Deutschland

Neunkirchen_Stolperstein_Pflasterarbeiten27.11.2012: Montagmorgen um 8.30Uhr begann auf dem Wiebelskircher Wibilo-Platz (Marktplatz), vor dem Eingang der Sparkasse, die erste Verlegung von Stolpersteinen in Neunkirchen. In Absprache mit Gunter Demnig war es möglich diese neun Steine in einem Rondell von Pflastersteinen zusammen auf diesem Platz zu verlegen. Unser Anliegen war, diese Opfer des deutschen Faschismus nicht nur für diesen Tag dem Vergessen zu entreißen. Die Steine sollten im Zentrum des Ortes täglich von vielen begehbar sein. Ein Anliegen, das von der Stadtverwaltung unterstützt wurde und von der Landrätin, Frau Hofmann-Bethscheider in Ihrem Grußwort gewürdigt wurde; es sei gut, dass die Steine „mitten unter uns an diesem zentralen Platz“ liegen.

Unterstützt wurde Gunter Demnig bei der Verlegung durch die Abschlussklasse der Pflasterer des Berufsbildungszentrums Neunkirchen, die von ihrer Lehrerin auf diese Aktion inhaltlich vorbereitet worden waren. Rainer Dörrenbecher, Sprecher der Arbeitsgruppe, wies in der Begrüßung u.a. darauf hin, dass „diese alten Geschichten nicht weiter ruhen dürften“, die Benennung öffentlicher Einrichtungen nach ehemaligen Nazis und Kriegsverbrechern wie z.B. die Hermann-Röchling-Höhe in Völklingen rückgängig gemacht werden müsse und es endlich an der Zeit sei, diese Opfer zu würdigen.

Herr Sören Meng, Beigeordneter der Stadt Neunkirchen erklärte, dass es wichtig sei, dass nun auch in Neunkirchen damit begonnen wurde diese Steine der Erinnerung und der Mahnung zu verlegen, dankte den Mitgliedern der Arbeitsgruppe für das Engagement und sicherte weiterhin die Unterstützung der Stadt zu. Frau Hofmann-Bethscheider betonte den Mut der Menschen, die damals Widerstand geleistet hatten, immer unter Lebensgefahr. Aus diesem Mut könnten wir heute Kraft schöpfen gegen Rechts und für Toleranz einstehen.

Neunkirchen_Stolperstein_AnspracheWährend der Verlegung der Steine wurde das Leben dieser Opfer des Faschismus und Widerstandskämpfer durch Verlesen biographischer Ereignisse gewürdigt. Im Anschluss verlasen zwei Schülerinnen der Klasse 10c der Gemeinschaftsganztagsschule Neunkirchen eigene Texte. Diese hatten sie geschrieben, nachdem die Klasse sich den Bilder-Zyklus „Die Moorsoldaten“ von Adolf Bender angesehen hatte. Frau Ulrike Heckmann, Sprecherin des Neunkircher „Forum für Freiheit, Demokratie und Antifa-schismus“, hatte die Ansagen übernommen. Mit einer Schweigeminute gedachten alle Anwesenden zum Abschluss der Opfer.

Die Schülerinnen der GGS waren mit Ihrer Klasse und Lehrerin zur Stolpersteine-Verlegung gekommen. Ihre Schule, die ehemalige Gesamtschule, ist schon seit mehreren Jahren eine “Schule ohne Rassismus“. Im Frühjahr d.J. waren Mauern der Schule mit faschistischen Symbolen beschmiert worden. Die Schule, Lehrer/Innen, Schü-ler/Innen und Schulsozialarbeiter/Innen antworteten mit einem „Solidaritätstag für Integration und Toleranz“ und einem Solidaritätslauf. Fast 7.300 Euro wurden erlaufen. In einer Feierstunde wurde später das Geld je zur Hälfte dem Jugendmigrationsdienst Neunkirchen und dem Projekt Stolpersteine übergeben.

Mehr als 50 Menschen nahmen an der Stolpersteinverlegung teil. Angehörige waren ermittelt und eingeladen worden und auch gekommen. Am weitesten angereist waren Katja Burkert aus Berlin und Hermann Drumm aus Kamenz, Sachsen. Vetreter/Innen des öffentlichen Lebens des Stadtteils, der Kirchen und Bürger/Innen würdigten mit ihrer Teilnahme die Opfer.

„Deutsche Antifaschist/Innen im Spanischen Bürgerkrieg“ war Titel und Inhalt einer Veranstaltung am gleichen Abend. Dr. Ing. Hermann Drumm berichtete über das Leben seiner Eltern, des Interbrigadisten Hermann Drumm und der Krankenschwester Marta Drumm. Im Raum des örtlichen Heimat- und Kulturvereins hörten ca. 40 Interessenten mit großer Aufmerksamkeit die Lebensgeschichte der beiden Widerstandskämpfer. (nähere Informationen in dem Begleitheft)

Mehr als 38.000 Stolpersteine sind inzwischen in Deutschland und in ehemals von Deutschland besetzten Ländern verlegt. Neun Stolpersteine kamen nun in Neunkirchen-Wiebelskirchen dazu – kein weltbewegendes Ereignis. Aber ein Ereignis mit einigen Begleiterscheinungen.

Angefangen hat damit selbstverständlich der Initiator, der Künstler Gunter Demnig - schon in den 90er Jahren. Hier vor Ort ergriff Toni Holweck, Vertreter der VVN-BdA im Neunkircher Forum die Initiative. Nach dem ersten Treffen, an dem auch der Beigeordnete der Stadt Neunkirchen, Sören Meng, Vertreter örtlicher Organisationen, Vereine und Privatpersonen teilnahmen, bildete sich dann die „Arbeitsgruppe Stolpersteine Wiebelskirchen“. Sie setzt sich zusammen aus Mitgliedern der politischen Linken. Diese politische Zusammensetzung gewährleistet auch, dass die gesamte Breite der Opfer des Faschismus gewürdigt wird und keine Ausgrenzungen zugelassen werden. Dies entspricht dem Selbstverständnis des politischen Antifaschismus und dem Anliegen Gunter Demnigs.

Dieser schreibt auf seiner Homepage: Dies ist „Ein Projekt, das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig erhält.“

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe recherchierten die biographische Daten: im Stadtarchiv Neunkirchen und  Archiven andernorts, nahmen Kontakt zu Angehörigen auf, sichteten Literatur zu Verfolgung und Widerstand an der Saar und von Saarländerinnen und Saarländern. Sie konnten teilweise auf bereits veröffentlichte Biografien, u.a. durch die Publikationen der VVN-BdA Saarland, zurückgreifen.

Einzelne Bürger/Innen, örtliche Organisationen und Parteigliederungen haben Patenschaften für einzelne Stolpersteine übernommen. Es gelang die Förderung durch das Bundesprojekt TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN des Lokalen Aktionsplans des Landkreises Neunkirchen zu erreichen. Die Stadtverwaltung Neunkirchen unterstützte vielfältig und ermöglichte den Druck eines Heftes mit den Kurzbiographien der Opfer.

Inzwischen hat eine zweite Arbeitsgruppe für Opfer des übrigen Stadtgebietes mit Recherchen begonnen.

Text/Fotos:   Rainer Dörrenbecher

Foto Ansprache v.l.n.r.:
Ulrike Heckmann, Sprecherin des „Forum für Freiheit, Demokratie und Antifaschismus Neunkirchen;
Rainer Dörrenbecher, Sprecher der AG Stolpersteine;
die beiden Schülerinnen der GGS Neunkirchen bei ihrem Vortrag;
Cornelia Hofmann-Bethscheider, Landrätin des Landkreises Neunkirchen

Stolpersteine wurden verlegt für:

Neunkirchen_Stolpersteine

  • WILLI HERMANN
    Jahrgang 1897, Mitglied der KPD, verheiratet mit Lilli Hermann; 1934 Verantwortlicher der Antifaschistischen Einheitsfront von KP und SP im Saargebiet für die Landkreise Ottweilerund St. Wendel; gemeinsame Flucht nach Frankreich Jan.1935, im Widerstand; zeitweise interniert; 1940 verhaftet und Übergabe an GESTAPO; zu 14 Jahren Haft verurteilt; am 17. Febr. 1944 im Zuchthaus Butzbach ermordet
  • LILLI HERMANN,  geb. RIES
    Jahrgang 1904, Mitglied der KPD, verheiratet mit Willi Hermann; Abgeordnete des Landesrates des Saargebiets (Landesparlament); nach der Flucht nach Frankreich eben-falls zeitweise interniert; 1941 verhaftet, zu 41/2 Jahren Zuchthaus verurteilt; überlebte, wurde befreit
  • HUGO MEYER
    Jahrgang 1895, Jude, selbstständiger Schneider; in der Reichspogromnacht verhaftet, wieder entlassen; 1940 erneut verhaftet, in verschiedene Internierungs- / Konzentrati-onslager in Frankreich deportiert, dann nach Auschwitz; ermordet am 9. Okt. 1942
  • WALTER KARL DRUMM, Bruder von H-E Drumm
    Jahrgang 1907, Euthanasieopfer, körperlich behindert; 1932 in die Pflegeanstalt Merzig/Saar eingewiesen, Berufsausbildung; im Sept. 1944 nach Hadamar „verlegt“; ermordet am 9. Nov. 1944
  • HERMANN-ERNST DRUMM, Bruder von K-W Drumm
    Jahrgang 1909, Angehöriger der Internationalen Brigaden; Mitglied der SPD, verheiratet mit Marta Drumm; beide aktiv in der Antifaschistischen Einheitsfront; gemeinsame Flucht nach Frankreich Jan. 1935; Ende 1936 nach Spanien; Sept. 1937 an der Aragon-Front als Hauptmann im Kampf umgekommen
  • MARTA STRASSER, verw. DRUMM, geb. DECKER
    Jahrgang 1910, Mitglied der SPD, verheiratet mit Hermann-Ernst Drumm; konnte erst nach Krankenschwester-Kurs im Febr. 1937 nach Spanien nachkommen; Einsatz als Krankenschwester in Kriegskrankenhäusern; Dez. 1937 Geburt des Sohnes Hermann; danach Einsatz in Kinderheimen; Herbst 1938 nach Frankreich, in der Résistance aktiv; Herbst 1945 zurück nach Wiebelskirchen
  • FRIEDRICH HOLLINGER
    Jahrgang 1890, Opfer einer Denunziation; Mitglied der KPD; als Aktivist der Einheitsfront entlassen, danach politisch nicht mehr aktiv, hörte „Feindsender“, denunziert, Juni 1940 verhaftet; von GESTAPO nach Dachau überführt, im Strafblock; am 29. April 1941 erschossen
  • WILHELM ENGELMANN
    Jahrgang 1902, Angehöriger der Internationalen Brigaden; 1935 Flucht nach Frankreich; 1936 nach Spanien, dort schon am 24. Okt. 1936 im Kampf umgekommen
  • ERICH KOBLE
    Jahrgang. 1906; Euthanasieopfer, von Geburt geistig behindert; 1918 in Behindertenheim im Hunsrück eingewiesen; 1939 nach Herborn verlegt; am 23. Febr. 1941 in Hadamar ermordet


Die Biographien sind in einem Begleitheft veröffentlicht. Dieses kann bestellt werden bei Erika Klug, Tel. 06821-953701, Allenfeldstraße 8, 66540 Neunkirchen; bei Überweisung von Euro 5.- auf das Konto: VVN-Bund d. Antifaschisten, Sparkasse Saarbrücken, BLZ: 590 501 01 Kto-Nr: 84806; Kennwort: Stolpersteine Begleitheft – oder als PDF-Datei heruntergeladen werden: http://www.neunkirchen.de/stolpersteine/

Farkha Festival Komitee ruft zu Spenden für die Solidaritätsarbeit in Gaza auf

CfD communist solidarity dt
zum Text hier
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Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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