Wirtschaft

Amazon Streik 1 HubertTh07.04.2021: Streik in deutschen Amazon-Logistikzentren in der Osterwoche ++ ver.di: Streik bei Amazon Italien war "Aufschlag zu einer internationalen vorösterlichen Streikwelle" ++ Amazon reagiert beleidigt: "Wir sind zu einer Projektionsfläche für Gruppen geworden, die Aufmerksamkeit für ihre Themen suchen" ++ Internationaler Gewerkschaftsbund: Jeff Bezos "schlechtester Arbeitgeber der Welt" ++

 

An sechs von insgesamt vierzehn deutschen Amazon-Logistikzentren - Werne, Rheinberg, Leipzig, Koblenz und an zwei Standorten in Bad Hersfeld - streikten die Beschäftigten in der Osterwoche vier Tage lang. Mit den Arbeitsniederlegungen im boomenden Ostergeschäft ging es darum, beim weltweit größten Versandhändler, die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit durchzusetzen.

 

"Amazon verdient sich in der Corona-Krise weiter eine goldene Nase. Schon deshalb muss die Tarifflucht dort beendet werden. Unsere Kolleginnen und Kollegen fordern im Einzel- und Versandhandel der verschiedenen Bundesländer Lohnsteigerungen von 4,5 Prozent plus mindestens 45 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Das muss dieses Jahr auch bei Amazon drin sein."
Orhan Akman, Bundesfachbereichsleiter Einzel- und Versandhandel der Gewerkschaft ver.di

Seit 2013 kämpft die Gewerkschaft ver.di für einen Tarifvertrag bei Amazon. Der US-Konzern verweigert den Beschäftigten nicht nur die Tarifbindung, sondern verschärft darüber hinaus auch Arbeitshetze, Druck, Überwachung und jetzt kommen Gesundheitsrisiken durch zu lasche Anti-Corona-Maßnahmen hinzu.

Amazon Bezos JuliaHerr 2020 11 27

Amazon reagiert beleidigt

Bei dem Logistik-Giganten liegen inzwischen die Nerven blank. Das voreilige Dementi, dass Fahrer in Plastikflaschen pinkeln, weil eine Toilettenpause ihren eng getakteten Zeitplan ruinieren würde, wurde zu einem PR-Desaster. In einem offiziellen Statement erklärt das Unternehmen, dass das Dementi ein "Eigentor" gewesen sei und Amazon "nach Lösungen" suche. [1]

Auch auf den von ver.di ausgerufenen Streik vor Ostern reagiert Amazon beleidigt. Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher: "Kritiker:innen greifen Amazon zu vielen Themen an. Wir sind zu einer Projektionsfläche für Gruppen geworden, die Aufmerksamkeit für ihre Themen suchen. Wir arbeiten eng mit den Betriebsräten in unseren Logistikzentren zusammen, die von allen Mitarbeiter:innen gewählt werden und die gesamte Belegschaft repräsentieren – im Gegensatz zur Gewerkschaft, die nur für eine Minderheit spricht. Mitarbeiter:innen bei Amazon profitieren bereits von exzellenten Löhnen, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen - und das alles in einer sicheren, modernen Arbeitsumgebung." [2]

Wie wenig exzellent Amazon in den Lagern arbeitsrechtliche Vorgaben umsetzt, machen unzählige Beispiele aus der Vergangenheit deutlich.

So hieß es am 31. März für 51 Amazon-Paketzusteller*innen: Ausgeliefert!

Der Zoll und die Polizei in Köln kontrollierten auf dem Amazon Werksgelände und stellten zahlreiche, teils lebensgefährliche Mängel an den Fahrzeugen fest - von völlig abgefahrenen Reifen über einen abgerissenen Querlenker bis zu einem Riss in der Frontscheibe. Eines der Fahrzeuge durfte nicht mehr weiterfahren und wurde abgeschleppt. Außerdem kam zu Vorschein, dass 15 Fahrer unter dem den gesetzlichen Mindestlohn bezahlt wurden, einige weitere Fahrer arbeiteten ohne Sozialversicherung.

Jeff Bezos: auch heute noch "der schlechteste Arbeitgeber der Welt"

Bereits 2014 erhielt Jeff Bezos in einer Abstimmung zum Weltkongress des Internationalen Gewerkschaftsbundes IGB die Auszeichnung "schlechtester Arbeitgeber der Welt". Damals kommentierte der Generalsekretär der UNI Global Union, Philip Jennings: "Wir akzeptieren das Amazon-Modell der New Economy nicht. Das Modell dieses Unternehmens ist nicht nachhaltig und basiert darauf, dass seine Mitarbeiter, ganz gleich ob Festangestellte, Teilzeitkräfte oder Zeitarbeitskräfte, wie entmenschlichte Roboter behandelt werden."

Diese Aussagen stimmen heute noch. Gleichzeitig steigen die Bemühungen von Amazon, über die Medien ein positives Bild des Konzerns aufzubauen. Damit soll auch neues Personal rekrutiert werden, gerade gab Ralf Kleber, Country Manager von Amazon.de bekannt, dass in diesem Jahr 5.000 neue Beschäftigte in Deutschland eingestellt werden sollen. Von 23.000 auf 28.000 Menschen, die unter anderem für die Versandzentren, Marketing, Finanzwesen sowie Forschung und Entwicklung arbeiten sollen.

Dafür wird auf dem Amazon-Blog mit "Herzlich willkommen neue Amazonians" eine "heile Amazon Welt" dargestellt, die es tatsächlich nur in der Werbung gibt. Die Realität der Beschäftigten sieht anders aus: Bezos war nicht nur 2014, sondern ist auch heute noch "der schlechteste Arbeitgeber der Welt."

Internationale Vernetzung

Amazon Aktionstag2020 11 27 verdiGeändert hat sich, dass die Beschäftigten dem Giganten mit dem Multimilliardär Jeff Bezos an der Spitze zunehmend die Stirn bieten. Ob es der Kampf um die Vertretung durch eine Gewerkschaft bei Amazon in Alabama, der Streik der gesamten Lieferkette bei Amazon in Italien, die Aktionen in den indischen Amazonniederlassungen in Pune, nahe der Metropole Mumbai, in Bengaluru und Dehli oder die Streiks in Polen oder Deutschland sind - weltweit wehren sich die Amazon-Beschäftigten gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen und fordern sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze.

Dass die Streikenden sich ihrer internationalen Verbundenheit bewusst sind, machte der Gewerkschaftssekretär Thomas Schneider zum Streikbeginn in Leipzig deutlich: "Bereits vor einer Woche haben Zehntausende Mitarbeiter*innen an den italienischen Amazon-Standorten ihre Arbeit niedergelegt. Sie haben quasi den Aufschlag zu einer internationalen vorösterlichen Streikwelle gemacht." Und weiter: "Schließlich waren es Leipziger Beschäftigte, die mit ihren ersten Arbeitskämpfen vor nunmehr fast acht Jahren ein Signal gesandt und vielen anderen Beschäftigten über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus Mut gemacht haben, für einen Tarifvertrag auf die Straßen zu gehen". Er betont: "Ein Gesamtpaket in Form eines Tarifvertrages ist und bleibt unser Ziel."

Amazon Indien

Internationale Gewerkschaftskämpfe sind es, "die auch die Position der Beschäftigten in Deutschland stärken", meinte Silke Zimmer, ver.di-Handel Fachbereichsleiterin NRW, zum Start der Streiks am 29.3.2021

Für die aktiven ver.di-Kolleg*innen bei Amazon ist inzwischen nicht mehr die Frage ob, sondern wann die Forderung nach dem Tarifvertrag mit mehr Druck an die Adresse der Unternehmensführung gerichtet wird. Mehr Druck heißt in den letzten Jahren neben der gewerkschaftlichen Arbeit im Betrieb immer öfter: Streik! Die gewerkschaftliche Organisation der Beschäftigten bei Amazon, und zwar in allen Bereichen, voranzutreiben, das ist eines der Ziele von ver.di-Handel. Wenn Amazon expandiert, dann müssen auch die dort neu hinzukommenden Kolleginnen und Kollegen in den Kampf um den Tarifvertrag eingebunden werden.

Dass die Gewerkschaft hier am Ball ist, die Erfolge als Motivation für weitere Kämpfe nimmt, wird in einem Interview des ver.di Bundesfachgruppenleiters Handel, Orhan Akman, mit der Deutschen Welle deutlich: "Seit wir uns bei Amazon gewerkschaftlich organisiert haben und spätestens seit wir vor acht Jahren den Arbeitskampf begonnen haben, haben wir viele Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen zum Positiven verändern können. (...) Wir haben dafür gesorgt, dass die Beschäftigten Zuschläge erhalten, Bonuszahlungen und auch eine erste Sonderzahlung in Form von Weihnachtsgeld. Das sind Errungenschaften, die es nicht gegeben hätte, wenn die Gewerkschaft dort nicht aktiv gewesen wäre."

txt: bj


 

 

Anmerkungen

[1] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/amazon-kuriere-muessen-in-wasserflaschen-pinkeln-a-7e221da5-8f61-413d-abd6-7f3951e420ea

[2] https://osthessen-news.de/n11644799/logistik-gigant-amazon-fuehlt-sich-angegriffen-und-weist-kritik-von-sich.html


Amazon Workers International:  https://www.facebook.com/AmazonWorkersInternational/

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