29.05.2024: Vom 10. bis 12. Mai fand im Sandton Convention Centre in Johannesburg (Südafrika) die erste globale Anti-Apartheid-Konferenz für Palästina statt.
"Wir wissen nur zu gut, dass unsere Freiheit ohne die Freiheit der Palästinenser unvollständig ist“
Nelson Mandela
"Ziel der Konferenz ist es, die Grundlagen für die Mobilisierung einer globalen Anti-Apartheid-Bewegung zu schaffen, um Israel für seine Verbrechen gegen das palästinensische Volk zur Rechenschaft zu ziehen und die israelische Apartheid vom Jordan bis zum Mittelmeer zu beseitigen. Dies wird zu einer Intensivierung der Mobilisierung, Organisation und Koordination für globale Maßnahmen gegen die israelische Apartheid führen”, so die Organisatoren in ihrer Einladung. [1]
Die Globale Anti-Apartheid Konferenz über Palästina fand zu einem kritischen Zeitpunkt statt, da Israel lebenswichtige Infrastrukturen in Gaza, darunter Krankenhäuser, Schulen, Universitäten und Wohnhäuser, zerstört hat, was zum Tod von über 35.000 Palästinensern, hauptsächlich Kinder und Frauen, geführt hat.
Die Konferenz bezog sich auf die zahlreichen Solidaritätskundgebungen von pro-palästinensischen Unterstützer auf der ganzen Welt. Mehrere südafrikanische Universitäten haben sich den weltweiten Studentenprotesten für Gaza angeschlossen und die akademischen Beziehungen zu israelischen Hochschuleinrichtungen abgebrochen, während die Regierung beim Internationalen Gerichtshof einen historischen Völkermordprozess gegen Israel angestrengt hat. Die Universität Kapstadt, die Nelson-Mandela-Universität, die Universität Johannesburg und die Universität Fort Hare gehören zu den Einrichtungen, die sich an dem akademischen Boykott beteiligen.
Zu den Rednern auf der Konferenz gehörten u.a. Naledi Pandor, Ministerin für Internationale Beziehungen und Zusammenarbeit, Ronnie Kasrils, ehemaliger südafrikanischer Geheimdienstminister, der ehemalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki, Declan Kearney, Vorsitzender der irisch-republikanischen und demokratisch-sozialistischen Partei Sinn Fein, der palästinensische Menschenrechtsaktivist und Politiker Mustafa Barghouti, Salman Abu Sitta sowie die namibische Justizministerin Yvonne Dausab. An der Veranstaltung nahm eine Delegation palästinensischer Christen unter der Leitung von Pfarrer Munther Isaac teil wie auch eine Delegation der Hamas. Unter den knapp 500 Teilnehmer befanden sich neben internationale Persönlichkeiten, Menschenrechtsaktivisten und Politikern auch Delegierte von diplomatischen Vertretungen aus aller Welt.
Die Teilnehmer diskutierten ausführlich über Pläne zur Entwicklung politischer, rechtlicher, diplomatischer und medialer Strategien, um Israel weiter zu isolieren und für seine Völkermordverbrechen in Gaza zur Rechenschaft zu ziehen. Die Konferenz zielt darauf ab, die weltweite Solidaritätsbewegung für Palästina zu stärken und die Maßnahmen zur Beendigung der israelischen Apartheid-, Siedlerkolonial- und Völkermordpolitik gegen die Palästinenser zu intensivieren. Die internationale Unterstützung für den Kampf der Palästinenser um Selbstbestimmung wurde ebenso bekräftigt wie das Recht auf Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge.
Zum Abschluss der Konferenz wurde die Johannesburg-Erklärung veröffentlicht. [Text hier] Sie stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer weltweiten Mobilisierung der Öffentlichkeit dar, um auf den Völkermord, die Apartheid und den Siedlerkolonialismus Israels gegenüber dem palästinensischen Volk zu reagieren. Ein Aktionsplan für einen Fahrplan zur Erreichung dieser Ziele wird im kommenden Monat erstellt.
Die thematische Grundlage der Konferenz, die durch den Hashtag "PalestineAfrica2024" verkörpert wird, unterstreicht die symbiotische Beziehung zwischen dem palästinensischen Befreiungskampf und dem breiteren Anti-Apartheid-Ethos, das für die Prinzipien der kollektiven Befreiung und Solidarität steht. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie BDS (Boycott, Divestment, Sanctions), PSA (Palestine Solidarity Alliance) und PSC (Palestine Solidarity Campaign) sowie Organisationen wie Jews for Justice und SAJFP (South African Jews for a free Palestine) sind ein Beispiel für breitere Koalition, die sich für die Bekämpfung von Vorurteilen und Diskriminierung in all ihren Erscheinungsformen einsetzt.
Eröffnet wurde die Konferenz von dem südafrikanischen Geistlichen und Aktivisten gegen die südafrikanische Apartheid-Regierung, Frank Chikane, der die Dringlichkeit dieser Konferenz betonte und darauf hinwies, dass seit dem 7. Oktober 2023 über 35.000 Menschen getötet wurden. Reverend Chikane hieß die südafrikanische Ministerin für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit, Naledi Pandor, herzlich willkommen.
"Sie sichern den Sieg nicht, indem Sie in einem Konferenzraum sitzen, sondern durch Taten, und das erwarten wir von Ihnen”
Ministerin Naledi Pandor sagte, dass eines der Ziele der Konferenz darin bestehe, Ansichten auf der Grundlage der südafrikanischen Erfahrung zu vermitteln, die dazu beitragen sollen, die israelische Vorherrschaft in den palästinensischen Gebieten zu beenden.
Naledi Pandor forderte den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) auf, die von Israel während des siebenmonatigen Angriffs auf das palästinensische Volk begangenen Völkermordverbrechen zu untersuchen.
Sie unterstützte die Forderung nach Maßnahmen von Drittstaaten zur umfassenden Entkolonialisierung Palästinas, "die den Abbau aller Strukturen der Ausbeutung und Unterdrückung sowie die Verwirklichung der Rechte des palästinensischen Volkes auf Freiheit und Demokratie beinhalten müssen".
"Außerdem soll Palästina dabei unterstützt werden, die internationale Öffentlichkeit auf die Notlage seines Volkes aufmerksam zu machen, insbesondere auf die Ausweitung der illegalen Siedlungen durch Israel. Als Südafrika haben wir uns aktiv für den Rückzug Israels als Beobachtermitglied der Afrikanischen Union eingesetzt. Wir werden uns weiterhin für eine Zweistaatenlösung und das Recht auf Selbstbestimmung einsetzen. Wir werden als Südafrika auch die Bemühungen Palästinas um eine Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen unterstützen."
Pandor forderte die Delegierten auf, ihre Außenminister anzuschreiben und sie zu drängen, in der Generalversammlung der Vereinten Nationen für einen palästinensischen Staat zu stimmen.
"Sie sichern den Sieg nicht, indem Sie in einem Konferenzraum sitzen, sondern durch Taten, und das erwarten wir von Ihnen”, sagte sie.
Aktivisten auf der Konferenz stellten jedoch die politische Sichtweise einer Zweistaatenlösung in Frage, da sie diese angesichts der illegalen Siedlungen Israels als fortgesetzte Zersplitterung Palästinas betrachteten.
'vom Fluss bis zum Meer', das bedeutet ohne jede Einschränkung gleiche Rechte für Alle
Der ehemalige südafrikanische Minister für Geheimdienste, Ronnie Kasrils, erinnerte an den Kampf in Südafrika gegen das Apartheid-Regime und die Notwendigkeit, das Apartheid-Regime in Israel schnell zu beseitigen.
"Wir haben 30 Jahre gebraucht, um unsere Bewegung zu entwickeln und zu festigen. Wir haben jetzt keine 30 Jahre mehr. Der Völkermord muss jetzt gestoppt werden. Es geht nicht um Boykott, sondern darum, das Apartheid-System zu zerschlagen. Wenn wir vom Fluss bis zum Meer sprechen, müssen wir das zionistische Israel zerschlagen", sagte er.
"Wir müssen Wege finden, um den Völkermörder Joe (Biden) und all die anderen Verbrecher der ehemaligen westlichen Kolonialmächte dazu zu zwingen, auf die Studenten zu hören, die sich für die Rechte der Jugend einsetzen und sich gegen das zionistische Israel und die Kolonialherren und Kollaborateure von den USA über Großbritannien und Deutschland bis nach Frankreich und anderswo einsetzen.
Kasrils wies die Befürchtungen Israels zurück, ins Meer gedrängt zu werden, sobald Palästina frei ist. "Wenn wir sagen 'vom Fluss bis zum Meer', dann bedeutet dies ohne jede Einschränkung Gerechtigkeit und Frieden und Sicherheit für alle Menschen, die im Heiligen Land leben - Christen, Muslime oder Juden.
Er wies auf die zunehmende weltweite Verachtung für Israel hin und nannte die wachsende Unterstützung für Boykotte, Investitionsentzug und Sanktionen.
"Der Kampf gegen die israelische Apartheid tritt in eine neue Phase ein"
Der südafrikanische Akademiker und Autor Professor Steven Friedman sagte ebenfalls: "Der Kampf gegen die israelische Apartheid tritt in eine neue Phase ein, und wir müssen strategisch über diese Phase und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten nachdenken und überlegen, wie wir auf diese Möglichkeiten reagieren können."
Prof. Friedman bezog sich auf den Inhalt seines neuesten Buches mit dem Titel "Good Jew, Bad Jew", in dem er einige der Identitätsintrigen des jüdischen Volkes auflöst. Er sagte: "Das grundlegende Argument in dem Buch ist, dass die meisten von uns gewohnt sind zu denken, dass der Zionismus eine extreme Form der jüdischen Identität ist. Mit anderen Worten, wir betrachten den Zionismus als die Ideologie von Menschen, die fanatisch jüdisch sein wollen und bereit sind, das Leben von Palästinensern zu zerstören, um jüdisch zu sein. Doch tatsächlich sind Zionisten überhaupt nicht stolz darauf, Juden zu sein; sie schämen sich zutiefst, Juden zu sein, und das ist besonders relevant."
Eine Schlüsselfigur der Konferenz war die us-amerikanisch-palästinensische Menschenrechtsanwältin Lamis Deek, deren Vortrag einen kritischen Einblick in die aktuelle Lage in Palästina bot. Deek erklärte, dass ein angemessener konzeptioneller Rahmen für das Verständnis der palästinensischen Zwangslage ein "stufenweiser Völkermord in Phasen" sei. Sie erläuterte, dass sich der Gazastreifen derzeit in einer eskalierten Phase dieses völkermörderischen Verlaufs befindet, und warnte, dass die Westbank am Rande derselben Gefahr steht.
Deek betonte, dass Palästinenser und alle Interessengruppen, die sich für den palästinensischen Kampf einsetzen oder damit in Verbindung stehen, in ein sorgfältig orchestriertes und wissenschaftlich kalibriertes Projekt der psychosozialen, rechtlichen und politischen Manipulation verstrickt sind. Sie erklärte, dass dies der Beginn unserer Arbeit sein muss, und setzte sich vehement für das Recht auf Rückkehr ein. Sie plädierte für die Entkriminalisierung des bewaffneten Widerstands in Palästina.
Declan Kearney, der derzeitige nationale Vorsitzende von Sinn Féin, brachte die Unterstützung Irlands für den Kampf der Palästinenser und die Geschichte des gemeinsamen Kampfes in Südafrika und Irland zum Ausdruck. "Wir sind mit dem palästinensischen Volk auf seinem langen Weg in die Freiheit und werden es niemals im Stich lassen.“ Er sagte, die Solidarität der einfachen Menschen für Palästina in der ganzen Welt sei "beispiellos“ und die Klage Südafrikas vor dem IGH gegen Israel sei "mutig“. Er sei überzeugt, dass Israel den palästinensischen Widerstandsgeist niemals besiegen werde, so der irische Politiker.
"Die Palästinenser werden ihr Land nicht verlassen, sich nicht ergeben oder aufgeben"
Mustafa Barghouti, ein palästinensischer Menschenrechtsaktivist und Politiker, bekräftigte, dass die Palästinenser ihr Land nicht verlassen, sich nicht ergeben oder aufgeben werden.
"Wir werden nicht verzeihen, was den Palästinensern widerfahren ist. Die Entmenschlichung der Palästinenser. Sie haben den Palästinensern nicht erlaubt, ihre Angehörigen zu beerdigen", sagte Mustafa Barghouti, ein palästinensischer Menschenrechtsaktivist und Politiker, auf der Konferenz. Barghouti sagte, was in Palästina geschehe, sei eine globale Ungerechtigkeit gegen ein Volk. "Was wir erleben, ist nicht nur Apartheid, sondern ein böser Plan des israelischen Siedlersystems, Palästina zu zerstören. 70% der palästinensischen Bevölkerung sind vertrieben worden", fügte er hinzu.
Er sagte, die Welt sollte sich fragen, wo das Völkerrecht und die Menschenrechte angesichts des andauernden israelischen Krieges gegen Gaza und anderer globaler Konflikte bleiben. Barghouti dankte Südafrika auch dafür, dass es sich an die Seite des unterdrückten palästinensischen Volkes gestellt und Israel vor den Internationalen Gerichtshof gebracht hat, wo es des Völkermordes angeklagt ist.
"Es ist wichtig zu erkennen, dass die Nakba nicht nur 1948 stattfand."
Mohannad al-Qaisi, ein Zeuge und Opfer der israelischen Apartheid, berichtete von seinen Erfahrungen, die er in einem Flüchtlingslager im Westjordanland gemacht hat.
"Wir haben fast alles erlebt, was man in schwierigen Zeiten erleben kann. Aber ich war in Südafrika und habe mir von den Menschen dort erklären lassen, was Apartheid bedeutet. Ich denke, dass wir in Palästina mehr als nur Apartheid erleben, wenn man es vergleicht. Ich wurde in einem Flüchtlingslager geboren, und das erste, was ich sah, als ich 1988 geboren wurde, war ein Zaun vor meinem Haus. Wenn wir rausgehen wollten, mussten wir uns absprechen. Auf einem Quadratkilometer lebten 15.000 Menschen. 1994 konnten wir den Zaun dank des Oslo-Abkommens niederreißen.”
Al-Qaisi erinnerte sich daran, dass seine Familie 1948 zu den 750.000 Menschen gehörte, die vertrieben wurden und ihre Dörfer verlassen mussten. Seit 1947, so Al-Qaisi, gebe es mehrere Millionen Flüchtlinge, die Palästina nicht besuchen dürfen und in Syrien, Jordanien oder im Libanon unter elenden Bedingungen leben.
Al-Qaisi erklärte: "Es ist wichtig zu erkennen, dass die Nakba nicht nur 1948 stattfand. Die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland und im Gazastreifen erlebt die Katastrophe jeden Tag, und es gibt kein einziges Haus im Westjordanland und im Gazastreifen, in dem nicht ein Familienmitglied verhaftet wurde oder verloren gegangen ist. Die gesamte Bevölkerung in Palästina leidet, und ich bin nur einer von ihnen. Vielleicht habe ich am wenigsten gelitten, wenn ich an meine Freunde denke, die getötet wurden."
"Wir leben in der Westbank jeden Tag unter ständigen militärischen Angriffen. Seit dem 7. Oktober 2024 wurden über 6.000 Palästinenser verhaftet, und insgesamt befinden sich 11.500 von ihnen im Gefängnis", sagte Al-Qaisi.
Al-Qaisi fuhr fort, dass Soldaten ungestraft auf Kinder schießen, um ihre Beine zu verletzen und sie so zu behindern, und dass viele Kinder nach einer Beinamputation mit Stöcken gehen.
Al-Qaisi schloss mit den Worten: "Die Unterstützung von Freunden in Südafrika bedeutet den Palästinensern sehr viel. Ich wurde gebeten, hier als Opfer oder als Zeuge aufzutreten. Ich habe mich bis heute, nachdem ich all dies erlebt habe, nie als Opfer gefühlt. Ich fühle mich immer noch als Freiheitskämpfer. Viele Menschen geben mir Hoffnung, trotz all dem, was wir durchmachen. Ich denke, dass viele von uns psychologische Hilfe von Ärzten benötigen, nicht nur physische, denn wir sind Zeugen von vielen grauenhaften Vorkommnissen. Aber wir verlieren die Hoffnung nicht, wenn wir sehen, dass die ganze Welt hinter den Palästinensern steht. Studenten in Amerika und Europa geben uns Hoffnung, dass wir die palästinensische Sache weiterführen können. Es ist eine globale Sache."
"Es ist kein Akt der Nächstenliebe, sondern ein Akt der Einheit zwischen Verbündeten"
Na'eem Jeenah vom Afro-Middle East Centre bezeichnete den 7. Oktober als Meilenstein in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.
"Der 7. Oktober hat alles verändert, und wenn wir das nicht anerkennen, meinen wir es mit unserer Solidarität nicht wirklich ernst. Der 7. Oktober war auch der Beginn der neuen Zerrüttung der globalen Ordnung, und deshalb müssen wir diesen Wert und diese Position anerkennen. Unsere Aufgabe ist es, das, was nach dem 7. Oktober geschehen ist, zu vertiefen, und ich bin mir sehr bewusst, dass ich über eine Zeit spreche, in der ein Völkermord stattfindet."
Jeenah zitierte den ehemaligen mosambikanischen Präsidenten Samora Machel über internationale Solidarität: "Es ist kein Akt der Nächstenliebe, sondern ein Akt der Einheit zwischen Verbündeten, die auf unterschiedlichen Terrains für dieselben Ziele kämpfen. Solidarität ist eine Behauptung, dass kein Volk allein ist, kein Volk im Kampf um Fortschritt isoliert ist. Solidarität ist die bewusste Allianz der fortschrittlichen und friedliebenden revolutionären Kräfte im gemeinsamen Kampf gegen Kolonialismus, Kapitalismus und Imperialismus."
Erklärung von Johannesburg zu Israels Siedlerkolonialismus, Apartheid und Völkermord:
Auf dem Weg zu einer globalen Anti-Apartheid-Bewegung für Palästina
12. Mai 2024
Wir, Delegierte aus mehr als zwei Dutzend Ländern der Welt die sich vom 10. bis 12. Mai 2024 in Johannesburg (Südafrika) treffen, drücken die Ansichten von Millionen von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten aus, mit und ohne Glauben, mit unterschiedlichen politischen und ideologischen Ansichten, die empört sind über ein Jahrhundert Kolonialismus, 75 Jahre andauernder Nakba, 75 Jahre israelischem Völkermord, Kolonialismus und Apartheid; mehr als 75 Jahre Landraub; 75 Jahre Unterdrückung und Verweigerung von Grundrechten und Freiheiten. Die Palästinenser im Westjordanland (einschließlich Jerusalem), im Gazastreifen, in den 48er Gebieten, den Flüchtlingslagern und in der Diaspora leiden seit Jahrzehnten unter der zionistischen Militärmaschinerie.
Wir sind seit sieben Monaten Zeugen eines anhaltenden Völkermords. Die Welt hat zugesehen, wie Israel brutal Gaza vom Land, vom Meer und aus der Luft bombardiert und in ein Vernichtungslager verwandelt hat. Israel hat die Lebensbedingungen der Menschen in Gaza zerstört, einschließlich medizinischer Versorgung, Ernährung und Bildung, Infrastruktur. Israel setzt sexuelle Gewalt, Hunger, den Entzug von Wasser, Medikamenten und medizinische Hilfe als Kriegswaffen gegen 2,3 Millionen Zivilisten in Gaza ein - unter Verletzung des Völkerrecht und jedes Gefühl für Ethik und Moral.
Das Ausmaß des Gemetzels in Gaza wird durch die Entdeckung von Massengräbern immer noch aufgedeckt. Israel ermordet vorsätzlich Kinder und Frauen; Frauen, die Leben schaffen, erhalten und verteidigen. Wir widersetzen uns Israels reproduktivem Völkermord. Israel zerstört die Umwelt und die Infrastruktur des Gazastreifens, um ihn unbewohnbar zu machen.
Israels mächtige westliche Verbündete, vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika und einige europäische europäischen Staaten, unterstützen diesen Völkermord am palästinensischen Volk durch die Lieferung von modernsten Waffen. Sie schützen Israel auch auf diplomatischer und politischer Ebene, einschließlich das Veto des UN-Sicherheitsrats und die Ablehnung von Sanktionen gegen den Apartheidstaat trotz seiner ungeheuerlichen Verstöße gegen das Völkerrecht. Die westlichen politischen und wirtschaftlichen Eliten profitieren vom Blut und Leben der Palästinenser in einer Form von unentschuldbarem Kriegskapitalismus.
Der Krieg, den Israel und seine völkermordenden Helfer seit Jahrzehnten führen, richtet sich nicht nur gegen das palästinensische Volk, sondern gegen die gesamte Menschheit.
Aber die Palästinenser und die Menschen in der Welt schweigen nicht.
Die Palästinenser haben sich in der ganzen Welt Gehör verschafft, unter den Trümmern, in den Flüchtlingszelten in Gaza, durch den Widerstand im gesamten besetzten Palästina. Ihr Schmerz ist zu unser aller Schmerz geworden; ihr Zorn ist unser Zorn; ihre Standhaftigkeit ist unsere Standhaftigkeit; ihr Kampf, unser Kampf.
Die Stimmen der gerechtigkeitsliebenden Menschen auf der ganzen Welt sind auf unseren Straßen, in den Medien, in den sozialen Medien, in unseren Studentencamps vor Universitäten, in Gotteshäusern, Gerichten, Arbeitsplätzen und Schulen zu hören.
Diese Stimmen werden in multilateralen Institutionen, vor internationalen Gerichten von politischen Führern und Regierungen mit Gewissen verstärkt. Die hartnäckigen Bemühungen der Regierung Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof sind in diesem Zusammenhang hervorzuheben. Diese Bemühungen müssen die strafrechtliche Verfolgung aller israelischen Kriegsverbrecher einschließen. Wir werden bei unseren Mobilisierungen nicht locker lassen, um Druck auf die Regierungen auszuüben, damit sie Israel sanktionieren.
All diese Stimmen innerhalb und außerhalb Palästinas wenden sich entschieden gegen den zionistischen Siedlerkolonialismus, gegen Rassismus, Apartheid und Völkermord. Wir sind inspiriert von der Afrikanischen Charta der Menschen- und Völkerrechte, die sich 'verpflichtet, Kolonialismus, Neokolonialismus, Apartheid, Zionismus zu beseitigen und ... alle Formen der Diskriminierung abzuschaffen". Zionismus ist Rassismus!
Wir verstärken die Stimmen der Wut und des Widerstands gegen die Gewalt und Ungerechtigkeit Israels und gegen die imperialistischen Machenschaften gegen die Palästinenser und andere Völker auf der Welt.
Inspiriert von der weltweiten Anti-Apartheid-Bewegung, die zur Beendigung der Apartheid in Südafrika und Namibia beigetragen hat, erheben wir uns nun als Fortsetzung dieser Bewegung,
- um dem Siedlerkolonialismus und der Apartheid Israels und seiner Hintermänner entgegenzutreten,
- um sicherzustellen, dass Israel und diejenigen, die sich an seinem Völkermord mitschuldig gemacht haben, zur Rechenschaft gezogen werden,
- um den Kampf für die Befreiung des palästinensischen Volkes zu unterstützen, für die Wiederherstellung seines Rechts auf Freiheit, Würde, Selbstbestimmung, Rückkehr und Widerstand, wie es das Völkerrecht garantiert.
Wir erheben uns jetzt als Teil einer globalen Anti-Apartheid-Bewegung für Palästina, in Solidarität mit den Palästinensern aller Glaubensrichtungen, Herkunft und Ideologien, die gegen Besatzung, Kolonialismus, Apartheid und Völkermord in Palästina und auf der ganzen Welt kämpfen. Ihr Heldentum, ihre Stärke und Standhaftigkeit inspirieren uns zu größerer Anstrengung und zu dringendem Handeln.
Wir treten entschlossen
- für einen sofortigen, bedingungslosen und dauerhaften Waffenstillstand zur Beendigung von Israels Völkermord ein,
- für den Rückzug der israelischen Streitkräfte,
- die Beendigung des Siedler- und Militärterrorismus im Westjordanland und
- die Aufhebung der Belagerung des Gazastreifens.
Die Palästinenser haben ein Recht auf Wiederaufbau von allem, was Israel zerstört hat - auf Entschädigung und Wiedergutmachung. Wir werden nicht ruhen, bis die Nakba beendet und bis Palästina befreit ist.
Wir werden alle Strategien und Taktiken nutzen, um auf unser Ziel hinzuarbeiten, einschließlich des Einsatzes für die totale Isolierung des israelischen Apartheidstaates - wie es die Anti-Apartheid-Bewegung gegen den südafrikanischen Apartheidstaat getan hat - durch Boykotte, Desinvestitions- und Sanktionskampagnen und andere Strategien in unserem Aktionsplan.
Wir fordern die sofortige Freilassung aller palästinensischen politischen Gefangenen, Inhaftierten und Geiseln und verlangen ein Ende der willkürlichen Verhaftungen und der Verwaltungshaft sowie von Entführungen und Folter von Gefangenen.
Wir begrüßen Regierungen, die sich verpflichtet haben, dem israelischen Unrecht entgegenzutreten und gegen Kolonialismus und Apartheid zu wenden und im Einklang mit ihren moralischen und rechtlichen Verpflichtungen als Mitglieder der internationalen Gemeinschaft zu handeln.
Wir verurteilen die Regierungen, die das zionistische Projekt unterstützt haben oder sich mitschuldig gemacht haben, die - von Balfour bis Biden - selbst dann Komplizen sind, wenn Israel einen Völkermord begeht und ungestraft gegen das Völkerrecht verstößt. Israels Angriff richtet sich gegen die menschlichen Werte der Wahrheit, der Rechte, der Gerechtigkeit, der Gleichheit und der Fairness; er verschärft Rassismus und gewaltsame Unterdrückung und bedroht die Menschheit mit nuklearer Zerstörung.
Sich an die Seite des palästinensischen Volkes zu stellen, bedeutet, sich für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Gleichheit einzusetzen; es bedeutet, sich gegen alle Formen von Rassismus zu stellen: antipalästinensischen Rassismus, antischwarzen Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie.
Unser Aktionsplan legt die Entfaltung und das Wachstum einer globalen Anti-Apartheid-Bewegung fest. Wir sind entschlossen, uns mit Nachdruck für die vollständige Befreiung des palästinensischen Volkes einzusetzen.
Mit dieser ersten Globalen Anti-Apartheid-Konferenz für Palästina haben wir einen Prozess eingeleitet - der auf der jahrzehntelangen weltweiten Mobilisierung aufbaut -, um die Solidarität mit Palästina zu verstärken und eine Anti-Apartheid-Bewegung aufzubauen, einschließlich des Aufrufs auf der Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban im Jahr 2001 und des Aufrufs der palästinensischen Zivilgesellschaft zu Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel.
Wir rufen alle Solidaritätsbewegungen auf der ganzen Welt auf, sich den Bemühungen um den Aufbau einer globalen Anti-Apartheid-Bewegung anzuschließen, die sich an die Seite aller unterdrückten und ausgebeuteten Menschen stellen wird.
Wir verpflichten uns, das Apartheidland Israel zu isolieren, indem wir den Boykott von Konsumgütern, Wissenschaft, Sport, Kunst und Kultur intensivieren, und die Kampagne für wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen verstärken. Wir werden vorrangig seine Schifffahrtsrouten blockieren und uns für ein Waffenembargo gegen Israel einsetzen. Wir werden jene bekämpfen, die die israelischen Besatzungstruppen unterstützen, finanzieren, mit Waffen versorgen und sich ihnen anschließen.
Genauso wie die globale Anti-Apartheid-Bewegung dem südafrikanischen Apartheidstaat keine Zugeständnisse gemacht hat, bevor das Apartheidsystem nicht vollständig aufgelöst wurde, weigern auch wir uns, Zugeständnisse zu machen bis zur vollständigen Beseitigung des israelischen Siedlerkolonialprojekts. Dazu verpflichten wir uns und wir werden nicht aufhören, bis unser Ziel erreicht ist.
Palästina wird frei sein, vom Fluss bis zum Meer!
Amandla!
Awethu!
Alle Macht dem Volk!
Quelle: https://assets-global.website-files.com/6364ebb4927fbc4330221d8f/664357cff4efafaba6967b27_8eNWAQjR2Nb06DKKaVmt87H5O2fBGH9GKNGLn2V-Dkk.pdf
eigene Übersetzung
Anmerkungen
[1] https://antiapartheid.net/
zum Thema
- Anti-Apartheid-Konferenz auf X: https://x.com/antiapartheid24
- 'From the river to the sea': Was bedeutet der Pro-Palästina-Spruch eigentlich?
- Israel ignoriert IGH. Massaker in Rafah
- Der IGH entzieht Israel die Lizenz zum Töten
- IStGH beantragt Verhaftung von Netanjahu und Gallant wegen Kriegsverbrechen in Palästina
- Solidarität mit Gaza. Nicht nur reden, sondern auch handeln.
- Der Horror in Rafah. Erinnerungen an die Nakba
- Nakba 2024: Stoppt die ethnische Säuberung und den Völkermord
- Interview mit Ghassan Abu Sitta: "In Rafah ist das militärische Ziel ein Massaker an den Palästinensern."
- Ghassan Abu Sitta: "Ich habe 43 Tage in den jetzt zerstörten Krankenhäusern von Gaza gearbeitet. Meine Gedanken sind immer noch dort."
- Bombardiertes Hauptquartier, getötete Journalist:innen und Verbot: Wie Israel Al Jazeera ins Visier nimmt
- Wieder eine Nakba? Durchgesickerte Dokumente bestätigen israelischen Plan, Palästinenser:innen nach Ägypten zu vertreiben
- UN-Bericht: Anatomie eines Völkermordes
- Experten: "Fast ein Viertel der Bevölkerung Gazas vom Tod bedroht"
- Internationaler Gerichtshof: "Momentan" keine Dringlichkeitsmaßnahmen erforderlich. Aber Nicaragua-Klage gegen Deutschland wird weiter behandelt.
- Internationaler Gerichtshof: Nicaragua beschuldigt Deutschland der Beihilfe zum Völkermord. Deutschland weist Anschuldigungen zurück
- Berlin nach Den Haag wegen Mittäterschaft.
- 'Lavender': KI-gesteuerter Vernichtungskrieg in Gaza. Eine Maschine, die 100 zivile Todesopfer für jeden Hamas-Offiziellen erlaubt
- Trümmer und Leichen. Die Überreste des Al Shifa Krankenhauses nach dem israelischen Angriff
- UN-Bericht: Anatomie eines Völkermordes
- Experten: "Fast ein Viertel der Bevölkerung Gazas vom Tod bedroht" | Lula: "Das ist kein Krieg, das ist ein Genozid."
- Israel raubt palästinensische Gasreserven und vergibt Lizenzen
- Nicaragua verklagt Deutschland vor dem IGH wegen Beihilfe zum Völkermord
- Entscheidung des IGH stürzt Bundesregierung ins Dilemma: Völkerrecht oder Unterstützung Israels
- Internationaler Gerichtshof: Israel muss völkermörderische Handlungen verhindern.
Wortlaut der einstweiligen Maßnahmen in deutscher Übersetzung ++ Vortrag des Urteils durch die Oberste Richterin Joan Donoghue in Stichpunkten ++ Video des Vortrags ++ vollständiger Text des Urteils in englischer Sprache ++ - Südafrika beschuldigt Israel vor dem Internationalen Gerichtshof des "Völkermords" in Gaza
in einem 84-seitigen Dokument werden der Vorwurf akribisch begründet - UN-Berichterstatterin: Völkermord in Gaza - Interview mit Francesca Albanese
- Die Hölle in den Krankenhäusern von Gaza, Massengräber im al-Shifa Hospital
- Retter in Gaza leiden unter dem Leid derer, die sie nicht retten konnten
- Wieder eine Nakba? Durchgesickerte Dokumente bestätigen israelischen Plan, Palästinenser:innen nach Ägypten zu vertreiben
- "menschliche Tiere", das ist "Rhetorik der Nazis ". Oder: Requiem für Gaza