Meinungen

18.04.2025: Trump: "Wir warten auf ihren Anruf. Er wird passieren." ++ Der Anruf kam nicht ++ China hat die Herausforderung angenommen und sich auf einen "langen Marsch" im Wirtschaftskrieg mit den USA eingestellt. China geht dabei so vor, wie es alles tut – still, massiv und Jahre bevor der Westen begreift, was passiert ist.
Conrad Schuhler zum Wirtschaftskrieg der USA gegen China.

 

Die USA, das wirtschaftlich führende Land der Welt, sind wirtschaftlich in einer schwierigen Lage, und der New Yorker Immobilienhändler, größte Golfplatzbesitzer Floridas und aktueller Bewohner des Weißen Hauses verbaut nach und nach jeden Ausweg.

Die USA haben 2024 Staatsschulden in Höhe von 38,5 Billionen USD, das macht 123 % des größten nationalen Wirtschaftsprodukts der Welt. Die Zinsen der Staatsanleihen sind von 3,9 auf 4.4 % gestiegen, weil die bislang rege Nachfrage angesichts der von Trump an den Finanzmärkten ausgelösten Panikreaktionen nachgelassen hat. Das macht rund 190 Milliarden USD mehr an Zinsen, die der US-Staat seinen Gläubigern pro Jahr zahlen muss. Einer der größten ausländischen Gläubiger der USA ist China, das etwa 1,1 bis 1,2 Billionen US-Dollar an US-Staatsanleihen hält.

22 % der US-Staatsanleihen liegen bei Gläubigern im Ausland. Und die USA brauchen diese mehr denn je. Denn 2024 haben die USA, wie seit Jahrzehnten der Brauch in der US-dominierten Weltordnung, für 918 Milliarden USD mehr an Waren aus dem Ausland bezogen, als sie dorthin exportierten. Ohne den ständigen Zustrom an Dollars aus dem Ausland könnten sich die USA dieses Leben weit über die eigentlich guten eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse, deren Früchte aber so ungleich verteilt sind, gar nicht leisten.

Trump indes hat andere als Urheber der Krise ausgemacht, nämlich die Länder mit Handelsüberschüssen. Und da vor allem deren Nr. 1, die Volksrepublik China, die 2024 einen Handelsüberschuss von 992 Milliarden USD erzielte, also einen Überschuss, der noch höher ist als das Defizit der USA. Um China in die Knie zu zwingen, hat Trump die Zölle für chinesische Produkte im Gegensatz zu allen restlichen Sündern nicht für 90 Tage ausgesetzt, sondern sogar auf 145 % erhöht.

Ausgenommen sind ca. 20 elektronische Produkte wie Smartphones, Computer, Festplatten, Halbleiter und Flachbildschirme. Für sie wurde die Zollerhöhung wieder zurückgenommen und unterliegen wie bisher einem Zollsatz von 20 %. Diese Produkte machen etwa 43–45 % der chinesischen Exporte in die USA aus. Von der Ausnahmeregelung profitiert besonders Apple: Die weitaus meisten iPhones und andere Geräte des Konzerns werden in China gebaut.

"Unterschätzen Sie niemals die starke Entschlossenheit der 1,4 Milliarden Chinesen, ihre Interessen zu verteidigen!"
Mao Ning, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums

Trump war sich sicher: "Auch China will einen Deal. Sie wissen nicht, wie sie anfangen können. Wir warten auf ihren Anruf. Er wird passieren."

Der Anruf kam nicht

Passiert ist dann, dass China seinerseits die Zölle auf US-Importe auf 125 % erhöhte, die Ausfuhr seltener Erden in die USA einschränkte, noch mehr US-Staatsanleihen verkaufte, seine Exporte in die USA weiter verringerte und intensiv nach neuen Märkten und Freihandelszonen sucht. Mit den Zollerhöhungen für den Import von US-Agrarprodukten hat Peking Trumps Wählerbasis ins Visier genommen. Die Landwirte im Herzen der USA – Iowa, Nebraska, Kansas, Missouri, Dakotas – sind die wichtigste Stütze von Donald Trump und der Republikanischen Partei. Wenn sie leiden, steigt der politische Druck.

Während die USA Zollmauern errichten, hat China die Importzölle für Waren aus armen Ländern gesenkt und zum Teil ganz gestrichen.

 

China Bloomberg Restriktionen chinesische Investitionen in USA-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
China schränkt Investitionen in US-Unternehmen ein.
Nach jahrelangen finanziellen Verflechtungen ist dies nicht nur eine Vergeltungsmaßnahme, sondern eine finanzielle Neuausrichtung, die eine Verschiebung der globalen Finanzlandschaft signalisiert. Im Jahr 2016 pumpte China 46 Milliarden USD in US-Unternehmen. Im Jahr 2023 flossen etwa 40 bis 50 Milliarden USD als chinesische Direktinvestitionen in die US-Wirtschaft. Dieses Geld ging in Start-ups im Silicon Valley, in Immobilien und in den Energiesektor. Jetzt ziehen sich die chinesischen Investoren zurück. Dies ist ein schwerer Schlag für die US-Technologie-, Immobilien- und Energiebranche. Gleichzeitig baut China still und leise die größte KI-Infrastruktur der Welt auf – und braucht dafür keine US-amerikanischen Chips mehr.

Quelle: William Huo, 4.4.2025, https://x.com/wmhuo168/status/1908032427626291377

 

China hat die Herausforderung der USA angenommen, es geht jetzt auf beiden Seiten um die Grundfrage der internationalen Machtordnung: Bleibt es bei der Restaurierung der alten Ordnung mit den USA als unumschränkter Nr. 1 oder entsteht eine neue, einer multipolare Weltordnung?

Bei dem Herauslösen Chinas aus dem Zölle-Aufschub ging es Trump von Anfang vor allem auch darum. Seit Obamas "Wende nach Asien" und Bidens Nationaler Sicherheitsstrategie haben die USA mit allen Regierungen, ob Obama und dessen Außenministerin Hillary Clinton, ob Biden oder Trump, China als "systemischen Gegner" gesehen; von der Leyen und die EU haben das vom transatlantischen Partner nur übernommen.

"Amerika wurde nicht von China oder Mexiko deindustrialisiert, sondern von seiner eigenen herrschenden Klasse, die auf der Jagd nach Rendite war."
William Huo, 7.4.2025, https://x.com/wmhuo168/status/1909011726521053185

Während die USA, was die Industriearbeiterschaft betrifft, der große Verlierer der bisherigen Art der "Globalisierung" sind, ist China der große Gewinner. In den USA haben 70.000 Industrieunternehmen in den letzten Jahrzehnten zugemacht, Millionen Arbeiterinnen und Arbeiten haben ihre Industriejobs verloren, während China der neue, mit riesigem Abstand führende "Exportweltmeister" wurde. Der wahre Hintergrund ist, dass in China die Arbeitsproduktivitätserhöhung mehr und mehr und schnell auch die moderneren Sektoren umfasst, der chinesische Durchschnittslohn aber nur 28 % der US-Löhne ausmacht. Nach Textilien und Stahl, kamen dann Möbel und Autos und schließlich Elektronikteile aus China (und Indien und Taiwan) auf den US-Markt. US-Konzerne verlegten ihre Produktion zu einem großen Teil nach China. Apple stellt 80% seines Angebots in China oder mithilfe dort gebauter Einzelteile her.

Deshalb fand Trumps Zöllestrategie auch lange die Zustimmung der Mehrheit der US-Bevölkerung. Laut Cato Institute wünschen 80 %, "dass mehr Amerikaner als heute in der Produktion arbeiten würden". Die Zölle-Politik Trumps gehört also zum Populismus-Programms des Präsidenten. Dass er jetzt korrigieren muss, liegt am Widerstand der Gruppen, denen sich der Milliardär und professionelle Großdeal-Maker Trump als vorderes Klassenmitglied zurechnet: den Aktionären der Großkonzerne, den Banken und Hedgefonds der Wall Street, den Großkäufern von US-Staatsanleihen. Sie sind die Brandmauer, vor der Trump zurückweicht.

Die Aussicht auf höhere Preise aufgrund der irrsinnig steigenden Zölle, also auf Konsumverzicht der Massen, hat ihn nicht geschreckt. Doch der Unmut der reichsten Industriebosse der Welt gab ihm offenbar zu denken. Elon Musk, Großunternehmer für E-Autos, Raumsatelliten, Plattformen und Trumps oberster Zertrümmerer öffentlicher Institutionen, nannte Trumps Wirtschaftsberater Nr. 1, Peter Navarro, "dumm wie ein Sack Ziegelsteine".

Die Erhöhung der Zinsen für Staatsanleihen gab dann den letzten Ausschlag. Die Gefährdung der Verschuldungsfähigkeit der USA war für den "Geschäftsmann" Trump nicht tatenlos hinzunehmen. Er nahm Elektronikprodukte aus der Zölle-Strafkartei heraus, für 90 Tage. Dann würde er wieder den dicken Hammer herausholen und schauen, wer sich seinen Wünschen gefügt hat und wer bestraft werden muss. Sein Handelsminister fügte hinzu, die Zölle könnten noch früher unter einer neuen "sektoralen" Kategorie erhöht werden. Das Prinzip Chaos wird beibehalten, je nervöser und desorientierter der Kontrahent ist, umso besser würde der Deal für den gewieften Maker.

Bleibt der Zick-Zack-Kurs des US-Präsidenten im Rahmen des bisherigen Vor und Zurück oder entwickelt sich das Ganze zu einem weltweiten, tiefen Konflikt mit der Gefahr einer kriegerischen Entladung?

Das Katastrophengeheul der Befürworter der jetzigen Globalisierung hat einen hohlen Klang. Die Generaldirektorin der WTO sieht einen Rückgang des Welthandels um 20 % und des Welt-Bruttoinlandsprodukts um 7 % voraus. Der frühere ifo-Chef Sinn mahnt dramatisch, ohne freien Handel würden wir alle noch "im Lendenschurz" herumlaufen.

Diese Propagandisten des angeblich freien Welthandels wollen die Strukturbedingungen beibehalten, die den westlichen Konzerneliten den maximalen Profit, den Bevölkerungen der Metropolen Ent-Industrialisierung, den Ländern des Globalen Südens und der Natur maximale Ausbeutung garantieren.

"Sich gegen die Welt zu stellen, führt nur zur Selbstisolation."
Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping

Trumps Strategie bietet keine Lösung; sie macht Chaos und Konkurrenz noch schlimmer, und hat als Lösungsmaxime: Der Stärkere wird gewinnen, und das sind in jedem Falle wir, die USA. Make America great again.

China hat dagegen gesetzt: Wenn die USA nicht bereit sind, mit uns auf Augenhöhe zu verhandeln, dann kämpfen wir das bis zum Ende durch.

China kommt dabei zugute, dass die Exporte in die USA nur etwa 3 % des chinesischen BIP ausmachen. Dies widerspiegelt, dass China inzwischen keine "Exportwirtschaft" mehr ist. Chinas Exporte machen heute nur noch 19,7 % des BIP aus, gegenüber 36 % im Jahr 2006. (Deutschland: 43,4 %, Südkorea: 44 %, USA: 11 %, Japan: 21,8 %, Weltdurchschnitt: 29.27 %)

Nach chinesischen Angaben hängen 4 bis 9 Millionen Arbeitsplätze vom Export in die USA ab. Nicht wenig, aber überschaubar im Verhältnis zu den über 200 Millionen Arbeitsplätzen im Industriesektor, den 50 bis 60 Millionen Arbeitsplätzen im Handel und den 20 bis 30 Millionen Arbeitsplätzen im Transportwesen.

Schwerwiegender ist, dass China die über die größten Vorräte an Seltenen Erden und anderen wichtigen Mineralien verfügt und meisten der kritischen Lieferketten und Fabriken kontrolliert.

Die von Trump eingeführten Zölle werden die lokalen Produktionskosten in den USA erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gegenüber China auf dem Weltmarkt noch weiter beeinträchtigen.

"Es gibt keine Gewinner in einem Zollkrieg" erklärte Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping. "Sich gegen die Welt zu stellen, führt nur zur Selbstisolation."

China ist mit seinem riesigen Binnenmarkt und den um die Neue Seidenstraße gesponnen Partnerschaften ein ernstzunehmender Kontrahent, den die USA nicht nur als "systemischen Rivalen", sondern besser gleichzeitig als Handelspartner haben sollten.

Die Summe der Gründe – Kursstürze an den Wertpapiermärkten, Einengung der Fähigkeit zur Staatsverschuldung, Verlust an Wettbewerbsfähigkeit der Tech-Giganten, Erhöhung der Preise für Güter des Massenbedarfs, Kritik aller am Welthandel interessierten Partner, Midterm-Wahlen Ende 2026 – machen es wahrscheinlich, dass Trump seinen Chaos-Plan etwas mäßigen wird.

China hat sich in der Auseinandersetzung mit den USA auf einen "langen Marsch" eingestellt. Und China geht dabei so vor, wie es alles tut – still, massiv und Jahre bevor der Westen begreift, was passiert ist.


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