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09.09.2025: Gaza-Stadt durch Sprengungen und Luftangriffe zerstört. ++ Tel Aviv: "Und das ist erst der Anfang" ++ Zerstörung und Zwangsevakuierung als Mittel, um Gaza ethnisch zu säubern und palästinensisches Leben in Gaza auszulöschen. ++ Save the Children: Jede Stunde wird ein Kind getötet ++ Hamas zu Waffenstillstand bereit

 

"Heute wird ein gewaltiger Hurrikan den Himmel über Gaza-Stadt treffen und die Dächer der Terrortürme werden erzittern", erklärte Israels Kriegsminister Katz am Montagmorgen (8.9.) und drohte "Gaza wird zerstört".

"Jetzt wird der Riegel vor den Toren der Hölle in Gaza entfernt."
Israel Katz, israelischer Kriegsminister, 5.9.2025, https://x.com/Israel_katz/status/1963898503890882998

Seitdem überrollt die israelische Wehrmacht Gaza-City mit einer Zerstörungskampagne gegen Wohnhochhäuser und Gebäude. Die einzige palästinensische Millionenstadt steht vor der kompletten Vernichtung. Das Vorgehen ist immer dasselbe: Mit einem Telefonanruf werden die Bewohner über den bevorstehenden Angriff informiert und haben nur wenige Minuten Zeit, um das Nötigste zusammenzusuchen und zu evakuieren. Dann warten die Menschen und beobachten aus der Ferne die Zerstörung ihrer Häuser und ihrer Stadt.

"Die Angriffe auf Wohnhochhäuser in Gaza haben Dutzende Familien vertrieben, viele von ihnen sind nun ohne Obdach und ohne Grundversorgung auf der Straße", erklärte die UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). "Da der Zugang für humanitäre Hilfe stark eingeschränkt ist, verschärft sich das Leid der bereits Vertriebenen nun noch weiter."

Heute postete Katz stolz ein Video auf X, das die Sprengung des Al-Ru’ya-Turms zeigt. In dem 17-stöckigen Geschäftsturm waren Redaktionen (wie die von Qatar al-Araby), Büros von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen, Zentren für Frauen- und Kinderbetreuung, Anwaltskanzleien sowie medizinische Kliniken untergebracht. Umgeben ist das Gebäude von Zeltlagern mit Vertriebenen. Der Aufprall beschädigte die benachbarten Gebäude und zerstörte die Zelte der Flüchtlinge.

 

Gazakrieg Sprengung Al Ruya Turm 2025 09 09Sprengung Al Ruya Turm
Video: https://x.com/Israel_katz/status/1965257786159436226

 
Der offizielle Grund für die Zerstörung war, wie bei den anderen Gebäuden auch, dass es von der Hamas genutzt würde, um die Bewegungen der Soldaten zu kontrollieren und Sprengstoff zu lagern. Auch wenn es den Videos zufolge keine Sekundärexplosionen gegeben zu haben scheint. Die palästinensische Bewegung weist die Vorwürfe zurück.

Der Zivilschutz des Gazastreifens hat inzwischen die Zerstörung von 50 Gebäuden gemeldet, darunter Hochhäuser, in denen Tausende von Menschen, darunter viele Vertriebene, untergebracht waren. Der Sprecher Mahmoud Basal erklärte, dass das Militär bewusst Gebäude ins Visier nimmt, die von Flüchtlingen umgeben sind, um die Bevölkerung zur Flucht zu zwingen. Etwa zweihundert Zeltlager wurden zerstört.

Gazakrieg Sprengung Al Ruya Turm 2025 09 09 2


Premierminister Benyamin Netanyahu bestätigte die Zahl der von der israelischen Armee zerstörten Gebäude und erklärte, dies sei "nur der Anfang der intensiven Hauptoperation: dem Bodenangriff unserer Streitkräfte, die sich in Gaza-Stadt organisieren und versammeln”. Dann richtete er seine Drohungen direkt an die Zivilbevölkerung: "Hört mir gut zu: Ihr seid gewarnt worden; verschwindet von dort!”

Gazakrieg Evakuierungsbefehl 2025 09 09

Mit Flugblättern hat die israelische Armee allen Bewohnern von Gaza-City befohlen, zu fliehen: "von der Altstadt und den Vierteln östlich bis hin zum Meer im Westen."

Dr. Munir Albursh, Direktor des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza, warnt, dass die Vertreibungsbefehle den Tod für viele Patienten in Krankenhäusern bedeuten. "Über 200 Intensivpatienten sind auf Beatmungsgeräte angewiesen. Eine Evakuierung würde ihren sofortigen Tod bedeuten", sagte er. "Wir werden unsere Krankenhäuser nicht verlassen und unsere Patienten nicht im Stich lassen. Die Alternative ist der Tod."

Die Armee begleitet die Evakuierungsbefehle für Gaza-Stadt mit Versprechungen von Unterkünften und Möglichkeiten, die es nicht gibt. So gab sie bekannt, dass sie die Überreste des Europäischen Krankenhauses im Süden Gazas reparieren werde, und stellte dies als "humanitäre Geste" dar. Quellen innerhalb des Krankenhauses berichteten jedoch dem Quds News Network, dass Israel nur begrenzte Reparaturen zulasse, die bei weitem nicht ausreichten, um die Einrichtung wieder voll funktionsfähig zu machen. Das Krankenhaus selbst steht weiterhin leer und befindet sich in einer ausgewiesenen roten Zone (Kampfzone), zu der Zivilisten keinen Zugang haben.

Israel geht es dabei weniger um Hilfe als vielmehr um eine Strategie zur ethnischen Säuberung und benutzt das Krankenhaus als Köder, um Vertriebene aus dem Norden und Zentrum Gazas in den Süden zu drängen, wo sie Gefahr laufen, in Konzentrationslager gepfercht zu werden.

Die Flüchtlinge aus Gaza-Stadt kommen in diesen Stunden in al-Mawasi bei Khan Younis an, in der Hoffnung, einen Platz in dem überfüllten Gebiet im Süden zu finden. Viele haben nichts und können nichts anderes tun, als die Nächte in den beschädigten Gebäuden zu verbringen, wo es weder Privatsphäre noch sanitäre Einrichtungen gibt. UN-Organisationen warnen, dass der Süden diese demografische Belastung nicht tragen kann.

Die Lebensmittelvorräte reichen nicht aus, und um Trinkwasser zu finden, müssen sie manchmal kilometerweit laufen, und sind dabei der Gefahr durch Beschuss durch israelische Scharfschützen und Drohnenangriffen ausgesetzt . Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal, und die Bombardierungen werden immer blutiger.

Die israelische Organisation Gisha, die sich mit den Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Palästinenser befasst, wirft der Netanjahu-Regierung vor, dass die angekündigten humanitären Maßnahmen "Lichtjahre von den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung entfernt” sind. Es sei nichts Humanitäres daran, "eine Million Menschen in einem kleinen Gebiet unterzubringen, das nicht vor Bombardierungen sicher ist. Diese Absurdität fasst die Diskrepanz zwischen der katastrophalen Realität und der israelischen Propaganda zusammen”.

Vertreibung als Mittel der Auslöschung

Zwangsvertreibung ist zum bestimmenden Merkmal des täglichen Lebens der Bevölkerung von Gaza geworden ist. Humanitäre Organisationen berichten, dass fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens, rund 1,9 Millionen Menschen, mindestens einmal entwurzelt wurde, während die anhaltenden israelischen Militäroperationen weiterhin neue Wellen von Evakuierungsbefehlen und Binnenflucht auslösen.

Das Ausmaß der Vertreibung erklärt sich nicht aus militärischer, sondern vor allem aus politischer Logik. Untersuchungen von Human Rights Watch und Amnesty International zeigen ein einheitliches Muster: Luftangriffe und Bodenoffensiven werden mit Massenevakuierungsbefehlen koordiniert und gehen mit einer gezielten Behinderung humanitärer Hilfe einher. Eine zweite Angriffswelle, wenn die Helfer versuchen die Verletzen und Toten zu bergen, gehört zur Routine der israelischen Armee.

"Die Angriffe auf Gaza-Stadt, Krankenhäuser und Wohngebiete sind Teil eines umfassenderen Plans zur Lösung dessen, was Israels Rechtsextreme als das 'palästinensische Problem' bezeichnen. Zwangsumsiedlungen sind keine Kollateralschäden, sondern ein methodisches Instrument, um zu kontrollieren, wer bleibt und wer vertrieben wird”, sagt der Politologe Dr. Iyad al-Qara aus Gaza im Gespräch mit dem Quds News Network. Israel nutzt Zerstörung und Zwangsevakuierung nicht nur als Kriegstaktik, sondern auch als Mittel, um Gaza ethnisch zu säubern und palästinensisches Leben in Gaza auszulöschen. Selbst wenn die Kämpfe enden, wird die Schaffung von Pufferzonen eine Rückkehr verhindern.

Geht es nach der Regierung von Netanjahu und dem "Generalplan", dann werden die Palästinenser von den Konzentrationslagern im Süden auf die Sinai-Halbinsel abgeschoben oder in Drittländer deportiert. (siehe kommunisten.de, 18.10.2024 : "Gaza: Israel hat mit der Endlösung begonnen. Ausrottung und Vertreibung")

Zur Förderung der "freiwilligen Ausreise" hat die Netanjahu-Regierung im März eine Regierungsbehörde "zur Verwaltung der freiwilligen Migration [von Palästinensern] aus Gaza" eingerichtet. (siehe kommunisten.de, 11.7.2025: "Konzentrationslager Gaza, Trump schickt die Bulldozer")

Völkermord

Lima Bustami, Direktorin der Rechtsabteilung von Euro-Med Human Rights Monitor, betont, dass diese Maßnahmen nicht nur tragisch sind, sondern auch die Kriterien für einen Völkermord erfüllen: "Was hier inszeniert wird, nämlich die Palästinenser in militärisch kontrollierte, unbewohnbare Gebiete zu sperren und ihnen Nahrung, Gesundheit und Bewegungsfreiheit zu entziehen, erfüllt die Kriterien für Völkermord nach internationalem Recht. Es handelt sich um die vorsätzliche Auferlegung von Bedingungen, die darauf abzielen, ein Volk ganz oder teilweise zu vernichten."

Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention verbietet strengstens die Zwangsumsiedlung von Zivilisten, außer unter engen humanitären Gründen, die in Gaza eindeutig nicht gegeben sind. In Verbindung mit Beweisen für eine Politik der Aushungerung, der Beschlagnahmung von Eigentum und der Militarisierung medizinischer Einrichtungen stellen diese Handlungen zusammen genommen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord dar.

Erst kürzliche hat die weltweit größte akademische Vereinigung von Völkermordforschern, die International Association of Genocide Scholars (IAGS), eine Resolution verabschiedet, in der festgestellt wird, dass die juristischen Kriterien für die Feststellung, dass Israel in Gaza Völkermord begeht, erfüllt sind. (siehe kommunisten.de, 2.9.2025: "Weltweit führende Vereinigung von Völkermordforschern: Israel begeht Völkermord in Gaza")

UNO: Hungersnot in Gaza

Die israelische Armee ermordetet innerhalb der letzten 24 Stunden 65 Menschen, 14 davon warteten auf Hilfe.

Sechs weitere Palästinenser starben an Hunger. Insgesamt wurden inzwischen 399 Menschen, darunter 140 Kinder, als Hungertote infolge der fast vollständigen Blockade durch Israel registriert. Im August erklärte die Integrated Food Security Phase Classification (IPC), eine von den Vereinten Nationen unterstützte globale Organisation zur Überwachung des Hungers, erstmals offiziell eine Hungersnot in Gaza-Stadt.

Allein in den letzten zwei Wochen des vergangenen Monats wurden über 7.000 Kinder unter fünf Jahren wegen akuter Unterernährung in die UNICEF-Programme für die Rehabilitation aufgenommen.

Gazakrieg 2025 08 Mutter mit verhungerndem Kind


Jede Stunde wird ein Kind getötet

Die Organisation "Save the Children" warnt: "In den letzten 23 Monaten wurden in Gaza 20.000 Kinder getötet. Das bedeutet, dass jede Stunde ein Kind in Gaza getötet wird. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht eingreift, wird eine ganze Generation von Kindern im Gazastreifen verloren gehen. Wir brauchen einen endgültigen Waffenstillstand und sofortigen Zugang, um Hilfsgüter liefern zu können."

Save the children 2025 09 20000Kinderhttps://x.com/save_children/status/1964292612333994494 

 

Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza wurden in den Krankenhäusern mehr als 64.500 Tote registriert; über 160.000 Palästinenser wurden verletzt. Israelische Militärdaten zeigen, dass mehr als 80 Prozent der Getöteten Zivilisten sind.

Zählt man aber auch die Zehntausende unter den Trümmern liegenden Toten und die Todesfälle infolge der Blockade, des Stopps von humanitärer Hilfe, der gezielten Hungersnot, des Ausfalls der Wasserversorgung und der Zerstörung der Gesundheitsinfrastruktur hinzu, dann liegt die tatsächliche Zahl weit über den offiziell genannten Todesopfern. Verschiedene Untersuchungen gehen von über 200.000 Toten aus. Das ist ein Vernichtungskrieg und Völkermord.

Hamas: Zu Waffenstillstand bereit

Am Sonntag schrieb US-Präsident Donald Trump auf seinem Truth Social, dass Israel die Bedingungen seines Waffenstillstandsvorschlags akzeptiert habe. Und er forderte die Hamas auf, dasselbe zu tun: "Dies ist die letzte Warnung. Es wird keine weitere geben." Nach der Ankündigung relativierte Netanjahu jedoch die Zusage und sagte, er erwäge den Vorschlag "sehr ernsthaft".

Die Hamas bestätigte, den Plan erhalten zu haben, und erklärte sich bereit, sich sofort an den Verhandlungstisch zu setzen und alle Geiseln gemeinsam freizulassen, im Gegenzug für "eine klare Erklärung über das Ende des Krieges, einen vollständigen Rückzug aus dem Gazastreifen und die Einrichtung eines Komitees, das für die Verwaltung des Gazastreifens zuständig ist".
Letzteres würde laut der Gruppe aus Palästinensern bestehen, die nicht Teil der Bewegung sind.

Erklärung der Hamas:

  • Über Vermittler haben wir von der US-Seite einige Vorschläge zur Erreichung eines Waffenstillstands erhalten. Die Hamas begrüßt dabei jede Initiative, die dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu beenden.
  • Die Bewegung bestätigt ihre Bereitschaft, sich unverzüglich an den Verhandlungstisch zu setzen, um über die Freilassung aller Gefangenen zu diskutieren. Im Gegenzug wird eine klare Erklärung zur Beendigung des Krieges, ein vollständiger Rückzug aus Gaza und die Bildung eines Komitees zur Verwaltung des Gazastreifens erwartet, in dem unabhängige Palästinenser ihre Aufgaben unverzüglich übernehmen.
  • Dies muss mit der Garantie einhergehen, dass der Feind sich öffentlich und ausdrücklich an die Vereinbarung hält, um zu verhindern, dass frühere Erfahrungen mit der Ablehnung oder Aufhebung von Vereinbarungen gemacht werden. Dies gilt insbesondere für den Vorschlag, den Vermittler der Hamas auf Grundlage eines US-Vorschlags unterbreitet haben. Die Hamas hat diesen Vorschlag am 18.08.2025 in Kairo gebilligt, doch die Besatzung hat nicht darauf reagiert und ihre Massaker und ethnischen Säuberungen fortgesetzt.
  • Die Hamas steht in ständigem Kontakt mit Vermittlern, um diese Vorschläge zu einem umfassenden Abkommen weiterzuentwickeln, das den Forderungen unseres Volkes gerecht wird.
    (https://x.com/QudsNen/status/1964788542472933460)

Der bewaffnete Arm der Hamas griff gestern im Morgengrauen ein Soldatenlager im Stadtteil Sheikh Radwan in Jabaliya an. Es handelt sich um ein Gebiet im Norden, in dem die Armee seit Wochen präsent ist und in dem seit Oktober 2023 mindestens drei Militäroperationen stattgefunden haben. Nach der Rekonstruktion der Ereignisse warfen die Kämpfer eine Granate in einen Panzer und schossen auf die Besatzung, wobei vier Soldaten getötet wurden.


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