07.11.2021: Schluss mit dem "Blablabla" ++ endlich wirksame Maßnahmen und Gerechtigkeit im Kampf gegen die Erderhitzung ++ über 250 Demos am Samstag in aller Welt anlässlich des COP26 ++ allein in Glasgow über 100.000 Menschen auf der Straße ++ COP26 Coalition: "Macht für den Systemwandel aufbauen"
Hunderttausende Menschen in aller Welt haben zur Halbzeit der UN-Klimakonferenz COP25 im schottischen Glasgow ihrer Forderung nach mehr Klimaschutz und nach Klimagerechtigkeit mit großen Protestaktionen neuen Nachdruck verliehen. Im Zuge eines globalen Aktionstages gingen am Samstag allein in Glasgow über 100.000 Menschen auf die Straße.
Macht für den Systemwandel aufbauen
Im Aufruf der COP26 Coalition heißt es:
"Wir organisieren dezentrale Massenmobilisierungen auf der ganzen Welt und bringen Bewegungen zusammen, um Macht für einen Systemwandel aufzubauen - von indigenen Kämpfen bis zu Gewerkschaften, von Gruppen für Rassengerechtigkeit bis zu streikenden Jugendlichen.
Dies ist eine von 250 Aktionen, die heute in der ganzen Welt stattfinden.
Vom Klima über COVID bis hin zum Rassismus - um die vielfältigen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, zu lösen, müssen wir sie alle gemeinsam angehen. Klimagerechtigkeit erkennt an, dass alle unsere Kämpfe auf dasselbe ungerechte System zurückgehen. Wir brauchen Klimamaßnahmen, die uns allen zugute kommen, nicht nur den Menschen mit dem meisten Geld in der Tasche.
Aber Gerechtigkeit wird uns nicht von den Staats- und Regierungschefs oder von den Konzernen geschenkt. Nur wir können uns eine Zukunft vorstellen und aufbauen, die uns allen zugute kommt.
Die COP26 findet zu einem entscheidenden Zeitpunkt in der Geschichte statt: Wir können entweder die Krise so weit verschärfen, dass es kein Zurück mehr gibt, oder den Grundstein für eine gerechte Welt legen, in der die Bedürfnisse aller Menschen erfüllt werden.
Wo auch immer Sie sich auf der Welt befinden, jetzt ist die Zeit gekommen, sich dem Kampf für Klimagerechtigkeit anzuschließen. Wir brauchen alle Hände an einem Strang." (Cop26 Coalition, Facebook)
"Die Ära der Ungerechtigkeit ist vorbei“, twitterte die COP26 Coalition am Samstagnachmittag. Viele Staaten etwa in Afrika, Asien und Südamerika spüren die Klimakrise bereits heute sehr stark - obwohl diese Länder mit ihren weitaus geringeren Emissionen deutlich weniger zum Klimawandel beigetragen haben als Industriestaaten wie Deutschland und die USA. Die Forderung nach Klimagerechtigkeit bedeutet deshalb, dass reichere Staaten entscheidend mehr für das Klima tun müssen und zudem genügend Geld bereitstellen, damit ärmere Länder mit den Folgen des Klimawandels fertig werden können.
"Der Klimawandel ist eine Krise, die von den Reichen verursacht und von den Armen bezahlt wird."
Nadia Whittome, Mitglied des britischen Parlaments
"Der Klimawandel ist eine Krise, die von den Reichen verursacht und von den Armen bezahlt wird. Wir können nicht zulassen, dass transnationale Konzerne den globalen Süden ausbeuten und unseren Planeten verpesten" erklärte die Parlamentsabgeordnete Nadia Whittome von der Labour Partei.
"Systemwandel, nicht Klimawandel!"
"Systemwandel, nicht Klimawandel!", stand auf vielen großen Bannern, "Rettet die Umwelt, rettet die Erde“ oder "Rettet unsere Zukunft“ stand auf anderen Transparenten. Skandiert wurde einer der bekanntesten Slogans der Klimabewegung: "Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Wann wollen wir sie? Jetzt!"
Friedensgruppen bildeten einen "Peace and Demilitarisation Bloc", weil "Krieg einer der größten Verursacher von Umweltschäden und Klimawandel ist. Ohne Frieden kann es keine Klimagerechtigkeit geben."
Vanessa Nakate: Eine andere Welt ist möglich!
Die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate berichtete auf der Kundgebung in Glasgow davon, wie die Klima- und Umweltkrisen schon heute immense Probleme in ihrer Heimat bereiteten. "Viele Schulen werden von Extremwetterereignissen zerstört", sagte sie am späten Nachmittag vor der unüberschaubaren Menge. "Wir befinden uns in einer Krise", sagte sie. "Wir befinden uns in einer Katastrophe, die sich jeden Tag ereignet".
Bei den Krisen gehe es nicht nur um Wettermuster, Klimaziele oder Statistiken. Bei der Klima- und Umweltkrise geht es um Menschen, echte Menschen", unterstrich Nakate. "Echte Menschen wie du und ich." Nakate betonte, dass der globale Süden "an vorderster Front der Klimakrise und Versorgungskrise" stehe. Das spiegele sich aber nicht auf den Titelseiten der Zeitungen wider, kritisierte sie.
Man müsse die Staatenlenker auffordern, damit aufzuhören, sinnlose Gipfel abzuhalten und stattdessen sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen. "Wir können keine Kohle essen, wir können kein Öl essen und wir können kein so genanntes natürliches Erdgas einatmen", sagte sie.
Sie gab aber auch der Hoffnung Ausdruck, dass sich etwas ändern könnte, wenn die Aktivist*innen weiterhin die Verantwortlichen für die Schädigung des Klimas zur Verantwortung ziehen.
"Die Farmen können wieder aufblühen", sagte Nakate. "Die Tiere können sich freuen, denn es gibt Wasser zu trinken. Ein lautes Singen ertönt in den einst ausgedörrten Gebieten. Der Schmerz und das Leid sind verschwunden. Wir werden nicht mehr um die begrenzten Ressourcen kämpfen müssen, denn es wird genug für alle da sein", sagte sie.
Neben Glasgow kamen auch in vielen anderen Städten des Königreiches und anderswo in der Welt viele tausende Menschen für Klimademos zusammen. Die COP26 Coalition zählt mehr als 250 Städte, in denen Aktionen stattfanden
Cop26 Coalition March - Glasgow 6. Nov. 2021 | Cop26 Coalition March - London 6. Nov. 2021 |
In Amsterdam demonstrierten 45.000 Menschen für Klimagerechtigkeit, der größte Klimamarsch, der je in den Niederlanden stattgefunden hat. Die Niederländer*innen sind durch düstere Prognosen des Weltklimarates aufgeschreckt. Der Anstieg des Meeresspiegels könnte bis zum Jahr 2100 gut ein Drittel der Landesfläche mit Überschwemmungen bedrohen - und damit auch rund zwölf Millionen Menschen in Ballungszentren wie Den Haag, Amsterdam und Rotterdam -, wenn bis dahin nicht massiv in Deiche und Küstenbefestigung investiert wird. Auf die Frage, was ihr am meisten Sorge mache, sagte eine jugendliche Demonstrantin: "Einfach, dass die Niederlande vollkommen überflutet werden, und dass die Welt vollkommen kaputt geht."
Erlass der Schulden des Globalen Südens durch alle Gläubiger, zuschussbasierte Klimafinanzierung für den Globalen Süden, Wiedergutmachung für Verluste und Schäden – diese Forderungen standen im Zentrum der Klimaproteste in den armen und Schwellenländern.
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