Sa., 02.12.2023: Zweiter Akt. Die Feuerpause ist vorbei, unerbittlicher Beschuss im Süden. Schüsse auf weiße Fahnen. ++ Netanjahu: Krieg bis zum "totalen Sieg" ++ Massenmord in Gaza und Massenverhaftungen und gezielte Erschießungen im besetzten Westjordanland ++ Gegenseitige Vorwürfe über Ende der Feuerpause ++ Bundesregierung "respektiert" die Fortsetzung des Mordens ++ USA: Waffen für den Bombenterror Israels ++ Ethnische Säuberung und Völkermord: Netanjahu will den Gazastreifen "ausdünnen" - Israel "from the river to the sea"
https://twitter.com/j_alfarra/status/1730570973991055674
"Meine Mutter sagt mir, dass wir nur noch eine Option haben: den Tod zu akzeptieren. Egal, ob wir von hier weggehen oder nicht, jede Minute wird unsere letzte sein. (Die Israelis) sagen uns, wir sollen von Khan Younis nach Rafah gehen, und dann greifen sie Rafah an. Wir können nirgendwo hingehen. Wenn wir sterben, dann wenigstens zu Hause und nicht auf der Straße".
Dieser Beitrag von Jehan Al Farra, einer jungen Frau aus Gaza, wurde weltweit gelesen und Tausende Male gepostet. Es ist ein Hilferuf und leider auch eine Art Abschied, den die junge Frau gestern Morgen kurz nach dem Ende der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas an die Welt schickte. Er hätte von allen Palästinenser:innen geschrieben werden können, die unter dem israelischen Bombenhagel in Gaza herumirren und eine sicheren Ort suchen, auch im Süden, wo in den letzten Wochen Hunderttausende von Vertriebenen aus dem Norden auf der Suche nach einem Ausweg angekommen sind.
Israelischer Kriegsminister Gallant: "haben die Hamas wieder mit voller Wucht getroffen"
Nach sieben Tagen Feuerpause ist über Gaza die Hölle los. Ununterbrochen Luftangriffe ab Freitag 7 Uhr morgens sowie zahllose Artillerieangriffe - der israelische Kriegsminister Gallant beobachtete die Vernichtung der "menschlichen Tiere" von oben, an Bord eines Apache-Hubschraubers. (In Nazi-Jargon hat Yoav Gallant die Palästinenser:innen als "menschliche Tiere" bezeichnet: "Wir kämpfen gegen menschliche Tiere, und wir handeln entsprechend.")
"Heute Morgen haben wir die Hamas wieder mit voller Wucht getroffen - ich habe die Angriffswelle der Luftwaffe aus nächster Nähe beobachtet, in einem der Kampfhubschrauber über dem Himmel von Gaza - die Ergebnisse sind beeindruckend", schrieb Yoav Gallant in den sozialen Medien. Israels Regierungschef Netanjahu erklärte, dass der Krieg bis zum "totalen Sieg" geführt werde.
Bis Freitag um 20 Uhr gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 178 Tote und 589 Verletzte, darunter viele Frauen und Kinder. (Nachtrag Sonntag: Nach Angaben des Regierungsmedienbüros in Gaza wurden in den letzten 24 Stunden über 700 Palästinenser:innen durch israelische Luftangriffe im belagerten Gazastreifen getötet.)
"Die Tatenlosigkeit von Personen mit Einfluss bedeutet die Tötung von Kindern zu erlauben."
James Elder, Sprecher von UNICEF
Israel: Am Freitag mehr als 400 Ziele im Gazastreifen angegriffen
Heute morgen teilte die israelische Armee mit, dass sie am Freitag im gesamten Gazastreifen mehr als 400 "Terrorziele" angegriffen habe. An den Einsätzen seien die Luftwaffe, Bodentruppen sowie die Marine beteiligt gewesen. Kampfjets hätten unter anderem mehr als 50 Ziele in der Gegend um die Stadt Khan Younis im Süden des Palästinensergebiets bombardiert.
Am heutigen Samstag sind allein bei einem einzigen israelischen Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Jabalia im Norden von Gaza mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Dies berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Nach Angaben eines Wafa-Korrespondenten schlug eine Rakete in einem Wohnhaus in dem überfüllten Lager ein (Foto). (Nachtrag: Am Sonntag, 3.12., erklärte der palästinensiche Zivilschutz, dass sie 300 Tote in den Ruinen gefunden hätten. "Mindestens 300 sind tot und es werden noch viele unter den Trümmern vermisst.")
Zwei Krankenschwestern wurden durch eine Bombe getötet, als sie Verwundete in der Nähe des al-Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt evakuierten, das faktisch nicht mehr betriebsbereit ist. Den Beweis, dass unterhalb des al-Shifa-Krankenhauses in einem mehrstöckigen Bunkersystem die Kommandozentrale der Hamas sei, blieb Israel schuldig. Aber wer fragt da noch danach? Das Ziel, die medizinische Versorgung zu zerstören, um die Palästinenser:innen zu vertreiben, hat die israelische Armee erreicht.
Auch Khan Younis, Rafah und andere Orte und Flüchtlingslagern werden mit Bombenteppichen belegt, Bomben und Raketen schlugen nur wenige Meter von Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen entfernt ein, in denen Tausende von Vertriebenen untergebracht sind.
Israels massive Bombardements im Süden des Gazastreifens, wo ein Großteil der palästinensischen Zivilbevölkerung auf engstem Raum Zuflucht sucht, hat unter Hilfsorganisationen für Entsetzen und Empörung gesorgt.
"Hunderte und Hunderte von Explosionen. An einem Ort, der so dicht mit Zivilisten bevölkert ist", schrieb der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder auf X. "Nirgendwo in Gaza ist es sicher und nirgendwo wird es sicher sein, bis diese humanitäre Pause in einen dauerhaften Waffenstillstand umgewandelt wird."
https://twitter.com/QudsNen/status/1731236592612790309
"Das ist ein Krieg gegen Kinder", prangerte er gestern die israelische Kriegsführung und die internationale Gemeinschaft an. "Die Tatenlosigkeit von Personen mit Einfluss bedeutet die Tötung von Kindern zu erlauben", sagt Elder, der sich gegenwärtig in Gaza aufhält
mit deutschen Untertiteln: https://twitter.com/Tarek_Bae/status/1730626070552969689
Original: https://twitter.com/1james_elder/status/1730475560323678402
Israel, so klagt der Sprecher des Zivilschutzes, Mahmoud Basal, an, habe "ein regelrechtes Massaker in Shujaiya begangen, bei dem etwa zehn Menschen ums Leben kamen, fünf Bürger wurden bei einem Überfall auf der Straße Salah al Din (der Gaza-Autobahn, Anm. d. Red.) getötet, obwohl sie eine weiße Flagge trugen. Ziel waren Häuser und Fahrzeuge".
Massenmord in Gaza und Massenverhaftungen und gezielte Erschießungen im besetzten Westjordanland
Mindestens 15.207 Palästinenser:innen wurden in Gaza nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums seit dem 7. Oktober durch die israelische Besatzungsarmee getötet, darunter 198 Mediziner:innen, 112 UN-Mitarbeiter:innen und 73 Journalist:innen. Mehr als 40.000 Menschen wurden durch die Angriffe verwundet und sind weitgehend ohne medizinische Versorgung, da Israel 130 Gesundheitseinrichtungen gezielt angegriffen und 20 Krankenhäuser durch die Angriffe außer Betrieb gesetzt hat.
Siebzig Prozent der Getöteten und Verwundeten sind Kinder und Frauen, mehr als 6.200 Kinder wurden durch die Bombenangriffe getötet. In Israel, so die offiziellen Angaben, wurden 1.200 Menschen getötet.
Das UN-Menschenrechtsbüro informierte, dass im besetzten Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem, seit dem 7. Oktober mehr als 3.200 Palästinenser:innen verhaftet wurden, davon 160 in den letzten sechs Tagen - oft ohne direkte Beweise für eine Straftat, so das UN-Menschenrechtsbüro. Häufig handelt es sich um Kinder, die Steine geworfen haben.
Sechs palästinensische Männer sind in diesem Zeitraum in israelischem Gewahrsam gestorben, ein Höchststand seit Jahrzehnten. Die Zunahme der Verhaftungen, die Berichte über Misshandlungen und die Nichteinhaltung eines ordnungsgemäßen Verfahrens geben Anlass zu ernsten Bedenken hinsichtlich der Einhaltung des Völkerrechts durch Israel, so das UN-Menschenrechtsbüro. Die im Zuge des Gefangenenaustausches aus den israelischen Gefängnissen freigelassenen Frauen und Kinder berichten übereinstimmend von Misshandlungen, Folter und Verweigerung medizinischer Hilfe.
Die israelischen Behörden verweigern dem Internationalen Roten Kreuz den Zutritt zu den Gefängnissen.
Zur Einschüchterung der Bevölkerung im besetzten Westjordanland haben Scharfschützen der israelischen Armee gezielt Kinder erschossen. Laut Angaben der UN wurden seit dem 7. Oktober 246 Zivilist:innen erschossen – bei mehr als einem Viertel handelt es sich um Kinder.
https://twitter.com/PalestineChron/status/1729841017430450198
https://twitter.com/QudsNen/status/1729843379666624783
Am Abend teilte der Rote Halbmond mit, dass Israel beschlossen habe, den Grenzübergang Rafah bis auf weiteres für humanitäre Hilfe zu blockieren. Eine Entscheidung, die, sollte sie von Israel offiziell bestätigt werden, einen schweren Schlag für die fast zwei Millionen Palästinenser bedeuten wird, die sich als Vertriebene oder Bewohner:innen im südlichen Gazastreifen aufhalten.
Hamas schlägt zurück
Die Hamas, die nach israelischen Angaben vor der Feuerpause verheerende Schläge einstecken musste und Hunderte von Kommandeuren und Tausende von Kämpfern verloren hat, hat gestern nicht tatenlos zugesehen. An verschiedenen Stellen im Norden und in Gaza-Stadt, in der Nähe des Rantisi-Krankenhauses, kam es zu Zusammenstößen zwischen Hamas-Kämpfern und israelischen Streitkräften. Außerdem feuerten sie Dutzende von Raketen auf den Süden und das Zentrum Israels, einschließlich Tel Aviv, ab. Auch andere bewaffnete Gruppen wie der Islamische Dschihad und der militärische Arm der Fatah, die Märtyrerbrigaden von Al Aqsa, beteiligten sich an den Kämpfen. Durch Mörsergranaten wurden fünf israelische Soldaten verwundet. Auch an der Nordgrenze zwischen dem Libanon und dem jüdischen Staat kam es erneut zu Spannungen und Feuergefechten zwischen Israel und der Hisbollah, bei denen zwei Menschen starben.
Gegenseitige Vorwürfe über Ende der Feuerpause
Die Appelle von Vertretern der wichtigsten Nichtregierungsorganisationen und humanitären Organisationen sowie von UN-Generalsekretär Guterres selbst, den Krieg zu beenden und zu einer Feuerpause zurückzukehren, um die Zivilbevölkerung wieder zu versorgen und zu unterstützen, blieben bisher erfolglos.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat das Auslaufen der Waffenruhe als "katastrophal" bezeichnet. Er forderte alle Seiten auf, für die Einhaltung einer Feuerpause zu sorgen. Die Bemühungen um eine Waffenruhe müssten aus humanitären und menschenrechtlichen Gründen verdoppelt werden.
UN-Generalsekretär António Guterres hat tiefes Bedauern über die Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen ausgedrückt. "Die Rückkehr zu Feindseligkeiten zeigt nur, wie wichtig es ist, einen echten humanitären Waffenstillstand zu haben", schrieb er auf der Plattform X . "Ich hoffe immer noch, dass es möglich wird, die Pause, die eingerichtet worden war, zu erneuern."
Philippe Lazzarini, Generalkommissar der UNRWA, warnte in einem Interview, dass bald mehr Palästinenser:innen an Krankheiten sterben werden, als unter den Bombardierungen.
Bundesregierung "respektiert" die Fortsetzung des israelischen Militäreinsatzes
Anders die deutsche Regierung. Die Bundesregierung "respektiert" die Fortsetzung des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen. Israel habe von Anfang an angekündigt, seine Militäraktion gegen die Hamas fortzusetzen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin. Die Bundesregierung respektiere das - "zumal nach dem Anschlag gestern in Jerusalem, bei dem ja auch Israelis getötet wurden, durch Terroristen der Hamas".
Israel wirft Hamas Verstoß gegen Feuerpause vor
Israel wirft der islamischen Widerstandsbewegung vor, gegen die Bedingungen der Waffenruhe verstoßen zu haben, indem sie nicht bis gestern Morgen um 7 Uhr die Liste mit den Namen von 10 weiteren israelischen Frauen und Kindern, die seit dem 7. Oktober im Gazastreifen als Gefangene festgehalten werden - darunter die Familie Bibas: Mutter und zwei Kinder (eines davon 10 Monate alt) -, vorgelegt hat, zu deren Freilassung sie sich zusätzlich zu den 81 in den vergangenen Tagen freigelassenen Personen (zu denen noch über 20 Ausländer hinzukommen) im Gegenzug für die Freilassung der palästinensischen politischen Gefangenen bereit erklärt hatte. Nach israelischen Angaben hat die Hamas noch 17 Frauen und Minderjährige in ihrer Gewalt, möchte aber nun in die von Katar vermittelten Verhandlungen auch die Freilassung von Soldaten und männlichen Erwachsenen im Austausch gegen weitere palästinensische Gefangene einbeziehen. Vier Geiseln aus dem Kibbuz Nir Oz wurden von der Hamas für tot erklärt, sie seien dem israelischen Bombenterror zum Opfer gefallen. Damit hat die Hamas nach Ansicht des israelischen Kriegskabinetts das Ende des Feuerpause herbeigeführt.
Dazu kam das Attentat an einer Bushaltestelle in Jerusalem, zu dem sich die Hamas bekannte und bei dem drei Menschen getötet und weitere verletzt wurden. Israels ultrareligiöser, rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir forderte ein Ende der Feuerpause. Ein willkommener Vorwand, waren die faschistischen und ultrareligiösen Kräfte in Netanjahus Regierung doch von Beginn an gegen die Feuerpause. (siehe kommunisten.de: Neve Gordon: "Das Abkommen wird nicht verlängert, die Ultra-Rechten werden es verhindern")
Hamas: Israel verantwortlich
Die Hamas hat eine andere Erklärung. Einer ihrer Führer, Osama Hamdan, erklärte gegenüber dem Fernsehsender Al Arabiya TV, Israel sei für das Scheitern der Waffenruhe verantwortlich, weil es angeblich versucht habe, weibliche Soldaten in die Liste der Zivilisten aufzunehmen und dann alle anderen Vorschläge abgelehnt habe.
Es ist schwierig, die Versionen der beiden Seiten zu überprüfen. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte jedoch, er habe bereits am Donnerstagabend und nicht gestern Morgen grünes Licht für die Fortsetzung der Offensive in Gaza gegeben. Und höchstwahrscheinlich war die Wiederaufnahme des Krieges bereits am Morgen abgesegnet worden, als US-Außenminister Antony Blinken bekräftigte, dass die Regierung Biden weiterhin das "Recht Israels auf Selbstverteidigung" gegen die Hamas unterstütze.
USA: Waffen für den Bombenterror Israels
Blinken wies nur darauf hin, dass US-Präsident Joe Biden aus Süd-Gaza nicht "solche Bilder" wie aus Nord-Gaza sehen wolle. Israel müsse Zivilisten, Krankenhäuser, Schulen und zivile Einrichtungen besser schützen und die Vertreibung der Bewohner des Gazastreifens unterlassen. Die Israelis sollten im nördlichen und zentralen Gazastreifen mehr sichere Zonen für Zivilist:innen ausweisen.
Diese Erklärungen der US-Regierung sind reine Heuchelei. Wie die US-Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf US-Beamte berichtete , haben die USA an Israel für den Krieg in Gaza 100 Bunkerbrecher-Bomben mit einem Gefechtskopf vom Typ BLU-109 sowie weitere Zehntausende andere Waffen geliefert. Die Lieferung von zusätzlichen Waffen und Munition, darunter etwa 15.000 Bomben sowie 57.000 Artilleriegeschosse, habe kurz nach dem Hamas-Angriff auf Israel begonnen und sei in den vergangenen Tagen fortgesetzt worden.
So erweist sich der Bombenregen auf Gaza als Geldregen für die US-amerikanischen Rüstungskonzeren.
Ethnische Säuberung und Völkermord
Während gestern Bomben auf den Gazastreifen fielen und zahllose unschuldige Opfer forderten, verteilte Israel Flugblätter an die palästinensische Bevölkerung, in denen die Bewohner verschiedener Orte im Osten aufgefordert wurden, ihre Häuser sofort zu verlassen und nach Westen zu gehen.
Auch Khan Younis im Süden wurde zum "Kriegsgebiet" erklärt und die ca. 400.000 Einwohner:innen zum Verlassen der Stadt aufgefordert. In den Flugblättern erscheint der Gazastreifen in Hunderte winziger Quadrate unterteilt, die mit einer Nummer gekennzeichnet sind: Die Zivilbevölkerung soll sich in die Gebiete begeben, die von Zeit zu Zeit von der israelischen Armee vor militärischen Eingriffen angezeigt werden.
In diesen Flugblättern ist an der Grenze zu Ägypten eine "Pufferzone" eingezeichnet. Am Abend wurde berichtet, dass Israel Ägypten, Jordanien, die Emirate, die Türkei und Saudi-Arabien darüber informiert hat, dass es einen Sicherheitsstreifen auf der palästinensischen Seite der Grenze zum Gazastreifen abstecken will. Ein Berater von Premierminister Netanjahu erklärte, es handele sich um einen Plan zur "Entmilitarisierung des Gazastreifens und zur Deradikalisierung" des kleinen palästinensischen Gebiets.
Netanjahu will den Gazastreifen "ausdünnen" - Israel "from the river to the sea"
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat einen seiner engsten Mitarbeiter beauftragt, nach Möglichkeiten zu suchen, die Bevölkerung des Gazastreifens auszudünnen", berichtete die israelische Zeitung Israel Hayom am Freitag.[1]
Nach Angaben der Zeitung wies Netanjahu seinen Minister für strategische Planung und engen Mitarbeiter Ron Dermer an, einen Plan für den "Tag danach" in Gaza zu entwickeln, der "eine Massenflucht [der Palästinenser] in europäische und afrikanische Länder" ermöglicht, indem er Seewege aus dem Gazastreifen öffnet.
Der geheime Plan, der von Hayom eingesehen wurde, wird "wegen seiner offensichtlichen Brisanz" streng geheim gehalten, heißt es in dem Bericht, der hinzufügt, dass "Netanjahu dies als ein strategisches Ziel betrachtet".
Dies entspricht dem Punkt Drei des offiziellen Dokuments des israelischen Geheimdienstministeriums, in dem die gewaltsame und dauerhafte Umsiedlung der 2,2 Millionen palästinensischen Bewohner:innen des Gazastreifens geplant wird. Demnach sollen alle Fluchtwege aus dem Gazastreifen - mit Ausnahme des Grenzübergangs Rafah nach Ägypten - abgeriegelt werden, so dass es für die Palästinenser:innen nur noch einen Weg gibt, der Zerstörung zu entkommen. 2,2 Millionen Palästinenser:innen werden an diese Grenze gedrängt und schreien nach einem Ausgang aus den "Killing Fields". "Es ist wichtig, die Verkehrswege in Richtung Süden benutzbar zu lassen, um die Evakuierung der Zivilbevölkerung in Richtung Rafah zu ermöglichen", so in dem Dokument des Ministeriums.
Der Plan läuft im Wesentlichen auf eine Wiederholung dessen hinaus, was die Palästinenser:innen als "Nakba" - "Katastrophe" - bezeichnen: die Massenvertreibung der palästinensischen Bevölkerung im Jahr 1948, um Platz für die Gründung des Staates Israel zu schaffen – diesmal für ein Israel "from the river to the sea".
"Und wieder versucht Israel im Namen der Selbstverteidigung etwas zu rechtfertigen, was einer ethnischen Säuberung gleichkäme," alarmiert Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete. "Es besteht die große Gefahr, dass sich die Nakba von 1948 und die Naksa von 1967 wiederholen, allerdings in einem größeren Ausmaß", so Albanese.[2]
Wieder eine Nakba? Durchgesickerte Dokumente bestätigen israelischen Plan, Palästinenser:innen nach Ägypten zu vertreiben |
Fußnoten
[1] https://www.israelhayom.co.il/magazine/hashavua/article/14889801
[2] [2] UN Human Rights, 14.10.2023: UN expert warns of new instance of mass ethnic cleansing of Palestinians, calls for immediate ceasefire
https://www.ohchr.org/en/press-releases/2023/10/un-expert-warns-new-instance-mass-ethnic-cleansing-palestinians-calls
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