Literatur und Kunst

unser leben klartext verlag07.06.2014: Udo Achten, Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Fotograf Klaus Rose haben gemeinsam das Bilderlesebuch "Unser Leben" verfasst. In diesem Buch werden die  strukturelle Veränderungen und politischen Auseinandersetzungen von 1965 bis 1989 in zahlreichen Städten des Ruhrgebiets dokumentiert.

Udo Achten ( Text/ Konzeption) und Klaus Rose ( Fotos) haben ihr gemeinsames Werk im Januar 2014 vorgelegt. Udo Achten, Jahrgang 1943, Papiermacher, Sozialarbeiter, Publizist und ehemaliger Lehrer aus dem Bildungszentrum der IG Metall Sprockhövel, ist für die einleitenden Texte zu den Bildern und Zeitabschnitten, die Würdigung des Fotografen  und die gemeinsame Bildauswahl mit verantwortlich. Klaus Rose, Jahrgang 1937, Maschinenbautechniker, Fotojournalist, trug die  aus seinem seit den 60er Jahren bestehenden Bildarchiv stammenden Aufnahmen zusammen. Diese Kombination von Wort und Bild hilft dem Betrachter. Die einzelnen Bilder werden eingeordnet, Texte erschließen  den Hintergrund und die  historischen Zusammenhänge. Der Leser kann  die Bilder in ihrem gesellschaftlichen Kontext  verstehen,  Vergangenes und Entwicklungslinien werden deutlich.

Klaus Rose R Mediabase Peter WernerUdo Achten nimmt sich ausreichend Zeit für den Fotografen Klaus Rose (Foto), beschreibt sein Werden und seine Lebenssituation, denn " Haltung und Denken sind auch immer von den Auseinandersetzungen geprägt, die auf den Fotografen einstürmen oder in die er sich bewusst einmischt". Lesenswert seine Ausführungen zum Stellenwert und der Begrenztheit von Fotografie.

Der von beiden gewählte Zeitabschnitt für die Beobachtung der Entwicklungen im Ruhrgebiet beträgt nur 24 Jahre; eine Zeitspanne die mit dem Abschluss des Wiederaufbaus der Bundesrepublik Deutschland beginnt und die von dem vorläufigen Ende der großen Erzählung begrenzt wird. Im Rückblick ein kurzer Zeitraum an dessen Ende die die Region prägenden Kräfte der Beschäftigten von Eisen - und Stahlindustrie, Kohle und Bergbau nur noch nachklingen.  Die engagierte 68er Plus  Generation findet Stationen ihres gewerkschaftlich orientierten Lebens in Bildern und kurzen  Texten in diesem Buch. Rose protokolliert mit seinen Aufnahmen die Realität des Aufbruches und den sich abzeichnenden strukturellen Wandel. Die Verlierer dieser Veränderungen erhalten durch Rose ein Gesicht.  Seine Bilder sind auf die Zukunft gerichtet, sie verbleiben nicht im Aufdecken von Missständen. Da sind zum  einen beginnende Zechenschließungen, die  Gefährdung der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie, zum anderen der abgelichtete Einsatz und Widerstand auf der Straße und im Betrieb für den Erhalt. Zahlreiche Abbildungen zeigen die Wahrnehmung des politischen Mandates der Gewerkschaften im Widerstand gegen die Notstandsgesetze, beim Einsatz für den Abschluss der Ostverträge und zögerliche Aktionen für Frieden und Abrüstung. In Erinnerung holen die beiden Autoren die erfolgreichen Aktionen der Heinze-Frauen gegen die Bezahlung in sogenannten Leichtlohngruppen , die verfassungswidrige Aussperrung der Drucker 1976, aber auch  die Entwicklung der Studentenbewegung im Widerstand gegen Springer oder die fast vergessenen Rote-Punkt-Aktionen gegen Fahrpreiserhöhungen der öffentlichen Verkehrsmittel. Demokratie ist nicht mehr aufs Parlament beschränkt und mit dem Transparent "Enteignet Springer" verorten die demonstrierenden Studenten einen politischen Gegner in die Medienlandschaft. ( S.123)  Die beiden Autoren zeigen den Pott aber in seiner ganzen Vielfalt. Hier finden sich ebenso Aufnahmen von Eisenbahnern, Verkäuferinnen aus dem Einzelhandel, Montagearbeiterinnen in der Elektroindustrie wie auch  düstere Bilder der Umweltverschmutzung und des einfachen Leben und Wohnens am Rande der großen Industrie.

"Is doch schön, wenn man in sein`n Vaterland nicht so rumwohnt, sondern wenn man auch mal erfährt, wie es alles gekommen ist, diese ganze geschichtlichen Sachen".  Dieses Zitat von Jürgen von Manger im Vorwort verdeutlicht  das Anliegen von Udo Achten. Mit den Bildern und Texten will er die Betrachtung unserer Geschichte Personen aus der Hand nehmen, deren Hauptmotiv allzu oft eigene Rechtfertigung ist. Neben der Darstellung des Ruhrgebietes  stellt das Buch auch die Arbeit von zwei kritischen Zeitgenossen dar. Sie waren mittendrin in dieser Aufbruchszeit. Sie wollten und wollen verändern, nach vorne streben und wenn nötig sich gegen reaktionäre Veränderung wenden. ( Foto S.115)

Es gibt keine Geschichte ohne Vorgeschichte und keinen Punkt der das Ende der Geschichte ist. Die konkrete Zeitspanne der aufgenommenen Fotos erklärt sich auch aus der beruflichen Tätigkeit des Fotografen. In diesem zeitlichen Schnittpunkt von "goldenem Zeitalter" und dem "Terror der Ökonomie" entwickelte sich die Friedensbewegung und die außerparlamentarische Opposition. Für kurze Zeit entstanden neue Bewegungen, wie zum Beispiel die Grauen Panther  (S.175). Ein neues Betriebsverfassungsgesetz  brachte Bildungsmöglichkeiten für Betriebsräte und versuchte gleichzeitig vertrauensvolle Zusammenarbeit zu verordnen. Diese Jahre sind seine Hauptschaffenszeit in der Beobachtung sozialer Bewegungen. Sie endete 1989.  Seine Frau und seine Söhne begannen in diesem Zeitraum ihre Tätigkeit als Ärzte und Klaus Rose setzte von nun an für seine Realitätsfotografie einen neuen Schwerpunkt: die Beobachtung der Normalität im Medizinbetrieb.

Klaus Rose war und bleibt Fotograf dieser Bewegungen. Es sind die Innenansichten des Fotografen der sich aus Überzeugung an die Seite der sich wehrenden stellte. Im Gepäck hat er die persönliche, politische  Verfolgung durch alte Kameraden in der Adenauerjustiz. Das berüchtigte Lüneburger Gericht verurteilte ihn wegen angeblicher Aufnahme landesverräterischer Beziehungen. Das Urteil wurde nicht vollzogen und der Richter mit brauner Vergangenheit bekam einen anderen Posten. Die Fortsetzung dieser Hexenjagd der frühen 50er Jahre dokumentiert sich in seinen Bildern der Berufsverbote-Opfer und dem ihres Widerstandes(S.129/130). Seine Art und Weise der Fotografie bezeichnet er als Suche nach der Realität und meint damit Wahrheit. Er will den Anliegen der Veranstaltungen und Teilnehmer gerecht werden. Rose fotografierte über die Jahre aus einer Perspektive der Menschlichkeit, dem Mitgefühl für die Schwachen und der Solidarität für die Arbeiterbewegung. Seine journalistischen Fotos sind unter schwierigen äußeren Bedingungen entstanden. Es sind keine gestellten Fotos und die abgedruckten Schwarzweißbilder entsprechen dem damaligen Stand der Technik. Mit seiner sachlichen Bildsprache will Rose  anregen und bewegen.
Nach 1989 gab es für die sozialdokumentarische Fotografie nur noch geringe Möglichkeiten der Einflussnahme.  Zeitungen der linken Bewegung wurden eingestellt, Gewerkschaftszeitungen wechselten bis auf wenige Ausnahmen ihr Profil.

Zwei einzelne Bilder möchte ich besonders herauszustellen.  Da ist zum einen das Demonstrationsfoto einer  Vietnamdemonstration aus dem Jahre 1969 auf der Seite 201. Das Foto überzeugt durch seinen Aufbau und den eingefangenen Augenblick.  Achten gelingt es mit wenigen Worten zu diesem  Bild eine Brücke in die Vergangenheit zu schlagen, zu den Berührungsängsten der damaligen Gewerkschaften, zur Solidarität der Kulturschaffenden und zur alternativen Kultur  dieser Ostermarschbewegung.

Das Foto von Seite 202 aus dem Jahre 1968 " Schützt die Verfassung vor dem Verfassungsschutz", die Gefährdung der Demokratie durch staatliche Stellen,  hat gerade wieder an Aktualität gewonnen. Es gibt kein Ende dieser Geschichte.

Achten und Rose wissen um die beschränkte Wirksamkeit von Fotografien. Bereits im Vorwort gibt Achten den Lesern ein Zitat des Wiener Fotohistorikers Timm Starl mit auf den Weg: " Indessen hängt die Wirkung, die unsere Fotos hervorrufen, von zwei Faktoren ab: von dem was objektiv im Bild ist, und von dem was subjektiv im Betrachter ist."

Dieses Buch braucht Zeit. Wer sich darauf einlässt findet hier vielleicht auch seine Vergangenheit, unser Leben.

Peter Werner; Fotojournalist R-Mediabase;
Sprecher des Verbandes der Arbeiterfotografen Kiel

UdoAchten/ Klaus Rose
Unser Leben
Soziale Bewegungen und Arbeitskämpfe im Ruhrgebiet 1965 -1989
Klartext Verlag
Essen 2014
24,95 €

Wir sprechen über Palästina

Gazakrieg Grafik Totoe 2024 04 07

mit Rihm Miriam Hamdan von "Palästina spricht"

Wir unterhalten uns über den israelischen Vernichtungskrieg, die Rolle Deutschlands (am 8. und 9. April findet beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag die Anhörung über die Klage Nicaraguas gegen Deutschland wegen Beihilfe zum Völkermord statt), die Situation in Gaza und dem Westjordanland und den "Tag danach".

Onlineveranstaltung der marxistischen linken
Donnerstag, 18. April, 19 Uhr

https://us02web.zoom.us/j/82064720080
Meeting-ID: 820 6472 0080


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Logo Ratschlag marxistische Politik

Ratschlag marxistische Politik:

Gewerkschaften zwischen Integration und Klassenkampf

Samstag, 20. April 2024, 11:00 Uhr bis 16:30 Uhr
in Frankfurt am Main

Es referieren:
Nicole Mayer-Ahuja, Professorin für Soziologie, Uni Göttingen
Frank Deppe, emer. Professor für Politikwissenschaft, Marburg

Zu diesem Ratschlag laden ein:
Bettina Jürgensen, Frank Deppe, Heinz Bierbaum, Heinz Stehr, Ingar Solty

Anmeldung aufgrund begrenzter Raumkapazität bis spätestens 13.04.24 erforderlich unter:
marxlink-muc@t-online.de


 

Farkha2023 21 Buehnentranspi

Farkha-Festival 2024 abgesagt.
Wegen Völkermord in Gaza und Staatsterror und Siedlergewalt im Westjordanland.
hier geht es weiter zum Text


 

 

UNRWA Gazakrieg Essenausgabe

UNRWA Nothilfeaufruf für Gaza
Vereint in Menschlichkeit, vereint in Aktion

Mehr als 2 Millionen Menschen, darunter 1,7 Millionen Palästina-Flüchtlinge, zahlen den verheerenden Preis für die Eskalation im Gazastreifen.
Zivilisten sterben, während die Welt zusieht. Die Luftangriffe gehen weiter. Familien werden massenweise vertrieben. Lebensrettende Hilfsgüter gehen zur Neige. Der Zugang für humanitäre Hilfe wird nach wie vor verweigert.
Unter diesen Umständen sind Hunderttausende von Vertriebenen in UNRWA-Schulen untergebracht. Tausende unserer humanitären Helfer sind vor Ort, um Hilfe zu leisten, aber Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter werden bald aufgebraucht sein.
Das UNRWA fordert den sofortigen Zugang zu humanitärer Hilfe und die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für bedürftige Palästina-Flüchtlinge.
Dies ist ein Moment, der zum Handeln auffordert. Lassen Sie uns gemeinsam für die Menschlichkeit eintreten und denjenigen, die es am meisten brauchen, die dringend benötigte Hilfe bringen.

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge

Spenden: https://donate.unrwa.org/gaza/~my-donation


 

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