06.07.2011: Seit Ende Juni wird Finnland von dem konservativen Ministerpräsidenten Jyrki Katainen und einem "Sechserpack" regiert. Die finnische Zeitung HELSINGIN SANOMAT titelte: "Das Programm der neuen Regierung ist ein schwerer Schlag gegen die Reichen". Nachdem es bei den Wahlen im April einen Rechtsrutsch gegeben hatte und die rechtspopulistischen "Wahren Finnen" an die 20 Prozent der Stimmen erhalten hatten, ist diese Regierung eine echte Überraschung. Der Regierung gehören außer den Konservativen die Sozialdemokraten, die Grünen, die Schwedische Volkspartei, die Christdemokraten und die Linksallianz an.
"Nachdem die Wahren Finnen in der Opposition bleiben, strebten wir die Bildung einer Regierung mit einer rot-grünen Mehrheit an, auch wenn der Premierminister von der liberal konservativen National Coalition Party ist", sagte Jussi Saramo, politischer Sekretär der Linksallianz.
Jutta Urpilainen, Parteichefin der Sozialdemokraten, sieht einen „Richtungswechsel“ in der finnischen Politik.
Europa
Die „Euro-Rettung“: Griechenland wird ausgewaidet
30.06.2011: In seiner Abstimmung am 29.6.2011 hat das griechische Parlament sich dem Diktat der „Troika“ – EU-Kommission, Europäische Zentralbank, Internationaler Währungsfond – unterworfen und mit einer Mehrheit von 155 der 300 Abgeordneten einem weiteren radikalen „Sparprogramm“ zugestimmt. Die Entscheidung fand vor dem Hintergrund statt, dass Mitte Juli 2011 weitere 12 Milliarden Euro an Staatsanleihen zur Auszahlung an die Gläubiger fällig sind. Die entsprechende Rate würde, so hatten die Halter des „Rettungsschirms“ gedroht, nur ausbezahlt werden, wenn die Griechen in weitere „Opfer“ in Form von Arbeitslosigkeit, Lohnkürzung, Steuererhöhungen und Minderung der Sozialleistungen einwilligen würden. 2012 und 2013 steht die Tilgung von weiteren 60 Milliarden Euro an Staatsanleihen an. Bis 2015 müssen insgesamt 58 % der jetzigen Staatsschulden von 340 Milliarden Euro, das sind 198 Milliarden, von den Griechen zurückbezahlt werden. Die Hellenen können sich jetzt schon mal darauf einrichten, was an zusätzlichen „Sparmaßnahmen“ noch gefordert und geleistet werden soll.
Scheitern Euro und EU? - neuer isw-Report
22.06.2011: Am 7. Mai 2011 veranstaltete das Münchner „Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung isw“ sein jährliches isw-Forum , diesmal zum Thema „Scheitern EURO und EU. Die Aktualität des Treffens wurde unterstrichen durch das Geheimtreffen der Finanzminister der Euro-Gruppe am Abend vorher in Luxemburg. Erste Gerüchte lauteten noch, dass Griechenland erwogen habe, die Euro-Zone zu verlassen, was jedoch umgehend dementiert wurde. Das Thema ist auch heute noch hoch aktuell. Jetzt hat das isw mit dem Report 85 die Dokumentation über das Forum veröffentlicht. Der Report umfasst die einzelnen Referate und eine Zusammenfassung der Diskussion. Zusammen mit dem isw-Wirtschaftsinfo 44 zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der Euro-Zone legt das isw damit eine umfangreiche Material-Sammlung vor.
"Wir schulden nichts, wir verkaufen nichts, wir zahlen nichts"
17.06.2011: Während sich die EU über den weiteren Weg zur Eindämmung der Euro-Krise nicht einigen kann, eskaliert in Griechenland der Konflikt. "Die Situation ändert sich jede Minute" schreibt Nikos Chountis, EP-Abgeordneter von SYRIZA, am heutigen Morgen. Premier Papandreou versucht verzweifelt seine parlamentarische Mehrheit zu retten, während die Proteste der Bevölkerung immer umfassender und wütender werden. Griechenland steckt in einer tiefen politischen Krise. "Der Unmut über immer neue Sparprogramme ist zur Gefahr für Griechenlands Demokratie geworden", schreibt heute die Süddeutsche Zeitung. So werden Tatsachen auf den Kopf gestellt: Nicht "Sparprogramme", Diktat der Troika und Aushebelung der parlamentarischen Demokratie gefährden die Demokratie, sondern die demokratischen Proteste.
Vom Sieg im Referendum zum Kampf um radikale gesellschaftliche Transformation
16.06.2011: Am Montag Abend waren alle Sorgen verflogen, ob das Quorum von 50 Prozent der Wahlberechtigten erreicht wird. Am Sonntag waren die AktivistInnen noch über die Badestrände an Adria und Riviera gezogen und hatten zur Beteiligung am Referendum aufgefordert. Seit 16 Jahren hatte keine Volksabstimmung mehr die erforderlich Beteiligung erreicht. Berlusconi hatte die Abstimmung auf Pfingsten gelegt, um die Wahlbeteiligung so gering wie möglich zu machen. Er hatte zur Nichtbeteiligung aufgerufen, seine von ihm kontrollierte Presse und Fernsehsender hatten das Referendum ignoriert. Aber am Montag Abend war klar: 54 Prozent Beteiligung, 95 Prozent gegen Berlusconi. Der Nationale Sekretär von Rifondazione Comunista, Paolo Ferrero, äußerte, dass dieses Ergebnis das Land tief beeinflussen werde, "nicht nur auf dem Gebiet der Regierung und der Beziehungen zwischen den politischen Kräften, sondern in der Gesamtheit der politischen Kultur und den Formen der politischen Partizipation" (siehe unten den vollständigen Kommentar).
PCF-Konferenz billigt Bündniskandidatur mit der „Linksfront“ zu den Wahlen 2012
10.06.2011 / Nachtrag am 20.06.2011: Die Nationalkonferenz der Französischen Kommunistischen Partei (PCF) hat sich am vergangenen Wochenende mit knapper Zweidrittelmehrheit für den Vorschlag ihres Nationalsekretärs Pierre Laurent ausgesprochen, zur Präsidentenwahl im kommenden Jahr den Linkssozialisten Jean Luc Melenchon von der französischen „Linkspartei“ (Parti de Gauche – PG) als gemeinsamen Kandidaten der „Linksfront“ (Front de Gauche) zu nominieren.
Die Entscheidung war umstritten und in den letzten Wochen Thema zahlreicher innerparteilicher Diskussionen auf Kreis- und Bezirksebene. Am Ende votierten 672 Delegierte (63,6 Prozent) für die von der Parteiführung vorgelegte Resolution. 36,4 Prozent stimmten aus unterschiedlichen Motiven dagegen. Ein Teil war zwar für eine Linksfront-Kandidatur, wollte aber als stärkste Kraft in diesem Wahlbündnisses einen Kommunisten, den PCF-Abgeordneten André Chassaigne aus der Auvergne, der bei den Regionalwahlen im letzten Jahr 14,7 Prozent geholt hatte, als gemeinsamen Spitzenkandidaten nominiert sehen. Ein anderer Teil befürwortete anstelle des Wahlbündnisses wie bei früheren Präsidentenwahlen eine Eigenkandidatur der PCF.
Kommunistische Parteien in Europa gemeinsam gegen Privatisierung der Post
09.06.2011: Die Postbeschäftigten in Luxemburg und Belgien wehren sich mit ihren Gewerkschaften gegen die weitere Privatisierung und Zerschlagung ihrer Postverwaltungen. Unterstützung finden sie dabei auch bei der Kommunistischen Partei Luxemburgs und der Partei der Arbeit Belgiens. Diese vermitteln u. a. die Erfahrungen der Neuen Kommunistischen Partei der Niederlande und der DKP in ihren Ländern. Das ist eine der praktischen Seiten der kontinuierlichen Zusammenarbeit der vier Parteien.
Bei einer Pressekonferenz im Ratssaal von Esch/Alzette, Luxemburgs zweitgrößter Stadt, berichtete Ali Ruckert, Präsident der KPL, dass trotz der zeitweiligen Beruhigung des Postpersonals und der Öffentlichkeit durch Premierminister Junkers die Liberalisierung fortschreite.
Portugal wählt die Troika
07.06.2011: Die Konservativen sind aus den vorgezogenen Parlamentswahlen als Sieger hervorgegangen. Die Sozialdemokraten, die vor sechs Jahren noch über die absolute Mehrheit verfügten, fielen unter die 30 Prozentmarke. Zu den großen Verlieren zählt auch der Linksblock, während die Kommunisten ein Mandat dazugewinnen konnten. Der Generalsekretär der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP), Jerónimo de Sousa, erklärte, dass das Ergebnis der konservativen PSD auf dem Misskredit der Sozialisten, aber auch auf einem aus Lügen bestehenden Wahlkampf beruhe. Mit 58,9 Prozent lag die Wahlbeteiligung so niedrig wie noch nie seit der Nelken-Revolution von 1974.