30.03.2020: Im Alter von 97 Jahren ist am heutigen Montag (30.3.) der Widerstandskämpfer Manolis Glezos verstorben. Der am 9. September 1922 in Naxos geborene Glezos engagierte sich schon als Schüler gegen den Faschismus. 1939 war er bei der Gründung einer antifaschistischen Jugendgruppe dabei, die gegen die italienische Besatzung der Dodekanes- Inseln und die Diktatur von Ioannis Metaxas kämpfte.
Bekannt wurde er durch eine lebensgefährliche Aktion gegen die deutsche Besatzung. Kurz nachdem die Nazis Griechenland besetzt hatten, kletterte er am 30. Mai 1941 nachts zusammen mit Apostolos Sandas auf die Akropolis und riss die gehisste Hakenkreuzfahne herunter. Diese Widerstandshandlung war ein Fanal, das viele Griech*innen zum Widerstand anregte. Bis in die Gegenwart hinein galten Glezos und Santas seither als Symbol des Widerstandes der Völker gegen faschistische Fremdherrschaft und Unterdrückung. Glezos und Sandas wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Am 24. März 1942 wurde Manolis Glezos verhaftet und von der deutschen Besatzungstruppe gefangen gehalten und gefoltert. Er wurde schwerkrank freigelassen, aber anschließend noch mehrmals verhaftet und gefoltert. Sein jüngerer Bruder wurde 1944 von den deutschen Besatzern hingerichtet.
Nach Abzug der deutschen Truppen leitete Glezos zunächst die auch heute noch erscheinende KP-Zeitung »Rizospastis« als Chefredakteur. Die Zeitung wurde im Dezember 1947 verboten; 1948 wurde er wegen dieser Tätigkeit zum Tode verurteilt; auf Grund starker Proteste, die vor allem auch aus dem Ausland kamen, wurde dieses Urteil nicht vollstreckt.
1951 wurde Glezos – weiterhin in Haft – auf der Liste der »Vereinigung der Demokratischen Linken« (EDA) in das griechische Parlament gewählt.
Im Juli 1954 wurde er aus der Haft entlassen. Am 5. Dezember 1958 wurde er erneut verhaftet und (wie zahlreiche Linke in den Zeiten des Kalten Krieges) wegen Spionage verurteilt. Seine Freilassung am 15. Dezember 1962 erfolgte aufgrund der öffentlichen Empörung in Griechenland und im Ausland. Während der zweiten Periode seiner Gefangenschaft nach dem Krieg wurde Glezos 1961 als Abgeordneter der EDA wiedergewählt.
Im Juli 1954 wurde Glezos freigelassen.
In den Folgejahren erhielt er wegen seiner politischen Betätigung weitere langjährige Haftstrafen. Unmittelbar nach dem Militärputsch am 21. April 1967 wurde er erneut ins Gefängnis gesteckt. Erst 1971 kam er durch eine Generalamnestie frei.
Insgesamt wurde er 28 Mal wegen seiner politischen Aktivitäten verurteilt, darunter dreimal zum Tode.
Nach dem Sturz der Diktatur war er u. a. Vorsitzender der Vereinigung der Demokratischen Linken (EDA) und Bürgermeister der Gemeinde Apiranthos auf Naxos, wo er geboren wurde. 1984 wurde er für die PASOK erstmals ins Europäische Parlament gewählt.
2002 gründete er die Gruppe »Aktiver Bürger«, die mit dem damaligen »Synaspismos« kooperierte und später mit anderen Gruppen der radikalen Linken zu SYRIZA verschmolz. Bei der Parlamentswahl am 8. April 2000 führte Glezos die Liste von »Synaspismos« an.
2012 wurde er für SYRIZA ins griechische Parlament gewählt. Bei der Europawahl 2014 wurde Glezos zum zweiten Mal nach 1984 ins Europaparlament gewählt.
Er war dort für SYRIZA der älteste aller Abgeordneten. Er kündigte bereits nach seiner Wahl an, er werde sein Mandat nur ein Jahr lang ausüben und dann den Platz einem Jüngeren überlassen - was er auch tat.
Glezos forderte von der deutschen Regierung die Rückzahlung der von der deutschen Besatzung bei der Bank von Griechenland erhoben Zwangsanleihe und Entschädigung für Schäden und Plünderungen durch die Nazi-Besatzer.
Nach dem Referendum über die Austeritätsauflagen der Troika im Jahr 2015 überwarf er sich mit dem Regierungschef und SYRIZA-Vorsitzenden Alexis Tsipras und kandidierte bei den vorgezogenen Wahlen im September 2015 auf der Liste der SYRIZA-Abspaltung Laiki Enotita (dtsch.: Volkseinheit), die allerdings an der Sperrklausel für den Einzug ins Parlament scheiterte.
Manolis Glezos starb 30. März 2020 im Alter von 97 Jahren an Herzversagen.
Trailer "Der letzte Partisan" | ||
Film Manolis Glesos, Son of Ellas.. (1963) | ||
https://www.net-film.ru/en/film-5814/ |
Interview mit Manolis Glezos: "Es geht um Gerechtigkeit"