Kolonien – kommen Rohstoffe, Nahrungsmittel und billige Arbeitskräfte her.

Diese Arbeitsteilung hielt der Kapitalismus hoch auch als Grundprinzip der Globalisierung. Heute zeigt er sich vor allem in der Form "globaler Wertschöpfungsketten", die bereits ein gutes Drittel der Weltwirtschaftsleistung erbringen. Grundprinzip ist, dort zu produzieren, wo die Kosten am niedrigsten sind. Dies betrifft vor allem die Arbeitskosten, und sie werden in zunehmenden Maß in die Länder verlegt, die mit der Industrialisierung vorankommen.

Zunächst werden dann Produktionen in Länder mit relativ geringerer Arbeitsproduktivität verlagert, die in den Ländern des Globalen Süden eher zu erbringen sind. In den USA wie in anderen Kapital-Metropolen betrifft das zunächst die "alten" Industrien, die Ur-Regionen der Trump-Unterstützer. Diese "Entindustrialisierung" wird ein Kernproblem der Kapital-Metropolen, mit und ohne Trump.

Der narzisstische, eitle und dumme New Yorker Immobiliendealer ist eine Widerwurzn sondergleichen, wie wir in Bayern sagen. Er ist aber nichts weiter als die Personifizierung eines irrsinnigen Systems, das die Vernünftigen sich immer noch gefallen lassen.

Conrad Schuhler

 

 

Wir werden in unsere Heimat zurückkehren

Palestina Wir werden zurüückkehren

Viva Palästina

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Solidaritätskampagne mit der Palästinensischen Volkspartei für Gaza: 30.000 Euro überwiesen. Die Solidarität geht weiter!

Gaza Soliaktion 2024 12 09 5
zum Text hier
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